Ziethen (pm). Die ehrenamtlichen Retter kommen – bei einer Alarmierung von der Arbeit, vom Sport, vom Einkaufen mit der Familie zum Gerätehaus. Die Alarmierung erfolgt von der klassischen Sirene bis zum digitalen Funkmeldeempfänger und auch vereinzelt über SMS. Tagsüber ist die Verfügbarkeit für freiwillige Feuerwehren oft ein Problem, da sich erst jetzt beim Eintreffen im Gerätehaus zeigt, wie viele Kameraden nach der Alarmierung zur Verfügung stehen und ob nachalarmiert werden muss.
Und genau hier liegt das Problem: Es werden zwar alle Kameraden alarmiert, aber letztlich weiß niemand so genau, wer wann wo eintrifft. So muss man oft zwischen teil besetztem und damit gegebenenfalls nicht nutzbarem Fahrzeug und einer Nachalarmierung entscheiden. Es verstreicht wertvolle Zeit, Zeit die für die Rettung gedacht ist.
Die Freiwillige Feuerwehr Ziethen im Amt Lauenburgische Seen erhielt als Pilotprojekt ein Alarm-Rückmeldesystem (AlarmResponse.Net), welches sehr strenge Anforderungen erfüllen sollte. Dieses System wurde in Zusammenarbeit von zwei befreundeten und auf Webanwendungen spezialisierten Unternehmen entwickelt. Thomas Lischke von der Firma Soft-Schmie.de und Jérôme Kessel von der Firma ConTripus, der selbst Löschmeister und Rettungsassistent ist, haben sich nun dieser Thematik angenommen und ein System entwickelt, welches passgenau die Rückmeldelücke schließt.
Ziel war es, ein sehr einfach zu bedienendes System zu erschaffen, welches sicher und ohne APP von Apple oder Google auskommt. Rückmeldungen sollen nach einer Alarmierung der Wehr schnell und übersichtlich dargestellt werden können. Die Meldungen können auf einem beliebigen Endgerät dargestellt werden. In Ziethen zum Beispiel auf einem Fernseher im Eingangsbereich der Wache.
Die Anforderungen:
• Das System muss einfach, schnell und unkompliziert zu bedienen sein.
• Es muss möglichst auf vielen Endgeräten mobil einsetzbar sein – ein Handy haben alle Kameraden in der Tasche – es gibt kein extra Gerät.
• Es muss ein Status je Kamerad übermittelt werden wie zum Beispiel „bin in 2 Minuten da“, „bin in 5 Minuten da“, „fahre direkt zum Einsatzort“ oder „kann nicht kommen“
• Die möglichen Statusangaben müssen einstellbar sein.
• Eine einfache Darstellung eben dieser Anfahrt. Status aller alarmierten Kameraden bis zum Eintreffen auf der Wache oder am Einsatzort.
• Die zentrale Statusdarstellung muss sich selbstständig aktualisieren.
• Die zentrale Statusdarstellung sollte optional über akustische Hinweise auf Änderungen im Gesamtbild hinweisen – das erspart die ständige Beobachtung der Anzeige.
• Im Idealfall lässt sich aus der zentralen Darstellung ablesen, wann ein Fahrzeug besatzungsseitig einsatzbereit ist.
• Ebenfalls im Idealfall ist die zentrale Darstellung auch auf einem mobilen Endgerät – beispielsweise auf dem Einsatzleitfahrzeug – nutzbar.
• Es soll keine weitere Interaktion der Leitstelle zur Nutzung des Systems notwendig werden.
• Ist der Einsatz begonnen, muss die zentrale Darstellung möglichst einfach – gegebenenfalls auch von unterwegs – wieder gelöscht werden können, um für folgende Einsätze bereit zu stehen.
AlarmResponse.Net
Jede aktive Einsatzkraft erhält auf seinem Smartphone ein für ihn personalisiertes Bedienfeld. Die Authentifizierung erfolgt über einen QR-Code-Scan. Danach ist das Teammitglied sofort einsatzbereit und kann zum Beispiel vom Wachleiter frei definierbare Statusmeldungen abgeben. Diese Meldungen erscheinen ohne nennenswerte Verzögerung auf dem dafür vorgesehenen Endgerät. In der Feuerwache Ziethen erscheinen diese Meldungen auf einem TV-Gerät welches sich im Eingangsbereich der Wache befindet. Das TV-Gerät ist mit einer speziellen Rechnereinheit verbunden und wird bei einem Alarm automatisch gestartet. Die Statusänderungen der Kameraden werden auch zusätzlich akustisch gemeldet. Somit können sich die eintreffenden Retter auf die Herstellung der Einsatzbereitschaft konzentrieren.
Die Vorteile liegen hierbei klar auf der Hand:
• Kein langes Warten auf Kameraden
• Zeitnahe Übersicht über die Einsatzstärke, dadurch schnellere Nachalarmierung
• Schnelle Übersicht über Anzahl von Sonderfunktionen wie Sanitäter oder Atemschutzgeräteträger
• Einfache und schnelle Rückmeldung von Anfahrtsinformationen nach Alarmierung
• Auf jedem mobilen Endgerät (Handy, Tablet) mit Internetzugriff nutzbar
• Keine Installation notwendig – das Gerät muss lediglich registriert werden
• Es können beliebig viele Geräte je Benutzer registriert werden
• Meldungen können beliebig oft variiert und gesendet werden
• Einfache zentrale Übersicht von eingegangenen Statusmeldungen
• Anpassung hinsichtlich Anzahl, Text und Farbe der Meldungen
• Gruppierung von Benutzern in Alarm Gruppen (um z.B. Fahrzeugbesatzungen darzustellen)
• Integrierte Hintergrundalarmierung per SMS
Seit kurzer Zeit kann der Wehrleiter oder Administrator Kräfte per SMS als Hintergrundalarmierung anfordern. Geplant ist außerdem eine Anbindung an die Leitstelle, sodass die Einsatzkräfte direkt von der Leitstelle per SMS alarmiert werden können. Die technischen Voraussetzungen dafür liegen im System bereits vor.
„Es sollte ein System eingeführt werden um Fahrzeugbesetzungen bereits in der Frühphase nach Alarmierung planbar zu visualisieren. Wichtige Einführungshinweise waren hierbei Kostenansatz, Datensicherheit, stabile Funktionalität und einfache Anwendung für die Einsatzkräfte. Sicherlich lebt ein solches System insbesondere vom Nutzerwillen, denn nur wer auf seinem Endgerät auch das Eintreffzeit-Tool bedient, lässt das System brauchbar werden. In einer Testphase über die in die Feuerwehr Ziethen integrierte Erstversorgungsgruppe „First Responder“ wurde die Anwendungshäufigkeit beprobt, bevor das System „Alarm.Response“ auf die gesamte Feuerwehr übertragen wurde. Das entwickelte Tool ermöglicht den jeweiligen Einheitsführern beziehungsweise dem Einsatzleiter bereits bei Eintreffen in der Feuerwache den Überblick über die eintreffenden Einsatzkräfte und versetzt ihn in die Lage, präzise Entscheidungsgrundlagen über auskömmlicher Stärken zu erhalten oder notwendige Nachalarmierungen noch während des Ausrückzeitraumes zu veranlassen. Durch die einfache Bedienung ist ein sicheres und zuverlässiges Softwaretool geschaffen worden“, erklärt Gemeindewehrführer und Hauptbrandmeister Jens Kowe.