Geesthacht (pm). Wie geht es weiter mit dem Krankenhausstandort Geesthacht? Zu dieser Frage tauschte sich im Geesthachter Rathaus heute (3. November 2025) Bürgermeister Olaf Schulze mit den beiden Landtagsabgeordneten des hiesigen Wahlkreises Andrea Tschacher (CDU) und Oliver Brandt (Bündnis 90/Die Grünen) aus. Gemeinsam loteten der Geesthachter Verwaltungschef und die Vertretenden der Schleswig-Holsteinischen Regierungsparteien aus, welche Handlungsmöglichkeiten es auf kommunaler Ebene und von Seiten des Landes geben könnten, um die Situation positiv zu beeinflussen.
„Wir sind uns einig darüber, dass die Versorgungssicherheit vor Ort erhalten werden muss“, betont Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze. Klar sei aber auch: Weder die Stadt noch das Land sind Akteure. Beide begleiten und unterstützen den Prozess aktiv, aber die Verantwortung für den Krankenhausstandort liege bei Thomas Pötzsch, der das Krankenhaus im Juli 2025 übernommen hat.
„Ich werde mich weiterhin für eine qualitativ hochwertige Versorgung am Standort Geesthacht einsetzen. Und dazu haben wir Fragen an den Investor, die wir am Donnerstag stellen werden“, sagte Oliver Brandt mit Hinweis auf die Sitzung des Sozialausschusses des Landes Schleswig-Holstein, der am Donnerstag, 6. November 2025, das Krankenhaus Geesthacht auf der Tagesordnung haben wird.
Auch Andrea Tschacher (CDU) betont: „Die aktuelle Entwicklung am Krankenhausstandort Geesthacht stimmt mich nachdenklich, gerade weil die Beschäftigten sich täglich mit großem Einsatz für die Gesundheitsversorgung in Geesthacht und der Region engagieren. Jetzt ist vor allem der Träger gefordert, tragfähige Perspektiven für den Standort zu entwickeln. Das Land wird die vorliegenden Szenarien prüfen und darauf achten, dass die medizinische Versorgung in der Region gewährleistet bleibt. Ich bleibe dazu im engen Austausch mit der Stadt, der Klinikleitung und dem Ministerium, um den Prozess konstruktiv zu begleiten.“
Zum Hintergrund: Für das Krankenhaus Geesthacht, das MVZ, die Geriatrie und das Seniorenzentrum war im September 2024 Insolvenz angemeldet worden. Geesthachts Verwaltungsspitze hatte sich daraufhin gemeinsam mit der Lokalpolitik auf unterschiedlichsten Ebenen für den Erhalt des medizinischen Angebots in Geesthacht eingesetzt – obgleich die Krankenhausversorgung keine Aufgabe der Kommune ist, sondern Kreis und Land diese sicherstellen müssen.
Thomas Pötzsch (CTP) hat das Krankenhaus Geesthacht mit Geriatrie und Seniorenzentrum sowie dem MVZ Geesthacht zum 1. Juli 2025 aus der Insolvenz übernommen. Am 28. Oktober 2025 wurde nun erneut ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung eröffnet.
SPD Herzogtum Lauenburg: Krankenhaus Geesthacht muss erhalten bleiben
Eine Stellungnahme der SPD Herzogtum Lauenburg
Es ist bestätigt: Das Krankenhaus Geesthacht befindet sich erneut im Insolvenzverfahren. Diese Nachricht sorgt erneut für große Verunsicherung – bei den rund 700 Beschäftigten ebenso wie bei den Bürgerinnen und Bürgern der Region. Noch vor einem halben Jahr wurde der Standort nach der Übernahme durch den neuen Investor als „Leuchtturmprojekt“ bezeichnet – heute steht er wieder vor einer ungewissen Zukunft.
Mehrere Abteilungen der Klinik, darunter die Notaufnahme, die Intensivstation, die Chirurgie und die Gynäkologie, sollen geschlossen werden. Das würde rund 250 der 700 Arbeitsplätze bedrohen. Das Krankenhaus Geesthacht ist für die medizinische Versorgung im Südkreis unverzichtbar. Es sichert nicht nur die Grund- und Notfallversorgung, sondern beherbergt auch spezialisierte Abteilungen wie die Geburtsstation, eine bundesweit ausgezeichnete Gynäkologie mit Brustkrebszentrum sowie eine psychiatrische Abteilung mit regionaler Bedeutung.
