Mustin (pm). Einen bewegenden Theaterabend mit einem beeindruckende Stück über eine jüdische Lebensgeschichte durften rund 50 Zuschauer Anfang März trotz frostig kalter Temperaturen in der Maria-Magdalenen-Kirche in Mustin erleben. Angela W. Röders aus Hamburg gastierte auf Einladung eines Mustiner Freundeskreises und des Vereins Miteinander leben mit dem Stück „Rose“ von Martin Sherman und zog das Publikum in unwiderstehlicher Weise vom ersten Moment in den Bann ihres Monologes.
Auf der improvisierten Bühne im Altarraum erschien Rose, eine ältere Jüdin, die auf einer Holzbank Schiv’a ist sitzt, die jüdische Totenwache, für ein palästinensisches Mädchen, das von ihrem radikalisierten Enkel in Israel getötet wurde. Sie entrollte binnen einer Stunde ihre Lebensgeschichte, die in der Ukraine beginnt, die Zeit der Shoa umfasst, die Ermordung eines eigenen Kindes und den Verlust des Ehemannes, und sich fortsetzt im Exodus nach Israel und einem neuen Leben in Amerika bis in die jüngste Gegenwart nach Israel, wo die Saat des Hasses erneut verführt und Menschen einander Leid zu fügen lässt. Rose predigt dabei nicht moralisch, sie stellt all die Ereignisse in den Zusammenhang ihres Lebens und erreicht gerade in dieser Perspektive eine Eindringlichkeit, die das Publikum in der Mustiner Kirche gefesselt und sehr still zurücklies. Und anschließend für reichlich Gesprächsstoff sorgte, auch vor dem Hintergrund der parallel gezeigten Ausstellung „Jüdische Lebenswelten in Deutschland heute“ im Vorraum der Kirche.
Aus Sicht des Vereins Miteinander leben war der Theaterabend mit Angela W. Röders ein sehr gelungener Beitrag im Rahmen des Projektes „ZUGÄNGE SCHAFFEN“, das unter anderen nach Wegen sucht, Begegnungen mit jüdischen Leben im gesellschaftlichen Kontext zu fördern, mit Angeboten, die möglichst niederschwellig, einladend und nah bei den Menschen sind. All dieses wurde mit „Rose“ in Mustin erreicht und ist somit beispielgebend für die weitere Projektarbeit, die vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird.