Duvensee (pm). Am Donnerstag (16. August 2018) fand die Folgeveranstaltung zum inzwischen legendären Informationsabend im letzten Jahr in der Duvenseer Schmiede statt. Wer geglaubt hatte, dass es wieder emotional und lautstark geführte Debatten geben würde, bei denen die Meinung Andersdenkender schon mal niedergebrüllt wird, wurde enttäuscht. Denn die Entwicklungen zum nach wie vor sehr brisanten Thema „Naturschutzgebiet Duvenseer Moor“ wurden in einer äußerst sachlichen Atmosphäre präsentiert.
Gerd Vogler, Landwirt aus Duvensee und erster Vorsitzender des „Verein Duvenseer Moor e.V.“, konnte Minister Robert Habeck begrüßen, der es sich nicht nehmen ließ, trotz seines zum 1. September anstehenden Wechsels in die Bundespolitik nach Berlin, vor Ort präsent zu sein.
Gerd Vogler präsentierte zunächst Fotos der Vielzahl gesichteter Vogelarten im Moor, mit der Bemerkung, dass diese auch auf den umliegenden Äckern ihre Nahrung finden. Danach zeigte er die Aktivitäten des im September 2017 gegründeten Vereins. In den Bächen ausgesetzte Stichlinge, Nist- und Fledermauskästen bis hin zur Nisthilfe für Eisvögel wurden gebaut. Sie bevorzugen eigentlich steile Uferböschungen, in die sie ihre Nisthöhlen bauen. Die angelegte künstliche Form wurde aber in diesem Jahr noch nicht durch die Tiere angenommen.
Andere Maßnahmen sind erfolgversprechender. So konnten zum Beispiel die am Boden brütenden, stark gefährdeten Lerchen beobachtet werden. Weitere Maßnahmen wurden durchgeführt oder sind in Vorbereitung, wie ein geplanter Wanderpfad, eine geplante Aussichtsplattform zur Vogelbeobachtung und Fortbildungsmaßnahmen. Gerd Vogler erntete ein zustimmendes Nicken vieler der rund 250 Zuhörer und anschließend Minister Habecks Anerkennung.
Eingeführt durch Manfred Bohlen, der das Schutzwürdigkeitsgutachten für das Moor im letzten Jahr vorgestellt hat, lieferte Holger Mordhorst einen Zwischenbericht zum in Arbeit befindlichen hydrologischen und bodenkundlichen Gutachten. Mit einer Vielzahl wissenschaftlicher Erkenntnisse untermauerte er die Schutzwürdigkeit, die sich schon vor dem Abschluss der gutachterlichen Tätigkeit abzeichnet. Hinzu kommen noch Ergebnisse aus den Grabungen der Archäologen aus Schloss Gottorf, die gerade durchgeführt werden. Eine Sache zeichnet sich dabei schon jetzt ab: Die Regulierung des Wasserstandes, Sommer wie Winter, würde bereits einen Riesenschritt für den Erhalt des Moores bedeuten. Die Landwirtschaft muss extensiviert werden. Ein weiter so wie bisher würde über kurz oder lang das Ende des Moores bedeuten, so das Zwischenfazit.
Gerd Vogler beklagte anschließend die Trägheit so mancher Behörde. Anträge, die die Grundeigentümer naturschutzbedingt für ihre Areale stellen, würden nur sehr schleppend bearbeitet. Angebote zum Flächentausch gebe es kaum. Die Prämientöpfe für die Flächenstilllegung sind leer. Minister Habeck musste dies einräumen, deutete aber an zu versuchen, aus irgendwelchen Ecken des laufenden Haushalts Geld für die Anliegen der Landwirte zu organisieren.
In den Diskussionsbeiträgen wurde unter anderem die Sorge geäußert, dass die Nachhaltigkeit der Gestaltung des Naturschutzes durch den Verein eventuell nicht gewährleistet sei. Nahrung erhielt dieser Vorbehalt durch die Äußerung des Lüchower Bürgermeisters. Er echauffierte sich darüber, dass in den offiziellen Anschreiben aus dem Kieler Umweltministerium der Begriff „geplantes Naturschutzgebiet“ verwendet wird, was zu vielen fragenden Gesichtern führte. Denn: Das Duvenseer Moor soll ein Naturschutzgebiet werden, egal ob von Kiel aus gesteuert oder vom Verein vor Ort. Das war zumindest der Tenor des Abends. Gerd Vogler versprach, dass der Verein alles in seiner Kraft stehende tun werde, für die notwenige Dauerhaftigkeit zu sorgen. Zum Abschluss wurde dann noch eine Schautafel präsentiert, die an mehreren Stellen aufgestellt werden soll. Die Abbildungen darauf sollen das Bestimmen der vielen Vogelarten erleichtern.
Robert Habeck war sehr angetan, dass sich Menschen mit zwei konträren Positionen, die sich scheinbar unversöhnlich gegenüberstanden, geschafft haben aufeinander zuzugehen und miteinander zu reden. Nach anerkennenden Worten sogar aus den Reihen der Bürgerinitiative „Pro Natur – Naturschutzgebiet Duvenseer Moor“ gab er dem Verein grünes Licht, dass er weitermachen kann. Sollten die Aktivitäten des Vereins jedoch nachlassen, werde Kiel die Regie unverzüglich wieder übernehmen. Es gilt nach wie vor, den Konflikt zwischen Naturschutz und wirtschaftlichen Interessen zu lösen.