Neumünster/Lübeck/Kiel (pm). Bunte Feuerräder, zischende Raketen und krachende Böller – für manche ist es ein Silvesterspaß, für die Umwelt eine große Belastung. Der Lärm erschreckt Haus- und Wildtiere und kann lebensbedrohlich werden, wenn Pferde durchgehen oder Vögel bis zur Erschöpfung umherfliegen. Feinstaub gefährdet die menschliche Gesundheit, und Umweltdienste müssen tagelang Extraschichten einlegen, um den Müll zu beseitigen. Plastik-Raketenköpfe liegen noch nach Monaten im Gebüsch und zerbröseln dort zu Mikroplastik.
Schleswig-Holsteins Naturschutzverbände NABU, LNV und BUND appellieren daher an alle Bürgerinnen und Bürger, auf privates Feuerwerk zu verzichten.
„Feinstaub, Lärm und Müll sind eine Gesundheitsgefahr für Menschen und Tiere. Zum Beispiel wurde in Lübeck in der Silvesternacht 2025 ein Feinstaubwert von 211 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen – die Weltgesundheitsorganisation erlaubt nur 50 Mikrogramm pro Kubikmeter! Das ist vor allem für Asthmatiker und Kinder gefährlich“, sagt Gerd Simon vom BUND SH.
Holger Gerth, Vorsitzender des LNV SH, weist auf die Gefahren für Wildtiere hin: „Zwar haben sich viele Wildtiere an Verkehrslärm und Lichtverschmutzung in Siedlungsnähe gewöhnt, doch Silvesterfeuerwerk trifft sie völlig unvorbereitet. Winterruhende Tiere wie Igel und Eichhörnchen werden gestört und laufen Gefahr, überfahren zu werden. Pflanzenfresser wie das Reh sind durch das geringe Nahrungsangebot darauf angewiesen ihren Stoffwechsel im Winter herunterzufahren. Eine durch Feuerwerk ausgelöste Panik und Flucht kostet wertvolle Energie und reduziert die im Winter lebenswichtigen Fettreserven. Feuerwerk sollte nicht in der Nähe von Wäldern, Wiesen, Feldern oder Grünanlagen gezündet werden. Zurückbleibende Reste gefährden Wildtiere – Kunststoffteile können Magenverschlüsse, Metallteile schlecht heilende Schnittverletzungen verursachen. Jede und jeder Einzelne kann unsere wildlebenden Tiere unterstützen und Feuerwerksabfälle einsammeln und fachgerecht entsorgen.“
Besonders Vögel seien in der Silvesternacht gefährdet, erklärt Alexander Schwarzlose, Landesvorsitzender des NABU Schleswig-Holstein. „Sie fliehen panikartig in große Höhen, landen für lange Zeit nicht und verlassen oft für mehrere Tage ihre Rast- und Schlafgebiete. Wasservögel reagieren sogar noch in zwei bis sieben Kilometern Entfernung auf Feuerwerk. Damit verbrauchen sie viel Energie, was im Winter lebensbedrohlich sein kann.“
Die Naturschutzverbände plädieren für ein Böller-Verbot und verweisen auf eine aktuelle YouGov-Umfrage, nach der bereits 63 Prozent der Befragten auf privates Silvesterfeuerwerk verzichten. Wenige, zentral organisierte Feuerwerke in mindestens zwei Kilometern Abstand von Schutzgebieten halten die Naturschutzverbände für vertretbar. Bei privaten Feiern könnten gut abgesicherte Feuerschalen, Laternen und selbst gebastelte Knallbonbons für Stimmung sorgen.










