Ratzeburg (tbi). Da lässt sich leicht von „Tradition“ sprechen: Freundinnen und Freunde betagter Fahrzeuge trafen sich bereits zum neunten Mal beim Oldtimertreffen am Tag der Deutschen Einheit in Ratzeburg. Und ein besonderes Fahrzeug war zum ersten Mal dabei.
Der Ratzeburger Automobil-Club im ADAC – kurz: RAC – hatte sich entschieden, das Treffen entgegen der ursprünglichen Planung wieder im Zentrum der Inselstadt durchzuführen. „Am Rathaus hätten wir Platz für die historischen Fahrzeuge und auch für ein Zelt, aber den Organisationsaufwand wollten wir uns aus Zeitgründen doch ersparen“, erklärte RAC-Chef Dieter Ropers im Gespräch mit Herzogtum direkt. Die Parkplätze „Unter den Linden“ wären für Tagesgäste und Touristen weggefallen und auch die Bushaltestelle hätte verlegt werden müssen.
Dass nun der Marktplatz Ziel des Treffens war, schmälerte aber bei Teilnehmenden und Besuchenden nicht die Freude über die gelungene Veranstaltung. Bis zum Nachmittag spielte sogar das Wetter mit, sodass zahlreiche Gäste sich am Grill und am Stand mit Crêpes stärkten, um sich alle vier- und zweirädrigen Fahrzeuge in Ruhe ansehen zu können, sich in Fachgespräche vertieften oder auch nur unzählige Fotos machten.
Dabei bot der der Marktplatz immer wieder ein anderes Bild: Dieter Ropers und das Team vom RAC lotsten geschickt immer wieder neue Fahrzeuge auf den Platz, andere verließen ihn, ohne dass es zu Behinderungen kam. „Wir sind eine tolle Truppe“, sagte Ropers. 70 Fahrzeuge seien nach Ratzeburg zum Treffen gekommen, 40 bis 50 passen zeitgleich auf den Marktplatz. Andere warten in der Barlachstraße, um irgendwann nachzuziehen. „Es ist wie eine Familie; einige hier haben mehrere Fahrzeuge und es ist dann immer spannend, mit welchem sie zum Treffen kommen“, sagte der RAC-Chef. „Das geht alles ohne Anmeldung, die Community weiß, dass am 3. Oktober das Treffen in Ratzeburg ist“.
Über die „Community“, hat auch Fiete Lau aus Bad Schwartau von dem Treffen am Feiertag erfahren. Erstmalig ist er mit seinem Nissan Figaro nach Ratzeburg gekommen und sorgte für Aufsehen, denn so ein Fahrzeug hatten die Wenigsten zuvor gesehen. „Wenn wir unterwegs sind, sagen vor allem Frauen ´der ist ja niedlich´ und meine Ehefrau ist sicher, die meinen das Fahrzeug und nicht mich“, scherzte Besitzer Fiete Lau an seinem kleinen Fahrzeug. Der „Figaro“ wurde von Nissan auf Basis des „Micra“ 1991 in einer Auflage von 20 000 Exemplaren als Rechtslenker hergestellt. Eine „Cabrio-Limousine im Retro-Design“ heißt es bei Wikipedia. Fiete Lau hat das Fahrzeug vor rund 13 Jahren in einer Zeitung entdeckt und es dann in Bayern von einem Engländer (Rechtslenker) gekauft. Bei anderen Treffen hat Lau die Erfahrung gemacht, dass sein Fahrzeug eine Art „Anti-Aggressionswirkung“ habe. „Der kleine Wagen erregt immer viel Aufsehen und stört niemanden“, sagt der humorvolle Fahrer. Sein „Figaro“ sei durchaus alltagstauglich, „aber nur bei schönem Wetter; Kälte und Regen mag er nicht. Daher das Saisonkennzeichen“, lächelt der Oldtimerfreund, der nur dieses historische Fahrzeug besitzt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Fiete Lau mit seinem „Figaro“ im nächsten Jahr wieder nach Ratzeburg kommt, ist hoch: „Die Organisation ist gut, die Atmosphäre angenehm und der Platz gut überschaubar“.