Ratzeburg (pm). Hoher Besuch in der Familienbildungsstätte Ratzeburg: Die Landtagsabgeordneten Klaus Schlie (CDU), Christopher Vogt (FDP), Burkhard Peters (Bündnis 90/Die Grünen) sprachen mit Doris Kratz-Hinrichsen vom Diakonisches Werk Schleswig-Holstein (DW SH), Petra Woelky, Leiterin Familienbildungsstätte Ratzeburg, Britta Sandler, Pastorin der Kirchengemeinde St. Georgsberg, Ulrike Walther vom Kuratorium der Familienbildungsstätte und Marion Behrens, Verwaltungsangestellte und Elternbegleiterin sowie Koordinatorin der Familienpat*innen über die finanziellen Möglichkeiten, insbesondere Kinder unter einem Jahr den bestmöglichen Start ins Leben zu ermöglichen.
Die Familienbildungsstätten in Kreis und Land bieten Kindern ab der zehnten Lebenswoche und ihren Eltern Delfi-Kurse an, die den Aufbau einer sicheren Bindung zwischen Eltern und Kindern durch unterschiedliche Interaktionen fördern sollen. Die Kurse finden einmal pro Woche für eineinhalb Stunden statt und kosten in der Familienbildungsstätte Ratzeburg zurzeit 32 Euro pro Monat.
„Wir wünschen uns, dass das Land zwei Millionen Euro für alle Familienbildungsstätten in Schleswig-Holstein zu Verfügung stellt“, sagt Doris Kratz-Hinrichsen. „Die jetzige Summe von 533.100 Euro werde den Anforderungen einer starken, an den Bedürfnissen der Menschen orientierten Familienbildung nicht gerecht.“ Die Landes-Mittel wurden 2012 aufgrund von Haushaltskonsolidierungen drastisch gekürzt und seitdem nicht wieder aufgestockt. Dabei ist es auch der Politik ein Anliegen, genügend Angebote für alle Kinder zu schaffen.
„Wir brauchen und wollen Chancengleichheit von Anfang an“, so Petra Woelky. Das könne nur geleistet werden, wenn es kostenfreie Angebote gäbe. Deshalb wünschen sich die Familienbildungsstätten in Schleswig Holstein, durch eine Anhebung der Landes-Förderung in die Lage versetzt zu werden, jeder Familie mit einem Neugeborenen Kind ein kostenfreies Angebot machen zu können.
„Darüberhinaus wird mehr Geld benötigt, um die Kursleiter*innen, die in den Familienbildungsstätten eine so wichtige Arbeit für unsere Gesellschaft leisten, angemessen beschäftigen zu können. Aufgrund der zu geringen finanziellen Spielräume, ist es nicht möglich, Kursleitungen fest anzustellen. Das möchten wir unbedingt ändern“, so Woelky weiter.
Die Politiker stimmten zu, dass insbesondere die frühe Förderung von unter Einjährigen später enorme Folgekosten sparen würden, die entstehen können, wenn die Bindung im ersten Lebensjahr nicht gelänge. „Die Angebote der Familienbildungsstätten sind ein Spiegelbild der Gesellschaft“, sagte Klaus Schlie. „Es werde immer notwendiger, auch angesichts der gesellschaftspolitischen Entwicklung, Kinder vom Beginn ihres Lebens an die Möglichkeit zu geben, zu starken Persönlichkeiten heranzuwachsen.“
„Ein Antrag auf Erhöhung der Zuschüsse für die Familienbildungsstätten wird im Sozialausschuss des Landtages gestellt“, informiert Burkhard Peters. „Wir werden parteiübergreifend eine vernünftige Regelung finden“.
Dass der Antrag Aussicht auf Umsetzung hat, bekräftigt auch Christopher Vogt: „Unsere Fraktion hat die Unterstützung bereits zugesagt“. Ob es am Ende die gewünschten zwei Millionen Euro sind, sei aber jetzt noch nicht klar.“
Über die Familienbildungsstätte Ratzeburg
In der Familienbildungsstätte Ratzeburg gibt es derzeit elf Delfi-Kurse mit insgesamt 88 Kindern. „Die Anfragen nach den Kursen sind sehr hoch“, so Petra Woelky. Die FBS gibt es seit 1966. In diesem Jahr werden 280 Kurse mit rund 4000 Kursstunden angeboten, die von 60 Kursleiterinnen und -leitern angeboten werden. Ergänzend zu den Kursen gibt es die Projekte wellcome, Familienpat*innen, fit für Familie, und das sehr gut angenommene Interkulturelle Eltern-Kind-Café. Die jüngsten Kurs-Teilnehmer*innen sind zehn Wochen alt (Mindestalter für die Delfi-Kurse), die älteste Dame ist über 90 Jahre alt und turnt schon 30 Jahre mit bei „Fit im Alter“.
Die Finanzierung der Familienbildungsstätte Ratzeburg speist sich aus kirchlichen Mitteln, kommunalen Zuschüssen, Drittmitteln (Spenden), den Landesmitteln und zu 60 bis 70 Prozent aus Teilnahme-Beiträgen. Dieses Missverhältnis zeigt deutlich, dass eine ausreichende Regel-Finanzierung der Familienbildung nicht gewährleistet ist. Deshalb bleibt zu hoffen, dass die Politik tatsächlich parteiübergreifend einer Erhöhung der Förderung auf zwei Millionen Euro zustimmen wird.