Herzogtum Lauenburg (pm). Europas Musiktraditionen finden in Coronazeiten kaum eine Chance, live zu erklingen. Alle öffentlichen Konzerte sind abgesagt oder auf unbestimmt verschoben. Die europäische Musikszene, auch die der Folk- und Weltmusiker, muss das Reisen einstellen und kann nicht der einnehmende Botschafter für die Vielfalt Europas sein. Nur eine Nische bleibt ihr noch erhalten, Schulkonzerte im allerkleinsten Rahmen bei strikter Einhaltung aller Hygiene- und Abstandvorschriften.
Das Möllner Folksfest arbeitet im Rahmen des Programms „Share my Music“ bereits seit vielen Jahren mit den Schulen im Lauenburgischen zusammen und bringt im Zuge des Festivals immer wieder europäische Musiker in die Sporthallen und Aulen der Region. „Dies war auch zum 16. Möllner Folksfest wieder ein fester Bestandteil unseres Programms“, weiß Jörg-Rüdiger Geschke vom Verein Miteinander leben zu berichten. Aber wie die gesamte Festivalplanung mit großer Flexibilität und vielen Einschränkungen durch die Wirren der Coronazeit gesteuert werden musste, erwiesen sich Schulkonzerte mit europäischen Musikern in der Realisation als sehr schwierig. „Englischen, irischen und auch dänischen Bands mussten immer wieder abgesagt werden aufgrund von Quarantänebedingungen und Einreiserestriktionen“, so Jörg-Rüdiger Geschke.
Er ließ sich allerdings von vielen Rückschlägen nicht entmutigen und über sein Netzwerk in die Szene konnte er schließlich in Deutschland ansässige Musiker gewinnen, die europäische Musiktraditionen präsentieren können. Das Duo Jan Budweis und Wolfgang Meyering sowie das Trio PABAMETO mit Pay Bandik, Melf Torge Nonn und Florian Ding übernahmen sehr professionell die Aufgabe, eine europäische Musikreise für Grundschulen in der Region zu planen. Parallel liefen mit den Schulleitungen und dem Schulamt intensive Gespräche, in welcher Form Schulkonzerte coronasicher durchgeführt werden können. Die Lösung, mehrfache Kleinkonzerte mit maximal zwei Klassen in den Sporthallen der Schulen, nach Kohorten getrennt. Auf dieses Konzertformat konnten sich schließlich alle Beteiligten einigen und es in der Folge sehr erfolgreich umsetzen. Zwei Konzerte mit der (halb-)britischen Early-Folk-Band wird es Ende November in Breitenfelde und Mölln noch geben, dann stehen mittelalterliche Instrumente und britische Weihnachtstraditionen auf dem Programm.
Bisher kamen die Grundschüler der beiden Ratzeburger Grundschulstandorte, der Grundschule Sterley und der Tanneck-Schule in Mölln zu einem besonderen Privileg, dass nahezu allen Erwachsenen verwehrt ist, Musik live zu erleben und zu erfahren, wie unterschiedlich schön Europa in all seinen Himmelsrichtungen klingt. Für einige Schüler wurden dabei sogar Urlaubserinnerungen wach, an die Strände Kroatiens oder die Seenlandschaft Schwedens. „Die sichere Umsetzung dieses Schulmusikprogramms war äußerst herausfordernd, aber im Ergebnis für alle Beteiligten ein großer Gewinn. Vor allem war es einmal ein bisschen Normalität für die Kinder jenseits ihres Coronaalltages, den Europas Musik hier schenken konnte. Die beteiligten Grundschulen wünschen sich unbedingt eine Wiederholung“, freut sich Mark Sauer, Vorsitzender des Vereins Miteinander leben e.V. über die positive Resonanz aus den Schulen. Einziger Wermutstropfen bleibt, dass die geplanten Abendkonzerte in Ratzeburg und Mustin leider ausfallen müssen. Aber auch das soll nachgeholt werden, wie so vieles in Coronazeiten.
Die Schulkonzertreihe wird gefördert durch die Partnerschaft für Demokratie der Stadt Ratzeburg/Amt Lauenburgische Seen im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und durch den Kreis Herzogtum Lauenburg.