Ratzeburg (pm/aa). Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 75. Jubiläum der ersten Sitzung des ersten frei gewählten Kreistages im Kreis Herzogtum Lauenburg am 25. Oktober 1946, ehrte Kreispräsident Meinhard Füllner Dr. Silke Meinert und Dieter Ruhland mit der Kreisplakette. Die Kreisplakette als Auszeichnung für Bürger, die sich in besonderer Weise um den Kreis und seine Einwohner verdient gemacht haben, wurde erstmals 1953 verliehen und zählt bisher 82 Träger.
Dr. Silke Meinert ist Ärztin und führt mit ihrem Ehemann eine Gemeinschaftspraxis in Gudow. Sie hat Ende 2020 als eine der Koordinatoren der Kassenärztlichen Vereinigung im Kreis die Aufgabe übernommen, die ärztlichen Dienste in den Impfzentren Alt-Mölln und Geesthacht sicherzustellen. Darüber hinaus hat sich Dr. Meinert in der Nacht vom 1. auf den 2. Mai dieses Jahres in vorbildlichster Art und Weise um die vom Feuer in der Gemeinschaftsunterkunft Gudow betroffenen, teilweise Covid-19 positiven Flüchtlinge und Asylbewerber gekümmert. Sie hat die Bemühungen der Rettungskräfte, die plötzlich obdachlosen und teilweise traumatisierten Menschen unterzubringen und zu versorgen, gemeinsam mit der Bürgermeisterin nicht nur unterstützt, sondern maßgeblich angetrieben, indem sie noch in der Nacht Kleidung, Wäsche, Hygieneartikel, Spielzeug und anderes herbeigeschafft hat. Silke Meinert hat damit freiwillig und uneigennützig den Menschen im Kreis Herzogtum Lauenburg Gutes getan.
Dieter Ruhland ist ein Urgestein der lauenburgischen Kommunalpolitik. Gerade dem Kreis war er seit 1974 Jahrzehnte als Kreistagsabgeordneter, Mitglied des Kreisausschusses und Fraktionsvorsitzender der FDP-Fraktion verbunden. Besonderes Augenmerk hat er stets auf die finanzielle Situation, aber auch auf die Liegenschaften und Forsten des Kreises gelegt. Beteiligt war er unter anderem an der Gründung der Kreismusikschule und dem Ausbau der Förderschule Steinfeld in Mölln. Noch heute engagiert er sich als Ratsherr der Stadt Mölln und war bis ins vergangene Jahr rund 50 Jahre Vorsitzender der FDP in Mölln. Er wurde 1988 mit der Freiherr-vom-Stein-Medaille und 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Durch seinen langjährigen Einsatz für die kommunale Selbstverwaltung im Kreis Herzogtum Lauenburg hat Dieter Ruhland die Region maßgeblich mitgeprägt.
Die Feierstunde in der St. Petri-Kirche zu Ratzeburg am 25. Oktober 2021 wurde begleitet durch einen Beitrag von Dr. Anke Mührenberg, Leiterin des Fachdienstes Museen und Kreisarchiv, mit einem Rückblick auf die erste freie Kreistagssitzung in der Nachkriegszeit. Nach Gleichschaltung und Auflösung sämtlicher kommunaler Selbstverwaltung während der NS-Zeit folgte nach der Kapitulation 1945 nach erneute Aufbau demokratischer Strukturen im Kreisgebiet, das in dieser Phase zur britischen Besatzungszone gehörte. Erst 1947 erfolgte wieder die Einteilung in Ämter. Zuvor wurde durch die Briten zunächst ein kommissarischer Landrat eingesetzt und auch die Mitglieder des Kreistages wurde vorerst von der Millitärregierung bestimmt und aus Mitgliedern der wiedergegründeten Parteien rekrutiert. Zur ersten freien Kommunalwahl kam es dann im September 1946. CDU und SPD errangen je 22 Sitze, die KPD einen Sitz bei einer Wahlbeteiligung von 70,8 Prozent. Die erste Kreistagssitzung war dann am 25. Oktober des gleichen Jahres. Die vornehmlichen Aufgaben, die es zunächst zu bewältigen galt, waren die Flüchtlingsproblematik, so hatte sich die Zahl der Einwohner im Herzogtum nach Kriegsende mehr als verdoppelt. Daraus resultierte eine Wohnungsknappheit, kombiniert unter anderem mit einer Holzknappheit.
Die erste konstituierende Sitzung des Kreistages sei Anlass genug, um sich der historischen Bedeutung dieser Zeit zu erinnern, erklärte Kreispräsident Meinhard Füllner vor rund 80 Gästen in der Ratzeburger Stadtkirche. „Der Kreistag hat von Anfang an, repräsentiert durch die Abgeordneten aus allen Teilen des Kreises, zu allen Zeiten meistens mit großen Mehrheiten die Probleme der jeweiligen Zeit gelöst“, so Füllner weiter. In diesem Zusammenhang zählte er unter anderem die Herausforderung des Kreis als Zonenrandgebiet bis zum Berliner Mauerfall auf und den Wandel, den die Region seit dem erfuhr. Dazu Füllner: „Das Ergebnis kann sich heute sehen lassen. Wir sind ein attraktiver, leistungsfähiger Kreis des Landes Schleswig-Holstein. Wirtschaft, Tourismus, Kultur oder der soziale Bereich sind auf einem zukunftsfähigem Niveau. Dabei war die filligrane Kleinteiligkeit mit 132 Gemeinden und Städten nicht hinderlich, sondern hat ein hohes Maß an Identität der Bürger mit dem Kreis und den Wohnorten bewahrt.“ Der Kreispräsident sprach aber auch die strukturelle Unterfinanzierung der Kreise an, wodurch diese ihre Ausgleichsfunktion nicht mehr im gewünschten Maß erfüllen können. Insbesondere in der Zeit als Konsolidierungskreis seien viele Aufgaben erheblich zurückgefahren worden. „Auch wenn wir heute wieder handlungsfähig sind, ist da nicht ein beträchtlicher Nachholbedarf“, sagte Meinhard Füllner
Einen Ausblick auf die Zukunftsfähigkeit der Kreise gab es dann von Dr. Sönke Schulz, geschäftsführender Vorstand des Schleswig-Holsteinischen Landkreistages. Er erklärte die Funktionen und Vorteile der kommunalen Selbstverwaltung, zählte aber auch Chancen sowie Herausforderungen und Probleme auf. Die Kreismusikschule Herzogtum Lauenburg sorgte für eine festliche musikalische Begleitung.