Brüssel (pm). Anlässlich des diesjährigen Tags des Wolfes warnte der Deutsche Tierschutzbund das Europäische Parlament davor, in der Wolfsfrage den Weg hin zu Populismus und Ideologie einzuschlagen. Die 27 EU-Mitgliedsstaaten stimmen voraussichtlich am 8. Mai über eine Änderung in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie für einen niedrigeren Schutzstatus des Wolfes ab. Abschüsse könnten durch die Herabsenkung des Schutzes leichter genehmigt und der Wolf ins Jagdrecht der Länder aufgenommen werden. Die Tierschützer mahnen, dass ein solcher Kurs wissenschaftlich nicht zu rechtfertigen sei. Statt Wölfe pauschal zu töten, sollte bislang vernachlässigter Herdenschutz dringend aufgeholt werden. Ziel müsse die langfristige Koexistenz von Weidetieren, Wolf und Mensch im Sinne des Tier- und Artenschutzes sein.
„Die lautstarke Forderung, Wölfe pauschal zu bejagen, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage. Sie schließt an längst überholte Narrative an und ist offenkundig rein populistisch motiviert“, sagt James Brückner, Leiter des Wildtierreferats beim Deutschen Tierschutzbund. „Inmitten der globalen Biodiversitätskrise sollte sich die EU dringender denn je durch Besonnenheit und Sachverstand leiten lassen, um ihre Beiträge für gesunde Ökosysteme in Europa nicht zu verspielen. Die Rückkehr des Wolfes ist ein großer Erfolg für den Artenschutz. Nun das Rad zurückzudrehen, wäre ein Armutszeugnis.“
Angst vor Wolf ist unbegründet
Der Erhaltungszustand der Wolfspopulation in Deutschland wird derzeit nach streng wissenschaftlichen Kriterien noch immer als überwiegend „ungünstig“ bewertet. Das Bild des „großen bösen Wolfes“ ist jedoch teils noch immer tief verankert und reicht Jahrhunderte weit zurück. Die durch alte Märchen und Sagen überlieferte und durch Jagdverbände geschürte Angst vor Wölfen ist unbegründet: Wölfe vermeiden in der Regel die direkte Begegnung mit Menschen. Dort wo sie leben, übernehmen sie zudem wichtige Funktionen im Ökosystem: Sie regulieren die Zahl der Rehe und Rothirsche und sorgen für gesündere Populationen, da sie vor allem schwache und kranke Beutetiere jagen.
Politik in Deutschland vernachlässigt wissenschaftliche Fakten
Deutschland hat eines der besten Monitoringsysteme für Wölfe und kann die Entwicklung der Population genau beobachten. Anfang April hatte der Bundesrat, auf Initiative von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, die Bundesregierung dennoch aufgefordert, die Methodik zur Bestandseinstufung auszutauschen und die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht vorzubereiten. „Nicht ausreichend geschützten Weidetieren wird dieser hysterische Aktionismus nicht helfen. Im Gegenteil führen Abschüsse durch die Zerstörung von Rudelstrukturen im schlimmsten Fall zu noch mehr Rissen“, kritisiert Brückner. Angesichts der aktuellen Debatte zeigt Brückner sich besorgt. Es sei nicht auszuschließen, dass der Umgang mit dem Wolf den Kurs setze für weitere Arten wie Saatkrähe, Luchs oder Kegelrobbe. „Auf keinen Fall darf die EU-Entscheidung ein Präzedenzfall werden.“

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Tierschutzbund warnt: Wölfe brauchen weiterhin Schutz
Brüssel, 30. April 2025 – Am 8. Mai 2025 stimmen die 27 Länder der Europäischen Union (EU) über eine neue Regel ab. Es geht darum, wie stark der Wolf in Zukunft geschützt werden soll.
Der Deutsche Tierschutzbund ist dagegen, den Schutz für Wölfe zu verringern. Er sagt: Wölfe sind wichtig für die Natur. Sie sollten nicht leichter getötet werden dürfen.
Warum ist der Schutz des Wolfs wichtig?
Wölfe helfen, die Natur im Gleichgewicht zu halten. Sie fressen zum Beispiel kranke Rehe. So bleibt der Wald gesund.
Viele Menschen haben Angst vor Wölfen. Aber Wölfe greifen Menschen fast nie an. Sie meiden den Kontakt zu uns.BLICK aktuell+6Bundesrechnungshof+6ZEIT ONLINE+6
Was sagt der Tierschutzbund?
James Brückner warnt: Wenn wir den Schutz für Wölfe verringern, könnten auch andere Tiere weniger geschützt werden. Zum Beispiel Luchse oder Robben.
Was passiert als Nächstes?
Am 8. Mai 2025 entscheiden die EU-Länder über den Schutz des Wolfs. Der Tierschutzbund hofft, dass der Schutz bleibt. Denn Wölfe sind wichtig für unsere Natur.