Mölln (pm). Der Till von Mölln. Der Dom in Ratzeburg. Der Elbe-Lübeck-Kanal. Na klar. Soviel weiße jede und jeder vom Herzogtum Lauenburg. Aber warum heißt das Herzogtum eigentlich Herzogtum? Leistet sich Mölln tatsächlich einen festangestellten Stadtnarren? Wachsen im Sachsenwald Sachsen? Und was brüllt der Rufer in Lauenburg über die Elbe?
Das sind Fragen, die eher selten gestellt werden. Auch mit ihnen beschäftigt sich der Lübecker Autor Franz Lerchenmüller in seinem neuen Buch: „Fast alles über das Herzogtum Lauenburg“. Die Themen reichen von A wie Agroforst bis N wie Nandus, von P wie Pantener Moor bis T wie Trecker Treck. Denn so abwechslungsreich wie die Natur des Kreises ist seine Geschichte und das ganz normale Alltagsleben.
Genauso wie die Erbfolge der askanischen Herzöge erfährt der Leser, warum das Atomkraftwerk Krümmel als Pannenreaktor galt, ob Swingolf etwas mit Swinger-Partys zu tun hat und worum es bei dem Streit um die Urmeer-Walskelette in Groß Pampau eigentlich geht. Die Menschen zwischen Ratzeburg und Elbe erfahren hier jede Menge Neues über ihre Heimat. Die von außerhalb aber werden sich die Augen reiben: Dieses Herzogtum – sag mal! Ein echtes Überraschungspaket!
Fragen an den Autor:
Haben Sie eine persönliche Beziehung zum Herzogtum Lauenburg?
Franz Lerchenmüller: Ich lebe seit 40 Jahren in Lübeck und arbeite fast genauso lange als Reisejournalist. Ich habe Freunde in Kulpin und persönliche Kontakte in Buchholz. Privat war ich immer wieder mal in Mölln und Ratzeburg und nach der Wende habe ich im Grenzgebiet und am Schaalsee einige Reportagen gemacht. Aber das übrige Lauenburg und vor allem der Süden zur Elbe hin waren für mich unbekanntes Land.
Also keine besonders intensive Verbindung?
Lerchenmüller: Nein. Deshalb habe ich sofort begeistert „Ja“ gesagt, als der Verlag angefragt hat, ob ich nach „Fast alles über Lübeck“, „Fast alles über Travemünde“ und „Fast alles über die Lübecker Bucht“ nun „Fast alles über das Herzogtum Lauenburg“ schreiben wolle. Es gibt keine bessere Möglichkeit, eine Gegend intensiv kennenzulernen, als eine Geschichte oder gar ein Buch darüber zu schreiben. Neugier war meine stärkste Motivation.
Wie sind Sie vorgegangen?
Lerchenmüller: Zunächst einmal habe ich alles an Büchern gelesen, was auf dem Markt ist, ältere wie neuere. Gleichzeitig habe ich begonnen, die Presse im Herzogtum zu verfolgen, die gedruckte wie die im Netz. Ich wollte wissen, was aktuell passiert und ein Gespür dafür bekommen, was die Leute umtreibt. Und natürlich habe ich das Internet rauf und runter durchgekämmt.
Das war alles?
Lerchenmüller: Von wegen. Das waren die Vorarbeiten. Dann habe ich mich auf den Weg gemacht. Ich war das letzte halbe Jahr immer wieder mit dem Auto im Herzogtum unterwegs, ich habe Radtouren am Kanal und an der Elbe unternommen und habe mir besondere Führungen gegönnt, wie etwa die mit Klaus Hirsekorn im Ratzeburger Dom. Und ich habe eine Menge intensiver Gespräche geführt: Mit Sven Kolb etwa, dem aktuellen Till, der ja auch im Buch abgedruckt ist.
Haben Sie Neues erfahren?
Lerchenmüller: Ganz ehrlich – ich hatte keinen Schimmer, worum es sich bei „Swingolf“ oder „Trecker trecken“ handelt. Ich war begeistert, welche Renaturierungsmaßnahmen es im Kreis gibt und wie viele Freiwillige daran mitarbeiten. Und ich staune immer noch über die Gegenstände und Apparate, die im „Museum der vergessenen Arbeit“ abgegeben werden, und von denen selbst keiner der Spezialisten dort weiß, wofür sie einst gut waren.
Hat Ihnen jemand geholfen?
Lerchenmüller: Ganz, ganz viele. Als ich zum Beispiel bei der Überfahrt auf der Kanalfähre in Siebeneichen dem Fährmann Peter Pintatis von dem Buch erzählte, sagte er spontan: „Bei uns in Rosenburg gibt es das Haus der Stille. Das gehört doch eigentlich auch in dieses Buch.“ So ging es oft: Jemand hatte eine Idee, einer hat mich der anderen weiterempfohlen, immer wieder kamen von Leuten neue Vorschläge und so hat sich das Puzzle nach und nach vervollständigt – ohne dass es jemals komplett wäre.
An wen richtet sich denn nun Ihr Buch, eher an Touristen oder an Einheimische?
Lerchenmüller: Es ist ein Reisebegleiter für Besucherinnen und Besucher, aber kein klassischer Führer. Es zeigt Highlights und versteckte Winkel, beschreibt aber nicht jeden Kirchenaltar. Für die Menschen im Kreis ist der Blick von außen sicher mal ganz hilfreich: Durch fremde Augen sieht man das Vertraute oft mit einem frischen Blick. Für mich ist das Buch vieles: Ein modernes Heimatbuch, verständlich geschrieben und ganz ohne Heimattümelei. Appetitanreger auf Geschichte. Schullektüre. Ein Lexikon mit einigen Lücken. Und Unterhaltung mit Humor und Haltung.
Und diesem hohen Anspruch sind Sie gerecht geworden?
Lerchenmüller: Das müssen die Leserinnen und Leser entscheiden. Sie sind ja auch die, die mit Korrekturen und Vorschlägen daran mitarbeiten werden. Ein Buch wie dieses ist ja glücklicherweise nie fertig.
Der Autor ist über seine website zu erreichen unter www.franz-lerchenmueller.de
Von Franz Lerchenmüller sind in derselben Reihe im Vitolibro Verlag erschienen: „Fast alles über Lübeck“, „Fast alles über Travemünde“, „Fast alles über die Lübecker Bucht“.