Schmilau (pm). Herzogtum direkt Leser Werner Büttner beschäftige sich schon länger mit dem Gedanken, auf eine wenig oder gar nicht bekannte Tatsache aus der St. Lorenz Kapelle in Schmilau hinzuweisen. Deshalb hat er einen Text über die Tatsache verfasst, dass die alte „Magnussen-Orgel“ aus Schmilau seit 1980 im Musikinstrumente Museum in Berlin steht und bis heute bespielbar ausgestellt ist.
In der Gemeinde Schmilau mit ihren rund 600 Einwohnern steht die kleine St. Lorenz Kapelle. Sie stammt aus dem 11. Jahrhundert. Ihre Gründung hängt zusammen mit der Kolonialisierung des Lauenburger Landes. In dieser Zeit gab es immer wieder Rückschläge in der christlichen Entwicklung dieses Gebietes. Ein Zeugnis davon ist die Steinigung des Abtes Ansverus aus dem damaligen Kloster St. Georg auf dem Berge in Ratzeburg im Jahr 1066. Die zum Kloster gehörende Kirche wurde in diesem Zusammenhang zerstört. Sie gilt als Mutterkirche der Schmilauer Kapelle, deren Gründung auf das Jahr 1210 datiert wird.
Dass die Kapelle damals als Kirche gegründet wurde, beweist die Sakristeitür an der Nordwand des Chorraumes. Eine Sakristei wurde in der Kirche nur zur Aufbewahrung der Geräte und Gewänder der Priester gebraucht.
Für diese Kirche in Schmilau wurde damals ein Teil des Kirchspiels St. Georgsberg abgespalten und umfasste das Gebiet Schmilau, Dermin Ratzeburg sowie Römnitz und Ziethen. Da die St. Petri Kirche in Ratzeburg erst etwa 1350 gebaut wurde, wird auch die Insel Ratzeburg dazu gehört haben, wie auch das Kloster Marienwohlde. Der Dom zu Ratzeburg war damals ausschließlich Bischofssitz und hatte kein eigenes Kirchspiel.
Zur damaligen Ausstattung der Kirche gehörte auch ein großer Taufstein aus Granit, die sogenannte „Smilauer Döp“. Sie stammt vermutlich aus dem 12. Jahrhundert und war lange Zeit verschollen, bis der damalige Pastor Klingenberg sie 1973 auf einem Grundstück auf dem Dermin in Ratzeburg als Viehtränke wieder entdeckte. Wegen ihrer Größe wurde sie nicht mehr in der Kapelle Schmilau aufgestellt, sondern dient seither als Taufstein in der St. Georgsberger Kirche in Ratzeburg.
Eine andere Besonderheit ergab sich aus der Renovierung der Kapelle in den Jahren 1978/80. In diesem Zusammenhang wurde das Spitzbogenfenster an der Ostwand im Altarraum wieder geöffnet und mit einem sehr schönen Betonglasfenster des Künstlers Günter Hansing versehen. Dieses Fenster mit seinen tiefen Blautönen und einem rotgelb aufleuchtenden Zentrum hat besonders am Morgen bei aufgehender Sonne eine schöne Ausstrahlung und lädt zur Meditation ein.
Im Zuge dieser Renovierung diskutierte der Renovierungsausschuss auch über die Marcussen-Orgel, die in den Jahren von 1906 bis 1980 benutzt wurde. Bei dieser Orgel, ein Kleinod der Orgelbaukunst, erfolgt die Übertragung der Luft vom Manual auf die Orgelpfeifen durch flexible Luftschläuche und -kanäle. Leider entstand durch die inzwischen in die Jahre gekommenen Übertragungswege sehr viel „Nebenluft“ mit entsprechenden Störgeräuschen.
Hier stand der Ausschuss (der Autor ist das letzte lebende Mitglied des Ausschusses) vor einer schwierigen Frage: auf der einen Seite war der Zustand der Orgel nicht mehr gut, auf der anderen Seite handelte es sich um ein besonderes Exemplar der Orgelbaukunst, was es zu erhalten galt. Erst als das Musikinstrumente–Museum Berlin die Übernahme der Orgel zugesagt hatte, wurde die neue Paschen-Orgel in Kiel in Auftrag gegeben.
Und so ergab es sich, dass die alte Marcussen-Orgel in Berlin bespielbar aufgebaut wurde und dort auch heute noch fast täglich einmal bespielt wird, wie die Leiterin Professor Dr. Conny Restle in einem kürzlich geführten Telefongespräch bestätigte! Auf diese Weise bleibt die Marcussen-Orgel aus Schmilau für die Nachwelt in Berlin erhalten. Dort steht sie bescheiden in der Nähe einer großen Wurlitzer Orgel.