Kiel (pm). An Schleswig-Holsteins Grundschulen sind Smartphones für die Kinder bereits weitgehend untersagt. Martin Balasus, bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, fordert, die Nutzung der Handys auch an weiterführenden Schulen schärfer zu regulieren.
„Selbstverständlich bin ich darauf gefasst, dass mancher nun kräftig Gegenwind blasen wird, denn Smartphones gehören zum modernen Leben dazu, erleichtern vieles und haben ihre unbestreitbaren Vorzüge. Aber wir dürfen auch die Augen vor den Schattenseiten nicht verschließen. Wenn viele Jugendliche heutzutage zehn Stunden am Tag vor dem Smartphone sitzen, sich dauerhaft zerstreuen oder zweifelhafte Angebote nutzen, dann bitte nicht auch noch in der Schule“, so Balasus.
Aus seiner eigenen Erfahrung bei der Arbeit als Gymnasiallehrer kennt der Bildungspolitiker die Probleme: Smartphones lenken ab und stören die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler. Die Geräte sind Schauplatz für Mobbing und behindern die soziale Interaktion. „Kinder und Jugendliche sollen sich auf den Unterricht konzentrieren und in den Pausen gemeinsam Zeit verbringen, miteinander schnacken, spielen, sich bewegen oder in Ruhe Kraft tanken.“ Fokussierung und Konzentrationsfähigkeit seien Eigenschaften, die von jungen Menschen zurecht auch später im Berufsleben erwartet werden: „Im Job kann man auch nicht den ganzen Tag gamen, chatten oder TikTok-Videos schauen. Schule hat die Aufgabe, aufs Leben vorzubereiten – dazu gehört nicht nur Wissensvermittlung, sondern auch das Entfalten sozialer Eigenschaften wie Disziplin.“
Bestärkt sieht sich der bildungspolitische Sprecher durch zahlreiche wissenschaftliche Studien. So kommt eine Überblicksstudie der Universität Augsburg zu dem eindeutigen Ergebnis, dass ein Smartphone-Verbot das soziale Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler messbar verbessere. „Das Wohlbefinden hat einen wesentlichen Einfluss auf den Lernerfolg. Ich habe die Hoffnung, dass als Folge eines Smartphone-Verbots auch die schulischen Leistungen besser werden könnten“, so Balasus weiter.
„Sinnvoll sind deshalb striktere und einheitlichere Regeln für die Handynutzung an Schulen. In den Grundschulen sollte es zum Schutz unserer Kinder ganz verboten werden. In Schleswig-Holstein sind wir da schon auf einem guten Weg. Aber auch an weiterführenden Schulen brauchen wir ein verbindlicheres Regelwerk.“ Als Vorbilder sieht der Abgeordnete etwa die Niederlande, Großbritannien, Frankreich und Italien. Schleswig-Holsteins nördlicher Nachbar Dänemark begibt sich gerade auf den Weg.
Aber Verbote und Einschränkungen müssen nach Ansicht des bildungspolitischen Sprechers von einer intensiven Medien-Erziehung flankiert werden: „Zum Schutz unserer Kinder gibt es die Altersfreigabe bei Filmen oder Videospielen. Mit dem Smartphone haben unsere Kinder aber meist vollkommen unbegrenzten und unkontrollierten Zugang zu Gewaltvideos, Pornografie, Propagandainhalten und dergleichen. Diese Nachteile haben wir viel zu lange ignoriert. Der verantwortungsbewusste Umgang mit digitalen Endgeräten muss erlernt werden und bewusst Thema in den Schulen sein. Die Omnipräsenz der Geräte gilt es aber zu beenden. In der gleichen Verantwortung ist allerdings auch die gesamte Gesellschaft, insbesondere Eltern und Familien sind hier gefragt.“