Ratzeburg (pm). In Ratzeburg soll es vergangenen Mittwoch nach Medienberichten auf dem Marktplatz zu einem gewaltsamen Übergriff gegen eine junge syrische Frau gekommen sein. Herzogtum direkt berichtete. Es besteht der Verdacht eines rassistischen Motivs, da im Vorwege der Tat entsprechende Beleidigungen von einer Zeugin wahrgenommen wurden. Die Polizei ermittelt aktuell das Tatgeschehen und sucht weitere Zeugen.
Die Stadt Ratzeburg hat diese Nachricht mit Bestürzung aufgenommen. „Die Vorstellung, dass es bei uns mitten in Ratzeburg ganz offen zu einer rassistisch motivierten Straftat gekommen sein kann, ist unerträglich. Das ist und darf nicht die Weise sein, wie wir hier miteinander zusammenleben. Ratzeburg ist ein Ort für alle Menschen“, sagt Bürgermeister Eckhard Graf. Er verweist dabei auf das jüngst von der Stadtvertretung beschlossenen ‚Selbstverständnis zur Antirassismusarbeit‘ im Rahmen von Ratzeburgs Mitgliedschaft in der ‚Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus – European Coalition of Cities against Racism‘ (ECCAR). „Jede Form von Rassismus und Diskriminierung gefährdet unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt und damit unseren Frieden in der Stadtgesellschaft“, betont Eckhard Graf.
„Es trifft mich persönlich und macht mich zutiefst betroffen, wenn man sich vorstellt, dass ein rassistisch motivierter Übergriff ausgerechnet in Ratzeburg stattgefunden haben könnte. In meiner Funktion als Koordinator für Antirassismusarbeit und auch als Betroffener weiß ich, wie wichtig es ist, dass wir Rassismus konsequent und unmissverständlich sichtbar machen und gemeinsam dagegen stehen. Rassismus hat in unserer Stadt keinen Platz. Wir müssen Betroffene stärken, alle Vorfälle ernst nehmen und als Stadtgesellschaft deutlich zeigen, dass wir solidarisch zusammenstehen“, sagt Evans Gumbe, Koordinator für Antirassismusarbeit in Ratzeburg und Umland.
Rassismus zu überwinden ist das Ziel, das sich die Stadt Ratzeburg mit ihrer ECCAR-Mitgliedschaft und ihrer Kampagne »Herz einschalten – Rassismus ausschalten« gegeben hat. Eine Arbeitsgruppe mit Verantwortungsträgern und Betroffenen entwickelt hier gemeinsame Strategien zur wirksamen Antirassismusarbeit im ländlichen Raum. Dazu gehört die Unterstützung und Stärkung von Betroffenen, die Sensibilisierung in der Mehrheitsgesellschaft und die Dokumentation von Vorfällen. Ein solcher Vorfall, sollte er sich in seiner Motivation bestätigen, wird den Ansporn dieser Arbeitsgruppe, die immer offen für Mitwirkung ist, weiter stärken. Hinweise zu rassistischen Vorfällen können in Ratzeburg jederzeit gemeldet werden unter der Telefonnummer 04541-8000-985, der Rufnummer 0157-55901745 oder unter herzein-rassismusaus@ratzeburg.de