Der Weihnachtsmann kommt aus dem Herzogtum. Natürlich der echte! Glauben Sie nicht? Dann schauen Sie sich einmal genau die Fotos an. Uns hat der Ratzeburger Weihnachtsmann auf jedenfall voll und ganz überzeugt, so dass wir ihn gleich für „Unser Herzogtum“ um ein Exklusivinterview gebeten haben. Er heißt Harun Qasi und kommt aus Ratzeburg. Natürlich könnte es sein, dass, angelockt durch die Bilder, Ihnen Ihre Kinder oder Enkel in diesem Moment über die Schulter schauen. Damit Sie trotzdem nicht in Erklärungsnöte kommen, haben wir das Interview gleich zweimal geführt. Die kindgerechte Version befindet sich im zweiten Teil.
Unser Herzogtum: Herr Qazi, wie sind Sie darauf gekommen, Weihnachtsmann zu werden?
Harun Qasi: Es war vor zirka 25 Jahren, als ich noch ein Mitglied bei der DLRG Ratzeburg war. Da wollte ich mit den Kindern der DLRG am Nachmittag vom 24.12. zuerst zum Gottesdienst und danach in die Station, um dort den Weihnachtsmann zu treffen. Auf diese Weise konnten die Eltern sich um die Geschenke kümmern. Der Weihnachtsmann war aber nicht ich, sondern mein Bruder. Ich wollte ja nicht, dass sie mich wiedererkennen. Am Abend habe ich als Weihnachtsmann nur eine Familie besucht, die dringend einen Weihnachtsmann gesucht hatte. Da merkte ich, wie gut es tat, Menschen, besonders am Heiligabend, etwas Gutes zu tun. Seitdem, Jahr für Jahr, gab ich mir Mühe, immer besser zu werden. Allerdings bin ich immer noch kein perfekter Weihnachtsmann, denn man lernt nie aus.
Unser Herzogtum: Was macht einen guten Weihnachtsmann aus?
Harun Qasi: Wenn man es als Weihnachtsmann schafft, Kinderaugen zum Leuchten zu bringen, dann weiß man, dass man ein wahrer Weihnachtsmann ist.
Unser Herzogtum: Kann jeder ein Weihnachtsmann werden?
Harun Qasi: Ja, aber unter der Voraussetzung, dass man es auch fühlt, der Weihnachtsmann zu sein. Man sollte nicht immer nur ans Geschäft denken. Wenn man sich mit den Kindern unterhält, dann muss man auch versuchen, den Kindern etwas Gutes zu übermitteln. Weder die Eltern noch der Weihnachtsmann darf mit der Rute drohen, denn der Weihnachtsmann ist kein böser Mensch, sondern wie der Nikolaus, ein Schutzpatron der Kinder. Um den Weihnachtsmann richtig darstellen zu dürfen, muss man einige Richtlinien befolgen. Dazu gehört, dass man während der Darstellung nicht raucht, trinkt oder isst. Es darf auch kein, so ungern ich es sage, Fünf-Euro-Anzug und Bart sein. Wir möchten den Kindern etwas Gutes bieten und nicht ihnen Angst einjagen.
Unser Herzogtum: Wieso nennen Sie sich „Ratzeburger Weihnachtsmann“?
Harun Qasi: Da ich in den letzten 25 Jahren keinen offiziellen oder durch die Presse bekannten Weihnachtsmann zu sehen bekommen habe, dachte ich mir, dass das vielleicht der richtige Titel für mich wäre.
Unser Herzogtum: Gibt es den Weihnachtsmann?
