Breitenfelde (pm). Rund 60 Besucher konnte der SPD-Ortsverein Breitenfelde bei der Diskussionsveranstaltung „Flüchtlinge vor Ort – Situation/Integration 2019“ begrüßen, darunter auch die SPD-Landtagsabgeordnete Kathrin Wagner-Bockey aus Geesthacht. Unter der Moderation von Dr. Matthias Esche diskutierten Tarek Saad von der Arbeitsgruppe Migration und Vielfalt in der SPD SH, Annecathrin Stamer vom Flüchtlingshilfe Netzwerk Breitenfelde, der Breitenfelder Pastor Frank Lotichius, Gerhard Naucke, Bereichsleiter Markt und Integration beim Jobcenter Kreis Herzogtum Lauenburg sowie Karl-Ludwig Herrmann vom Bildungsinstitut educare in Mölln über die aktuelle Situation von geflüchteten Menschen in der Region.
Tarek Saad, inzwischen Student der Politikwissenschaft an der Kieler Universität, erläuterte zunächst im Rahmen einer persönlichen Zeitreise seinen Werdegang nach der Flucht vor dem syrischen Bürgerkrieg und seiner Ankunft in Deutschland 2014 bis heute. Er hob hervor, welch ein Privileg es ist, in einer Demokratie in Freiheit und Frieden leben zu dürfen.
Annecathrin Stamer und Frank Lotichius erläuterten anschaulich die konkrete Arbeit in der Flüchtlingshilfe in Breitenfelde seit ihrem Arbeitsbeginn im Februar 2015. Derzeitig kümmert sich die Flüchtlingshilfe engagiert im Rahmen eines Patenmodells um sieben Familien. Beide zeigten sich stolz über die erreichten Integrationserfolge. Eindrücklich verwies Annecathrin Stamer auf die Unterstützungsnotwendigkeit der ehrenamtlichen Betreuung durch hauptamtliche Beratungs- und Koordinierungsstellen und warnte vor den geplanten Mittelkürzungen auf Bundesebene und durch die Landesregierung.
Kathrin Wagner-Bockey verwies auf noch laufende Gespräche auf Landesebene. SPD-Ortsvereinsvorsitzender Gunar Schlage dazu: „Wenn auf Landesebene tatsächlich auch die Bündnisgrünen aus Koalitionsdisziplin einem solchen Streichorchester ihre Zustimmung geben, sehe ich Beratungsbedarf für Alternativen auf Kreisebene“.
Interesse fanden auch die Ausführungen des „hauptamtlichen Teils“ des Podiums. Gerhard Naucke vom Jobcenter verwies auf die großen Erfolge bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Die „Mär von der sozialen Hängematte“, die Flüchtlinge in Deutschland suchen, entkräftete er mit eindrucksvollen Zahlen und dem Hinweis, dass die Integrationsquote bei Flüchtlingen höher ist als die bei deutschen Hartz IV-Empfängern. Karl-Ludwig Herrmann von „educare“ erläuterte die Herausforderungen bei der sprachlichen Integration aus Sicht eines Bildungsträgers.
In der lebhaften, aber durchweg erfreulich sachlichen Diskussion ging es um persönliche Erfahrungen bei der Flüchtlingsbetreuung und über Schwierigkeiten mit der Bürokratie und unterschiedlichen Zuständigkeiten. Integration hat durchaus Erfolge vorzuweisen, ist aber trotzdem ein Langzeitprojekt, für das es sich lohnt, sich einzusetzen. Es wurden auch Schwierigkeiten benannt, die sich zum Beispiel aus der Rollenverteilung zwischen Mann und Frau ergeben.
Tarek Saad verwies aus persönlicher Erfahrung bei seiner Ankunft in Deutschland, wie wichtig auch für ihn das ehrenamtliche Engagement bei der Betreuung gerade in den ersten Wochen und Monaten gewesen ist. „Ich wurde seinerzeit von der Bürgermeisterin des Ortes, dem ich zugewiesen wurde, betreut – dafür bin ich ihr heute noch sehr dankbar“.
Moderator Matthias Esche zeigte sich sehr zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung und gab den Hinweis, dass es wichtig ist, über Fakten und Tatsachen zu informieren. Nur so kann man gefährlichen Tendenzen und rechtsradikaler Meinungsmache entgegen wirken.