Ratzeburg (pm). Seit dem Frühjahr ist das kulturelle Leben zum Erlahmen gekommen. Die Corona-Krise betrifft jeden. Auch die Projektträger, die mit Unterstützung des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ ihre geplanten Aktivitäten bislang nicht realisieren konnten. Für die Partnerschaft für Demokratie Stadt Ratzeburg – Amt Lauenburgische Seen (PfD) bot sich jetzt durch den Musiksommer in Ratzeburg eine willkommene Gelegenheit, die aktuelle Rassismusdebatte aufzugreifen und Projektträgern Mut zu machen, in der zweiten Jahreshälfte sich mit neuen Projekten aktiv an der Diskussion zu beteiligen. Das Motto des Musiksommers lautet: „Musik kennt keine Rasse – nur die Harmonie der Vielfalt“.
„Die PfD startet eine Kampagne zur aktuellen Rassismusdebatte, mit dem Ziel, für diesen so wichtigen gesellschaftlichen Diskurs zu sensibilisieren. Die PfD fördert selbst Projektideen, die sich gegen Rassismus in der Gesellschaft und in den Köpfen der Menschen richten und hofft, das sich engagierte Menschen motivieren lassen, jetzt in diesem Thema aktiv zu werden“, sagt Karl Schneider von der Projekt- und Koordinierungsstelle.
Statt „Musik in der Scheune“ in Ziethen hat Veranstalter Jens Butz namhafte Künstlerinnen und Künstler gewinnen können, unter freiem Himmel aufzuspielen. Im Juli und August finden einmal in der Woche Konzerte hinter dem Ratzeburger Rathaus statt.
„Die Corona-Pandemie hat das kulturelle Leben fast vollständig zum Erliegen gebracht“, sagt Jens Butz. Seit fünf Jahren hat er die stets gut besuchten Konzerte in der Ziethener Heuherberge organisiert. Durch die Pandemie können die Konzerte in diesem Jahr nicht in geschlossenen Räumen stattfinden und den Künstlern sind die Auftrittsmöglichkeiten weggebrochen. „Die Musiker haben nachgefragt und ich wollte keinem Musiker absagen. Mit dem Musiksommer 2020 wollen wir gemeinsam ein Zeichen setzen, denn Musiker sind für ihre Auftritte auf den Sommer angewiesen“, sagt Butz. Mit „gemeinsam“ meint der Veranstalter die Künstler und die unterstützenden Partner. So stellt Grüneberg Projekt & Event GmbH aus Mölln die Bühne und das Equipment für die gesamte Spielzeit zur Verfügung, die Stadt Ratzeburg die Fläche, mobile Toiletten und Strom und Jens Butz selbst mit seiner Firma 4bdesign steht ehrenamtlich für die gesamte Organisation und Durchführung. Unterstützt wird der Musiksommer jetzt auch durch die Partnerschaft für Demokratie.
„Unter Musikern gibt es keine Probleme mit Rassismus“, sagt Jens Butz, daher passe es gut mit „Demokratie leben!“ zusammen. So sollen im Laufe des Musiksommers immer mehr Statements der beteiligten Musiker an der Bühne und auf der Internetseite (https://musiksommer-2020.de/demokratie-leben/) erscheinen. „Musik ist der beste Katalysator für Gemeinsamkeit und um für Demokratie einzustehen“, sagt Butz.
In einem Gespräch mit Ratzeburgs Bürgermeister Gunnar Koech stieß Veranstalter Butz auf offene Ohren, so dass jetzt der Platz hinter dem Ratzeburger Rathaus bespielt werden kann. „Es hat eine halbe Woche gedauert, dann stand die Veranstaltung“, freut sich Jens Butz. Insgesamt sorgen acht Musiker und Bands für Unterhaltung und werden sich zu Demokratie und zur Rassismusdebatte öffentlich und online positionieren.
„Viele Projektträger warten auf den Herbst und hoffen auf weitere Lockerungen“, sagt Mark Sauer von der PfD, „wir unterstützen den Musiksommer, um weitere Projektideen zu initiieren. Die Rassismuskampagne der Partnerschaft für Demokratie Stadt Ratzeburg – Amt Lauenburgische Seen wird sich im Verlauf des Herbsts auch plakativ und anstoßgebend zeigen.“
Musiksommer – wo und wie?
Unter den Linden 1, hinter dem Rathaus. Sitzgelegenheiten, Speisen und Getränke für den Eigenbedarf sind mitzubringen, Hutspenden für die Musiker werden erbeten, die Einnahmen gehen zu 100 Prozent an die Künstler. Die Standorte für Sitzgelegenheiten sind markiert. Eine Online-Anmeldung unter musiksommer-2020.de ist zwingend erforderlich; die Teilnehmerzahl ist wegen der aktuellen Abstandsregelungen begrenzt. Nach der Bestätigung erfährt man auch die jeweilige Anfangszeit des Konzertes. Es kann sich nur für das aktuell nächste Konzert angemeldet werden.
Das Programm:
Nach dem bejubelten Auftritt am 10. Juli von Robert Carl Blank folgen noch
Freitag, 17. Juli: Katharina Schwerk
Freitag, 24. Juli: Fidi Steinbeck
Sonnabend, 1. August: Madeleine Lang
Freitag, 7. August: David Blair
Freitag, 14. August: Ada Brodie
Freitag, 21. August: Jan Loechel
Freitag, 28. August: Reinhold Beckmann
Die jeweiligen Konzerte haben eine Dauer von etwa zwei Stunden. Infos und Videos zu den Künstlern unter musiksommer-2020.de/programm
Gesine Biller, Vorsitzende des Begleitausschusses der Partnerschaft: „Die Bühne des Musiksommers kann dankenswerterweise Auftaktort der Kampagne sein. Veranstalter, wie auch die Musiker, haben sich von der Idee begeistert gezeigt, sich und ihre Musik in diese Debatte mit einzubringen. Gerade auch, um ein Beispiel zu geben, dass dieses Thema gesamtgesellschaftlich, jederzeit und überall angesprochen werden muss, um endlich nachhaltig von abwertenden Menschenbildern wegzukommen. Dabei muss sich gerade jene Mehrheit von Menschen berufen fühlen, die nicht befürchten müssen, unter Rassismus und Ausgrenzung zu leiden. Ihre Fürsprache ist entscheidend.“