Mustin (tbi). Nur zehn Punkte auf der Tagesordnung und die waren in 21 Minuten abgehandelt: Die Mustiner Gemeindevertretung hat sich mehrheitlich für den Neubau eines Feuerwehrgerätehauses an einem neuen Standort entschieden. Vorausgegangen waren jahrelange kontroverse Diskussionen. Drei Mandatstragende nahmen an der Abstimmung nicht teil.
Zehn Monate vor den nächsten Kommunalwahlen hat sich die Gemeinde entschlossen, den bisherigen Standort im Dorfkern aufzugeben und ein neues Gerätehaus für die Freiwillige Feuerwehr (FFW) in unmittelbarer Nähe des Dorfgemeinschaftshauses (DGH) zu errichten. Dieses DGH soll dann auch die Sozial- und Schulungsräume für die Kameradinnen und Kameraden bereitstellen. Die bisherigen Anlagen der FFW müssten nach Gutachten der Feuerwehrunfallkasse saniert und den aktuellen Erfordernissen angepasst werden. Zudem sei die gemeinsam genutzte Auffahrt zum Kindergartengebäude und einem Wohnhaus im Einsatzfall der Wehr kritisch und auch eine Bushaltestelle müsste verlegt werden. Eine Kostenschätzung des Architekturbüros Gebrüder Schmidt aus Bad Segeberg beziffert den Aufwand hierfür auf etwa 798.000 Euro. Ein Neubau, wie er jetzt beschlossen wurde, soll die Gemeinde nach Schätzung der Architekten mit 870.000 Euro belasten. Die bislang genutzten Gebäude der FFW, die auch energetisch den zeitgemäßen Anforderungen nicht entsprechen, verbleiben im Eigentum der Gemeinde. Über die Frage, ob der gesamte Dorfkern mit FFW, Kindertagesstätte, Wohnhaus und Gemeindewiese am Großen Mustiner See erhalten oder verkauft wird, sollen die Mustiner in einem Bürgerentscheid abstimmen.
Elf Sitze hat die Gemeindevertretung, sechs davon zählen zur Allgemeinen Wählergemeinschaft (AWM), die mit Holger Schulz auch den Bürgermeister stellt, drei Sitze haben die Bürger für Mustin (BfM), zwei Sitze hat die CDU. Bei der Sitzung am Montag, 11. Juli fehlte entschuldigt je ein Mitglied aus allen Fraktionen. Mit fünf Stimmen der AWM und einer Stimme der CDU wurde der FFW-Neubau beschlossen, die BfM stimmten dagegen. Zur Begründung sagte Arne Lorenz von den BfM: „Zur Finanzierung dieses Großvorhabens hätte die Gemeinde vorab dem Wunsch der Bürgerinnen und Bürger entsprechen sollen, den Bürgerentscheid vor diesem Beschluss eines Neubauvorhabens durchzuführen. Die Kostenschätzungen des Architekten stammen aus dem September 2020; diese Zahlen können vor dem Hintergrund der Inflation, des Krieges in der Ukraine und den aktuellen Personal- und Materialproblemen am Bau mit Sicherheit nicht gehalten werden. Es ist derzeit nicht absehbar, welche Belastungen tatsächlich auf die Steuerzahlenden in Mustin zukommen“. Wenige Tage zuvor hatte das Statistische Bundesamt veröffentlicht, dass die Preise auf Baustellen stark angestiegen sind; so stark, wie seit 50 Jahren nicht mehr. 17,6 Prozent waren es im Mai im Vergleich zum Mai 2021.
Der FFW Mustin gehörte auch ein weiterer Tagesordnungspunkt: Nach Wiederwahl durch die Kameradinnen und Kameraden von Jan Keunecke als Wehrführer, sprach Bürgermeister Schulz die Ernennung aus und vereidigte den alten und neuen Wehrführer für weitere sechs Jahre. „Wir sind sicher, dass Jan Keunecke die Feuerwehr weiterhin zukunftsfähig und einsatzfähig aufstellen kann“, so Schulz. „Ich freue mich, weiter der Feuerwehr dienen zu können“, bedankte sich Keunecke.