Lübeck (pm) Die Justizvollzugsanstalt (JVA) Lübeck erhält als erste Haftanstalt in Schleswig-Holstein eine krankenhausähnliche vollstationäre psychiatrische Abteilung. Am Montag (17. Februar 2025) setzten Justizministerin Kerstin von der Decken und Finanzministerin Silke Schneider zusammen mit Anstaltsleiter Marc Arnold und Gabriele Pfründer, Geschäftsbereichsleiterin Landesbau der Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR (GMSH), den symbolischen ersten Spatenstich für den Neubau.
In der vollstationären psychiatrischen Abteilung können die Gefangenen gestaffelt nach Therapiefortschritt und Aufenthaltsdauer in unterschiedlichen Bereichen behandelt werden. Der Neubau, der unter der Leitung der GMSH entsteht, soll bis Ende 2028 fertiggestellt werden. Aktuell wird mit Baukosten in Höhe von rund 26 Millionen Euro gerechnet, die vom Land getragen werden. Weitere rund 224.000 Euro aus dem Infrastrukturmodernisierungsprogramm IMPULS fließen in eine Photovoltaikanlage der neuen Abteilung, die einen Teil des Strombedarfs decken wird.
Justizministerin Kerstin von der Decken betonte: „Im Justizvollzug steht das Ziel einer gelingenden Resozialisierung im Vordergrund. Hierfür brauchen wir unter anderem entsprechende medizinische Angebote für die Gefangenen. Zu diesen gehören auch psychiatrische Behandlungsangebote, die wegen des steigenden Anteils von Gefangenen mit einem entsprechenden Behandlungsbedarf immer wichtiger werden. Somit ist es ein echter Meilenstein, dass die JVA Lübeck nun als erste Haftanstalt in Schleswig-Holstein eine vollstationäre psychiatrische Abteilung erhält. Damit entstehen moderne Strukturen und kurze Wege für eine bestmögliche psychiatrische Versorgung der Gefangenen. Für die Umsetzung des Bauprojekts wünsche ich allen Beteiligten ein gutes Gelingen.“
In ihrem Grußwort erklärte Finanzministerin Silke Schneider die Finanzierung des Bauprojekts: „Für den Bau der vollstationären psychiatrischen Abteilung stellt das Land rund 26 Millionen Euro aus dem Haushalt bereit. Dazu kommen rund 224.000 Euro aus IMPULS für eine Photovoltaikanlage. Damit investieren wir in eine moderne, sichere und zukunftsfähige Justizvollzugsanstalt in Lübeck.“ Neben dem Bau der vollstationären psychiatrischen Abteilung wird auch eine neue Sporthalle und ein Ersatzneubau für das Hafthaus B auf dem Gelände der JVA errichtet. Auch für diese Gebäude ist jeweils die Installation einer Photovoltaikanlage und eine Dachbegrünung vorgesehen. „Insgesamt investiert das Land bisher rund 69 Millionen Euro in die Modernisierung der JVA Lübeck, davon kommen rund 31 Millionen Euro aus IMPULS. Das ist wichtig und richtig und zeigt, IMPULS sichert schon heute die Infrastruktur von morgen in Schleswig-Holstein. Dabei setzen wir gezielt auf Nachhaltigkeit und bringen die Klimaschutzziele im Landesbau konsequent voran“, sagte Schneider.
Anstaltsleiter Marc Arnold ergänzte: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen jeden Tag vor enormen Herausforderungen. Gefangene mit psychischen Erkrankungen sind längst keine Ausnahmeerscheinung mehr – sie sind tägliche Realität. Mit der vollstationären psychiatrischen Abteilung entlasten wir daher nicht nur unsere Mitarbeitenden, sondern schaffen auch die Rahmenbedingungen, um Gefangene wieder zur Teilhabe am regulären Vollzugsalltag und damit an wichtigen Behandlungsmaßnahmen zur Rückfallprävention zu befähigen.“
GMSH-Geschäftsbereichsleiterin Landesbau Gabriele Pfründer sagte beim Spatenstich: „Die vollstationäre psychiatrische Abteilung ist auch baulich einmalig in Schleswig-Holstein. In enger Zusammenarbeit mit allen Beteiligten haben wir eine Lösung entwickelt, die gleichermaßen optimal auf die Bedürfnisse der Beschäftigten und Insassen der JVA abgestimmt ist. Die drei Gebäudeflügel ermöglichen eine klare bauliche Trennung der verschiedenen funktionalen Bereiche. So werden die Anforderungen an Sicherheit, Therapie und Arbeitsbedingungen bestmöglich erfüllt.“
Die vollstationäre psychiatrische Abteilung mit einer Bruttogrundfläche von rund 2.900 Quadratmetern wird in drei funktionale Bereiche (Akutbereich, Subakutbereich und Behandlungsbereich) gegliedert, die räumlich und funktional voneinander getrennt sein sollen. Auf diese Weise soll eine individuell abgestimmte Betreuung und Versorgung der Gefangenen ermöglicht werden. Im Akutbereich befinden sich sechs Sonderhafträume für eine Intensivbetreuung. Im Subakutbereich sollen 25 Einzelhafträume mit integrierten Sanitärbereichen entstehen, von denen zwei Zellen barrierefrei sein sollen. Zwei der 25 Hafträume sind für weibliche Inhaftierte vorgesehen. Im Behandlungsbereich werden zehn Räume für therapeutische Maßnahmen und für die medizinische Versorgung der Gefangenen eingerichtet. Weil der zweigeschossige Neubau aus drei Gebäudeflügeln besteht, die von einer Mauer eingefasst werden, erhält die JVA drei Freistundenhöfe, die ebenfalls getrennt voneinander genutzt werden können.