Die SPD Herzogtum Lauenburg fordert alle politischen Ebenen auf, sich entschlossen für den Erhalt des Geesthachter Krankenhauses als Haus der Vollversorgung einzusetzen. Der Blick richtet sich nun sowohl auf die Seite des Investors als auch auf die schwarz-grüne Landesregierung. Wir appellieren an das Ministerium für Justiz und Gesundheit, den Standort dauerhaft im Krankenhausbedarfsplan des Landes zu verankern und das im ersten Insolvenzverfahren entwickelte Sanierungskonzept konsequent umzusetzen.
Cira Ahmad, Kreisvorsitzende der SPD Herzogtum Lauenburg, erklärt: „Wenn es um rund 250 gefährdete Arbeitsplätze und die Gesundheitsversorgung einer ganzen Region geht, brauchen die Menschen Verlässlichkeit und entschlossenes politisches Handeln.
Das Krankenhaus Geesthacht steht exemplarisch für die Krankenhauskrise in ganz Schleswig-Holstein.
Umso dringlicher ist jetzt ein klares Signal: Der Standort muss dauerhaft im Krankenhausbedarfsplan des Landes verankert werden.“
Auch die örtliche SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Nina Scheer, stellvertretende Vorsitzende des SPD-Kreisverbandes mahnt an: „Das Wesen von Daseinsvorsorge ist, die medizinische Versorgung sicherzustellen. Dazu zählt sowohl die Notfallversorgung als auch Geburtshilfe und Gynäkologie. Das vor Ort gewachsene Angebot darf nicht zur Disposition stehen. Gesundheitsversorgung ist Daseinsvorsorge und darf nicht von ökonomischem Kalkül abhängen. Hier ist nun auch die Schleswig-Holsteinische Landesregierung gefordert.“
Gerade in einer wachsenden Region mit einer älter werdenden Bevölkerung ist eine wohnortnahe, umfassende medizinische Versorgung unverzichtbar. Die SPD Herzogtum Lauenburg setzt sich daher entschieden für den Erhalt und die Zukunft des Krankenhausstandorts Geesthacht ein – im Interesse der Patientinnen und Patienten, der Beschäftigten und der gesamten Region.
Eine Stellungnahme der GRÜNEN
‚CTP hat das Vertrauen verspielt – GRÜNEN-Fraktion wünscht sich einen neuen Betreiber für das Geesthachter Krankenhaus!‘
Die Firmen-Gruppe CTP (Thomas Pötzsch) hat zum 01. Juli 2025 den Betrieb des Geesthachter Krankenhauses übernommen. Die Firma CTP hatte zugesagt, neben der Geriatrie und Psychiatrie auch die Geburtshilfe & Gynäkologie, Chirurgie, Anästhesie, Intensivstation und Notaufnahme zu
unterhalten. Dieses Konzept war maßgeblich vom Sanierungsgeschäftsführer Tobias Vaasen erarbeitet, von allen Beteiligten abgesegnet und von der Geesthachter Politik sehr begrüßt worden. Drei Monate später will die Firma CTP von dem Konzept nichts mehr wissen und hat einen Insolvenzantrag in Eigenverantwortung gestellt, um das Angebot schwerpunktmäßig auf die Geriatrie und Psychiatrie zu reduzieren. Offensichtlich haben bei der Firma CTP Kapital- und Immobilieninteressen Vorrang vor dem Angebot einer medizinischen Grundversorgung für die Bevölkerung.
Die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat kein Vertrauen mehr in die Aussagen von CTP und sieht für diese Firma keine Basis für einen weiteren Betrieb des Geesthachter Krankenhauses.
Die Fraktion fordert deshalb die Firma CTP auf, den Kaufvertrag für das Geesthachter Krankenhaus vollständig rückabzuwickeln und damit den Weg frei zu machen für einen neuen Betreiber und ehrlichen Partner, der den bestehenden Versorgungsauftrag für dieses Krankenhaus ernst nimmt und vollständig erfüllt. Grundlage sollte dabei das von Sanierungsgeschäftsführer Tobias Vaasen entwickelte Konzept sein. Gleichzeitig wünscht sich die Fraktion, dass das Land Schleswig-Holstein, der Kreis Herzogtum Lauenburg sowie die für das Insolvenzverfahren zuständigen Stellen prüfen, ob rechtliche Möglichkeiten bestehen, der Firma CTP den Versorgungsauftrag zu entziehen. Die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN erklärt sich solidarisch mit den Mitarbeitenden des Krankenhauses. Für die Fraktion sprechen Jens Kalke und Ali Demirhan.
			