Harun Qasi: Gegenfrage: Haben wir nicht alle an den Weihnachtsmann geglaubt, als wir klein waren? Wieso sollten wir als Erwachsene nicht mehr an ihn glauben? Die Antwort ist, dass wir doch an ihn glauben, da wir als Erwachsene den Weihnachtsmann immer wieder zu Weihnachten dabei haben möchten. Wir möchten es einfach nur nicht zugeben. Wir glauben doch auch an das Gute, oder? Solange die Menschen daran glauben, dass der Tannenbaum zu Weihnachten gehört , solange werden die Menschen weiterhin an den Weihnachtsmann glauben. Ja, es gibt den Weihnachtsmann, da dieser Titel einem Menschen gewidmet ist, der die Armen und insbesondere die Kinder beschenkt. Wenn man ein gutmütiger Mensch ist, dann kann man genauso den Weihnachtsmann oder Nikolaus in sich tragen.
Unser Herzogtum: Herr Qasi, vielen Dank für dieses Interview.
Teil 2
Unser Herzogtum: Hallo Herr Weihnachtsmann! Wenn man Sie sieht, dann meistens in der Winterzeit. Da ist ein warmer Mantel und eine Mütze natürlich Pflicht. Aber wieso ausgerechnet in rot?
Weihnachtsmann: Das hat sich einfach mit der Zeit ergeben. Zufälligerweise hatte ich irgendwann mal am Abend des 24.12. einen roten Mantel getragen und bin dann dabei geblieben.
Unser Herzogtum: Wieviele Rentiere haben Sie?
Weihnachtsmann: Eigentlich habe ich wesentlich mehr davon, als nur die neun, die meinen Schlitten ziehen. Es sind einige, die schon sozusagen in Rente sind und dann gibt es die Neuankömmlinge, die noch viel zu lernen haben.
Unser Herzogtum: Und was machen Sie, wenn kein Schnee liegt?
Weihnachtsmann: Hmm, wenn es mal wieder keinen Schnee geben sollte müsste ich wieder einen besonderen Zauberstaub anwenden, damit wir durch die Lüfte fliegen können. Allerdings werden wir, meine Rentiere und ich, nicht immer so leicht zu sehen sein. Es kann aber auch mal vorkommen, dass ich plötzlich in einem Auto zu sehen sein werde. Wieso? Das kommt daher, dass wir den Flugverkehr nicht durcheinander bringen möchten. Was meinen Sie, was für ein Chaos es geben könnte, wenn man uns da oben erblicken würde.
Unser Herzogtum: Wer sind Ihre Helfer?
Weihnachtsmann: Es gibt einmal die Wichtel, die sich um die Werkstatt kümmern, und dann gibt es die Elfen, die überall herum schwirren, um zu sehen welche Kinder artig und unartig sind. Ohne diese Helfer würde ich es nicht schaffen, alles auf die Reihe zu bekommen.
Unser Herzogtum: Wieso wohnen Sie am Nordpol?
Weihnachtsmann: Weil das meine Heimat ist, dort bin ich geboren. Aber abgesehen davon, ich habe mittlerweile noch mehre Wohnorte.
Unser Herzogtum: Wieviele Sprachen können Sie?
Weihnachtsmann: Viele, aber gerade weil es so viele sind, bekomme ich sowas noch durcheinander, dass ich einige Sprachen tatsächlich vergesse.
Unser Herzogtum: Was machen Sie den Rest des Jahres? Von der Vorbereitung ganz zu schweigen, dürfte es doch ganz schön anstregend sein, innerhalb weniger Tage an die Kinder der Welt die Geschenken zu verteilen? Geht es danach in den Urlaub?
Weihnachtsmann: Eigentlich habe ich sehr wenig Zeit für den Urlaub. Das ganze Jahr über beobachte ich die Menschen , ob sie artig und hilfsbereit zueinander sind oder nicht. Natürlich habe ich dafür meine Elfen, aber Kontrolle ist besser. Ich muss auch nicht ständig am Nordpol sein. Dafür habe ich ja meine Wichtel. Den Urlaub nehme ich wenn die Arbeit getan ist.
Lieber Weihnachtsmann, wir danken Ihnen für dieses Interview.
Dieser Beitrag stammt aus „Unser Herzogtum“, Ausgabe 2, erschienen im Dezember 2015. Das komplette Heft gibt es auch kostenfrei unter www.unserherzogtum.de zu lesen.