Kiel/Herzogtum Lauenburg (pm). Der Gesundheitszustand der schleswig-holsteinischen Wälder hat sich trotz mehrerer Trockenjahre und Sturmschäden gegenüber dem Vorjahr nicht verschlechtert. Zu diesem Ergebnis kommt der Waldzustandsbericht 2022, den Forstminister Werner Schwarz heute (12. Dezember) in Kiel vorgestellt hat. „Es zeigt sich, dass wir auf dem richtigen Weg sind, unsere Wälder gesund aufzustellen und an die klimatischen Veränderungen anzupassen. In ersten Bereichen konnte der Negativtrend der vergangenen Jahre bereits gestoppt werden. Ich bin mir sicher, dass es uns mit einer nachhaltigen Forstwirtschaft gelingen kann, unsere Wälder in all ihren Funktionen zu erhalten und zukunftssicher weiterzuentwickeln“, sagte Schwarz.
Der Gesundheitszustand der Waldbäume spiegelt sich in den mittel- und langfristigen Durchschnittswerten für die Kronenverlichtung, für den Anteil starker Schäden und für die Absterberate wider. Mit 20 Prozent bleibt die Kronenverlichtung für den Gesamtwald in Schleswig-Holstein gegenüber dem Vorjahr unverändert. Bei der Buche blieben die Verlichtungswerte fast konstant, während sich die Werte bei den Eichen leicht verschlechterten. Einen leichten Anstieg der Kronenverlichtung gab es auch bei jüngeren Fichten, bei älteren Bäumen zeigte sich hingegen keine Veränderung zum Vorjahr. Die Verlichtungswerte der anderen Laub- und Nadelbäume gingen zurück. Nachdem der Anteil stark geschädigter Waldfläche im Jahr 2019 und 2020 stark angestiegen war, ist der Wert in diesem Jahr weiter rückläufig und liegt bei 2,3 Prozent. Aufgrund der Wintersturmserie „Ylenia“, „Zeynep“ und „Antonia“, die im Februar 2022 über Schleswig-Holstein zog, ist der Anteil der als Schadholz entnommenen Bäume (Ausfallrate) mit 1,9 Prozent in diesem Jahr überdurchschnittlich hoch.
Nach wie vor stellt das Eschentriebsterben eine Gefährdung der Bestände dar: Die mittlere Kronenverlichtung ist zwar leicht rückläufig und liegt bei 37 Prozent, dennoch beträgt die Ausfallrate bei den Eschen 27 Prozent. „Ich mache mir große Sorgen, dass die Esche endgültig aus unseren Wäldern verschwinden könnte“, so der Minister. Eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu den Vorjahren ist hingegen bei der Sitkafichte festzustellen. Die mittlere Kronenverlichtung ist 2022 auf einen Wert von 31 Prozent gesunken.
„Unsere Wälder sind mit all ihren wichtigen Funktionen von herausragender Bedeutung für Schleswig-Holstein. Sie erbringen Nutz-, Schutz und Erholungsfunktionen. Diese gilt es zu erhalten. Daher wird es immer wichtiger, sogenannte Klimawälder anzupflanzen, die viele unterschiedliche Baumarten enthalten und gegen Wetterextreme resistenter sind. Hier muss auch Raum für neue Aufforstungsversuche sein, um das Baumartenspektrum zu erweitern“, sagte der Minister. Ziel sei es, auf wissenschaftlicher Basis, klimaresiliente Baumarten für die Zukunft zu bestimmen und die Wälder so fit zu machen, dass sie auch für kommende Generationen all ihre vielfältigen Funktionen erfüllen können.
Schleswig-Holstein verfolgt weiterhin das ambitionierte Ziel, den Waldanteil im Land auf 12 Prozent zu erhöhen.
Hintergrund
Der Waldzustandsbericht wird seit 2011 in enger Zusammenarbeit mit der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) erstellt. Er liefert wichtige Informationen zur Vitalität der Waldbäume unter dem Einfluss sich ändernder Umweltbedingungen.
Die NW-FVA ist eine gemeinsame Forschungseinrichtung der Länder Niedersachsen, Hessen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der NW-FVA in Göttingen betreiben das forstliche Umweltmonitoring für ein Viertel der deutschen Waldfläche. Die wichtigsten Baumarten Eiche, Buche, Kiefer und Fichte werden seit Mitte der Achtzigerjahre kontinuierlich auf ihren Zustand untersucht. Das MLLEV veröffentlicht gemeinsam mit der NW-FVA die Ergebnisse der langjährigen Untersuchungen im jährlichen Waldzustandsbericht. Er dokumentiert die Belastungen durch schädliche Stoffeinträge, Witterung und Klimawandel sowie durch forstschädliche Insekten und Pilze für die Wälder und die Waldböden.