Lübeck (pm). Der Beauftragte für Jüdisches Leben und gegen Antisemitismus in Schleswig-Holstein, Dr. h.c. Gerhard Ulrich, bezog am Montag, 25. März 2024 in Kiel Stellung. Dr. Gerhard Ulrich teilt mit:
„Die Erinnerung an den Brandanschlag auf die Lübecker Synagoge vor 30 Jahren sollte uns allen eine Mahnung für die Gegenwart sein. Am 25. März 1994 wurde von vier jungen Männern ein Brandanschlag auf die Synagoge in Lübeck verübt. Dies war der erste Brandanschlag seit dem Ende des Nationalsozialismus auf eine Synagoge!
Noch heute ist eine Konsequenz daraus, dass die Carlebach-Synagoge mit hohen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet ist und unter ständiger Polizeiüberwachung stehen muss.Ich bin für die Initiativen vor Ort, die heute die Erinnerung an dieses einschneidende Ereignis vor 30 Jahren wachhalten, dankbar, so der Beauftragte für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Dr. h.c. Gerhard Ulrich.
Der insbesondere seit dem 07. Oktober 2023 erschreckende und stark ausgeprägte Antisemitismus führe auch dazu, dass die Sicherheit für das jüdische Leben und der Schutz ihrer Gemeinderäumlichkeiten in Schleswig-Holstein und Deutschland noch bedeutsamer geworden sei. Zugleich wird die Entfaltung jüdischen Lebens in der Mitte der Gesellschaft erschwert.
Im Dezember 2023 gab es – auch in Folge vom 07. Oktober – einen versuchten Brandanschlag auf eine Berliner Synagoge mit einem Gemeindezentrum und einer Kindertagesstätte. Somit stehen wir vor der traurigen Bilanz, dass nach wie vor Jüdische Einrichtungen und auch Privatwohnungen durch Davidstern-Schmierereien in Deutschland Zielflächen von blankem Antisemitismus werden. Auch die schweren verbalen und körperlichen Angriffe auf Jüdinnen und Juden in den vergangenen Wochen sind ein Alarmzeichen und ein Armutszeugnis.
Antisemitismus ist kein Kavaliersdelikt und hat mit freier Meinungsäußerung nichts zu tun. Antisemitismus ist eine Gefahr für unsere Gesellschaft und für unsere Demokratie. Antisemitismus zeigt sich derzeit unverhohlen in einem erschreckenden Ausmaß auf vielen unterschiedlichen Ebenen. Prävention und Aufklärung sind wichtiger denn je, und es liegt an jeder und jeden Einzelnen, Haltung zu zeigen, sich zu informieren und sich für ein sicheres und auch sichtbares jüdisches Leben einzusetzen.“