Herzogtum Lauenburg (pm). Am 27. und 28. September 2025 ist es wieder so weit: Die „Tage der Industriekultur am Wasser“ öffnen zum achten Mal Türen zu faszinierenden Zeugnissen der Industriegeschichte in der Metropolregion Hamburg. Auch im Kreis Herzogtum Lauenburg zeigt sich eindrucksvoll, wie stark Wasser und Industrie miteinander verbunden sind. Wir entdecken Orte, die sonst oft im Verborgenen bleiben. Technikbegeisterte, Familien und Kulturinteressierte erwartet ein spannendes Wochenende voller Geschichten, seltener Einblicke und Mitmachaktionen.
Ihre Premiere bei den Tagen der Industriekultur feiert die Stadtbarkasse »Piep«. Sie ist schmal, schnell und wendig – und war 75 Jahre ein vertrauter Anblick im Hamburger Hafen. Jahrzehntelang transportierte sie als „Mädchen für alles“ Menschen und Material durch den Hafen. Heute liegt sie in Geesthacht, gepflegt von Ehrenamtlichen und voller Erinnerungen. An diesem besonderen Wochenende nimmt sie Gäste mit auf nostalgische Elbfahrten – durch Wellen, Zeiten und Geschichten.
Das Geesthacht-Museum zeigt die Industriegeschichte der Stadt, die Geesthacht heute zum größten Energiestandort in Norddeutschland gemacht hat. Bei einem Vortrag wird das Werk des Hamburger Architekten Hermann Distel in Geesthacht vorgestellt. Drei Jahrzehnte gestaltete er die Stadt mit seinen Bauten, in seinen letzten Jahren diente er sich dem NS-Regime an.
Ein anderes Kapitel Geesthachter Geschichte sind die ehemaligen Sprengstofffabriken. Trotz vieler Zerstörungen sind noch zahlreiche Relikte sichtbar. Ein Rundgang führt über das Fabrikgelände in Krümmel auf den Spuren Alfred Nobels, der 1865 hier die erste Dynamitfabrik der Welt gründete und ein Jahr später das Dynamit erfand. Ziel ist der Wasserturm, 1916 zur Wasserversorgung einer Nitrozellulosefabrik errichtet. Bei der Tour „Pulver, Plastik und Raketen“ geht es in die Ruinenlandschaft der Besenhorster Sandberge, wo einst eine moderne Pulverfabrik stand.
Auch das stillgelegte Kernkraftwerk Krümmel ist wieder dabei. Die Anlage war lange Zeit der stärkste Siedewasserreaktor der Welt. Geführte Spaziergänge rund um das Gelände sowie Vorträge erläutern die Geschichte – vom Bau, über den Betrieb, bis hin zur Stilllegung 2011 und dem Rückbau.
Die Buchhorster Waldbahn, ist Teil einer ehemaligen Feldbahn, die einst Ziegelei, Tongruben, den Elbe-Lübeck-Kanal und eine Zündholzfabrik verband. Von den ursprünglichen fünf Kilometern sind heute noch 1,1 Kilometer erhalten. Ehrenamtliche betreiben die Bahn und lassen sie an dem Wochenende mit historischen Geschichten aufleben. Eingesetzt werden Dieselloks der Baujahre 1956 bis 1964. Ein üppiges Kuchenbuffet wartet im alten Lokschuppen.
Die Dückerschleuse Witzeeze, nur wenige Meter von Mecklenburg entfernt, ist eine der seltenen erhaltenen Stauschleusen. Das Wasser wurde mit lediglich einem Torpaar mehrere Tage gestaut, bevor die Prähme fahren konnten. Die Elbe-Lübeck-Kanal-Schleuse Witzeeze wird auch Hotopp´sche Schleuse genannt. Ihre Technik funktioniert nach einem Prinzip von Ludwig Hotopp allein mit Wasserkraft. Es werden ab der Elbe-Lübeck-Kanal-Schleuse geführte Wanderungen angeboten, bei denen das Prinzip der beiden Schleusen erläutert wird.
Ein Highlight für die ganze Familie ist der Schaufelraddampfer »Kaiser Wilhelm«, einer der letzten fahrbereiten Raddampfer Deutschlands. Am Sonntag lädt die Besatzung zum „Open Ship“ ein.
Ein verborgenes Juwel ist das Wasser- und Dieselmotorenkraftwerk aus den 1920er-Jahren. Vier funktionstüchtige Motoren und eine restaurierte Wasserturbine können besichtigt werden. Ehrenamtliche stehen für Fragen zur Verfügung und bringen den historischen Dieselgenerator zum Laufen. Unmittelbar daneben liegt die historische Palmschleuse, die älteste Kammerschleuse Europas und Teil der alten Salzroute. Bis zu 12 Kähne konnten die Kammern der Schleuse aufnehmen. Fachkundige Führungen zu beiden Orten werden das ganze Wochenende angeboten.

Nicht weit entfernt, gleich an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern, gibt in Boizenburg der Frachter »Minna« sein Saisonfinale. Das traditionsreiche Binnenfrachtschiff wird zur Bühne. Drei lokale Bands lassen die Saison auf dem Kulturschiff mit Musik ausklingen. Dort, wo einst Fracht verladen wurde, erklingen heute Gitarrenriffs, Stimmen, Rhythmen. Wer das Schiff betritt, spürt: Hier verbinden sich Vergangenheit und Gegenwart, Stahl und Klang.
Mehr Informationen zur Anmeldung und zum Gesamtprogramm unter: www.tagederindustriekultur.de