Mölln (pm). Unter dem Motto „Schule ohne Lehrkräfte ist wie Mölln ohne Till Eulenspiegel“ machte die SPD-Landtagsfraktion am vergangenen Wochenende mit ihrer Bilanz-Tour Station in Mölln. Am Infostand vor Ort stellten sich Martin Habersaat, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, und Mitglieder des SPD-Kreisvorstands und der SPD Mölln den Fragen der Bürgerinnen und Bürger – und sammelten zahlreiche Rückmeldungen über einen eigens eingerichteten „Mängelmelder“ zur Bildungspolitik der Landesregierung. „Die Rückmeldungen zeigen: Viele Menschen haben konkrete Sorgen, Ideen und Verbesserungsvorschläge – und die hören wir uns genau an“, so Habersaat.
Die Lage der Schulen in Schleswig-Holstein ist gerade schwierig. Martin Habersaat fasst zusammen: „Die Zahl der Lehrkräfte, die ohne abgeschlossene Ausbildung an den Schulen im Land unterrichten, ist hoch, inzwischen sind zwölf Prozent der Lehrerinnen und Lehrer an unseren Schulen gar keine richtigen Lehrer, an den Grundschulen 17,3 Prozent. Das Land braucht diese Vertretungskräfte, geht aber schlecht mir ihnen um. Der Unterrichtsausfall verharrt auf Rekordhöhe. In Schleswig-Holstein findet jede neunte Unterrichtsstunde nicht plangemäß statt. An Berufsbildenden Schulen ist es sogar fast jede siebte. Und nun will die Landesregierung in Zeiten steigender Schüler*innenzahlen auch noch Lehrkräftestellen abbauen. An Gymnasien und besonders an Gemeinschaftsschulen.“

Auch die in Mölln eingesammelten Meldungen zeichnen ein deutliches Bild der Herausforderungen im Bildungssystem:
Deutsch als Zweitsprache: Es fehlt an ausreichender finanzieller Unterstützung und gesellschaftlicher Anerkennung für DaZ-Angebote.
Frühkindliche Bildung: Die Forderung nach bezahlten Ausbildungen für Kita-Fachkräfte und mehr pädagogischem Personal an Schulen wurde mehrfach genannt.
Falsche Schwerpunkte:
Kritik wurde daran geübt, dass durch die jüngsten Einsparungen der Günther-Regierung jetzt Religion die stärkste Gesellschaftswissenschaft an den Schulen in Schleswig-Holstein ist, während im Fach WiPo (Wirtschaft und Politik) gekürzt wird.
Lehr- und Lernmittel: Veraltete Schulbücher und eine als zufällig empfundene Umsetzung der Digitalisierung wurden kritisiert.
Lebensnahe Bildung: Der Ruf nach Schulinhalten rund um das Thema „Erwachsenwerden“ mit Inhalten wie Steuern, Wohnungssuche oder Versicherungen wird lauter. Auch Medienbildung und Gesundheitsbildung kommen zu kurz.
Hochschulpolitik: Kürzungen an lehrerbildenden Hochschulen sorgen für Unmut. Auch neu geforderte Verwaltungsgebühren von 60 Euro pro Semester wurden als willkürlich kritisiert.
Cira Ahmad, Co-Vorsitzende der SPD im Kreis Herzogtum Lauenburg: „Besonders deutlich wurde: Die Menschen vor Ort fühlen sich mit ihren Sorgen allein gelassen – vor allem angesichts der Tatsache, dass viele Maßnahmen der aktuellen Landesregierung als Kürzungen wahrgenommen werden. Die Politik muss auf diese Stimmen hören. Gute Bildung braucht nicht nur warme Worte, sondern konkrete Investitionen, verlässliche Strukturen und Respekt für alle Beteiligten – von der Kita bis zur Hochschule.“