Herzogtum Lauenburg (pm). Seit der Covid19-Pandemie ist das Abwasser in Klärwerken als Untersuchungsmedium für Krankheitserreger in den Fokus getreten. Mit dieser Methode können in der Bevölkerung vorhandene Erreger sehr früh nachgewiesen und ihre Entwicklung auch dauerhaft beobachtet werden.
So werden seit 2021 Abwasserproben verschiedener Großstädte im Rahmen eines Forschungsprojektes unter anderem auch auf das Vorhandensein von Polioviren hin untersucht. Seit Ende Oktober 2024 wurden in sieben über das Bundesgebiet verteilten Großstädten Polioviren im Abwasser nachgewiesen, unter anderem in München, Köln und auch in Hamburg. Gefunden wurden durchweg Abkömmlinge ehemaliger Impfviren der Schluckimpfungen, welche 1988 in Deutschland nicht mehr angeboten werden, wohl aber in einigen außereuropäischen Ländern.
Diese Impfviren können nach der Impfung noch bis zu sechs Wochen lang durch die betroffenen Personen ausgeschieden werden und sind für Menschen, welche gegen Polio geimpft sind, ungefährlich. Für Ungeimpfte kann jedoch eine Ansteckungsgefahr nicht sicher ausgeschlossen werden. In Schleswig-Holstein sind die meisten Menschen durch einen vollständigen Impfschutz vor der Krankheit geschützt, die Grundimmunisierungsrate zum Zeitpunkt der Einschulung beträgt etwa 90 Prozent. „Dennoch sollte jede und jeder Einzelne sich mit einem Blick in seinen Impfpass dessen vergewissern und im Zweifel Kontakt mit dem Hausarzt aufnehmen“, rät Dr. Kaschlin Butt, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes, „Die vollständige Impfung schützt.“ Das Robet-Koch-Institut nimmt ebenfalls Stellung zur Impfung gegen Polio und zur Auffrischung der Impfung (Herzogtum direkt berichtete darüber).
Zu Poliomyelitis – „Kinderlähmung“:
Polio ist eine ansteckende Erkrankung, welche von Viren über Hände, Mund und Stuhl von Mensch zu Mensch übertragen wird. Die allermeisten Infektionen verlaufen unbemerkt, jedoch kann es auch zu Verläufen mit vorübergehenden oder bleibenden Lähmungserscheinungen kommen. Die Krankheit kann durch ein Impfschema mit bis zu drei Einzelimpfungen und einer Auffrischimpfung verhindert werden, welches die Ständige Impfkommission empfiehlt.