Kiel (pm). Um Agroforstsysteme in Schleswig-Holstein zu stärken, hat das vom Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) initiierte Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft ein neues Modell- und Demonstrationsvorhaben auf den Weg gebracht. Ziel des Projekts ist es, die Widerstandsfähigkeit landwirtschaftlicher Flächen gegenüber klimatischen Veränderungen zu erhöhen und die Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Das Vorhaben wird unter Praxisbedingungen auf dem Eichhof der Familie Riecken in Großbarkau umgesetzt. Landwirtschaftsstaatssekretärin Anne Benett-Sturies überreichte hierfür heute (28. April) einen Förderbescheid in Höhe von rund 215.000 Euro an die Projektinitiatoren Nicole Maack und Felix Riecken.

Landwirtschaftsstaatssekretärin Anne Benett-Sturies sagte dazu: „Die landwirtschaftliche Produktion steht vor immer größeren Herausforderungen durch den Klimawandel. Extremwetterereignisse wie Dürreperioden und sich verändernde klimatische Bedingungen stellen uns vor neue Aufgaben. Gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass die Landwirtschaft weiterhin einen wesentlichen Beitrag zur Nahrungsmittelproduktion und zum Klimaschutz leistet. Das Modell- und Demonstrationsvorhaben im Agroforstbereich ist ein zukunftsweisendes Beispiel, wie wir beides miteinander vereinen können. Mit der Förderung von Agroforstsystemen schaffen wir eine mögliche Lösung, die sowohl die Resilienz der Landwirtschaft gegenüber extremen Wetterereignissen stärkt als auch zur Kohlenstoffbindung beiträgt. Als Landesregierung sehen wir es als unsere Verantwortung, die Landwirtinnen und Landwirte bei dieser Anpassung zu unterstützen und gleichzeitig innovative Landnutzungsformen voranzutreiben. Mit diesem Projekt leisten wir einen Beitrag, um die Erkenntnisse zum Agroforstsystem zur Klimaanpassung und zum Klimaschutz in Schleswig-Holstein zu vertiefen.“
Nicole Maack und Felix Riecken, die Projektinitiatoren, ergänzten: „Mit der rechtlichen Anerkennung von Agroforstsystemen seit 2023 ist nun auch die Planungssicherheit für Landwirtinnen und Landwirte gegeben, moderne, standortangepasste Systeme zu etablieren, die ökonomische, ökologische und soziale Vorteile vereinen. Diese Systeme schaffen nicht nur Struktur- und Artenvielfalt, sondern fördern auch die Biodiversität und tragen zur Stabilisierung landwirtschaftlicher Erträge bei. Gleichzeitig wird durch die dreidimensionale Nutzung der Fläche die Photosyntheseleistung gesteigert, was zu einer höheren Flächenproduktivität führt – und das ohne zusätzlichen Einsatz externer Betriebsmittel. Die so entstehende Kulturlandschaft verbindet Landwirtschaft und Naturschutz, was der Landwirtschaft gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung bringt. Dies kann durch die Pionierarbeit der letzten Jahre auf Rieckens Eichhof bestätigt werden, wo unterschiedliche Agroforstsysteme erprobt und weiterentwickelt wurden. Als Pioniere auf diesem Gebiet freuen wir uns darauf, unsere Erfahrungen weiterzugeben, um Landwirtinnen und Landwirte bei der Planung, Pflanzung und Etablierung von Agroforstsystemen zu unterstützen.“
Das Vorhaben, an dem auch der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) und der Verein Boben Op mitwirken, zielt darauf ab, praxisnahe Erkenntnisse über die Planung, Umsetzung und langfristige Bewirtschaftung von Agroforstsystemen zu gewinnen, die im Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) förderfähig sind. Ziel ist es, diese Lösungen für Landwirtinnen und Landwirte sowie Interessierte zugänglich zu machen. Nach der Planungsphase und Etablierung des Systems liegt der Fokus auf der Verbreitung der Erfahrungen, um die Neuanlage weiterer erfolgreicher Agroforstsysteme zu fördern. Die gewonnenen Erkenntnisse aus diesem Prozess sowie frühere Erfahrungen bei der Etablierung von Agroforstsystemen sollen in die Erstellung eines Handlungsleitfadens zur Etablierung von Agroforstsystemen in Schleswig-Holstein einfließen.
Hintergrund:
Das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) hat das von einem Experten-Netzwerk getragene Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft ins Leben gerufen, um den Herausforderungen des Klimawandels auf die schleswig-holsteinische Landwirtschaft zu begegnen.
Neben der Organisation verschiedener Veranstaltungsformate wie einer Veranstaltungsreihe zur „Zukunft der Landwirtschaft in den Niederungen“ sowie einer Webinar-Reihe zum „Klimaschutz in der Landwirtschaft: Ursachen, Minderungsziele und Maßnahme“ befasst sich das Kompetenzzentrum unter anderem mit der Fragestellung zu den ökonomischen Auswirkungen einer klimaangepassten Landbewirtschaftung. Hierzu wurden zwei Gutachten auf den Weg gebracht und abgeschlossen. Aktuell befinden sich weitere Projekte in der Bearbeitung, wie beispielsweise zur Inwertsetzung von Methanreduzierungen in der Milchwirtschaft, dem CO2-Fußabdruck landwirtschaftlicher Produkte und Klimaanpassungsmaßnahmen. Darüber hinaus fördert das Kompetenzzentrum verschiedene Projekte im Bereich der Bildungsarbeit.
Weitere Informationen finden sich unter www.schleswig-holstein.de/klimakompetenzzentrum