Ratzeburg (pm). Flüsse und Seen liegen nun mehr unter einer geschlossenen Eisdecke. Der Schnee suggeriert in manchen Fällen eine Tragfähigkeit, die nicht gegeben ist. Auch wenn die Temperaturen nun langsam ansteigen sollen, so liegen die Seen und Flüsse noch unter einer Eisdecke. Auf den zugefrorenen Seen ist das Eis nicht überall gleich stark ausgebildet. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Ratzeburg rät allen Wintersportlern, mit dem Schlittschuhlaufen weiterhin zu warten und sich über den Zustand des Eises zu erkundigen. Eltern sollten ihre Kinder über die Gefahren, die auf zugefrorenen Seen lauern, aufklären. Gerade die kleineren Seen bergen nach den vergangenen (wärmeren) Tagen eine enorme Gefahr.
Hinweise für die Eltern finden sich unter: www.Ratzeburg.dlrg.de

Da es trotz aller Vorsicht aber zu einem ungewollten Notfall kommen kann, übte die DLRG Ortsgruppe Ratzeburg nun den Ernstfall an der Badestelle Aqua Siwa und im Kurpark in Ratzeburg. „Auch wir nehmen das Eis auf den Seen als Anlass, unsere Wasserretter auf den neuesten Stand der Technik zu bringen und weiterzubilden“, sagte Malte Allrich, Einsatzleiter der DLRG Ratzeburg. „Wir haben in letzter Zeit immer wieder Berichte lesen müssen, in denen der Leichtsinn einiger Leute zu Notfällen auf dem Wasser/ Eis geführt haben, damit auch in Ratzeburg und Umgebung die Rettungskräfte für dieser Art Notfälle gerüstet sind, haben wir die Übung angesetzt.“
Das Land Schleswig-Holstein, insbesondere das Innenministerium haben die DLRG Ratzeburg bei der Beschaffung von spezieller Ausrüstung finanziell unterstützt. So konnte spezielle Schutzausrüstung für die Retter beschafft werden, aber auch Hilfsmittel auf dem neuesten Stand der Technik konnten beschafft werden, die für den Notfalleinsatz im Kreis Lauenburg zur Verfügung stehen.
Angenommen wurden verschiedene Situationen, die auf die Wasserrettungsgruppe zu kommen könnten. So wurde eine ins Eis eingebrochene Person durch einen Einsatztaucher gespielt. Hierbei mussten wir feststellen, dass das Eis keineswegs tragfähig ist, und so brachen die gut ausgerüsteten und geschützten Rettungstaucher auch nach wenigen Metern ein.

So konnten alle Einsatzabläufe unter realen Bedingungen geübt werden. „Zuerst haben wir alle unsere Einsatzkräfte mit Leinen gesichert und mit Rettungswesten ausgestattet. Anschließend wurde unter zu Hilfenahme von einem Rettungsbrett der Verunfallte aus dem Wasser gerettet. Anschließend wurden Retter und Verunfallter von den Kräften an Land zurückgezogen“ so Malte Allrich. Neben dieser Technik, wurden auch noch weitere Taktiken und Rettungsmittel, wie der Gurtretter, ein Ruderboot, ein Rettungsbrett und die Rettungswurfleine erprobt.
Darüber hinaus konnte auch erstmals mit dem neuen Eisrettungsschlitten und dem neuen Rettungssteg geübt werden, welches durch das Land gefördert wurde. Die Befüllung mit Druckluft aus den Pressluftflaschen erwies sich als äußerst zeitsparend, so dass der Eisretter binnen Sekunden einsatzbereit war. Die leichte Bauweise sorgte dafür, dass der Retter sich schnell mit dem Rettungsgerät übers Eis bewegen konnte und auch Einsatzorte weit draußen auf dem See, ohne Gefahr für die Retter, erreicht werden konnten.
Ein zweiter Abschnitt war die sanitätsdienstliche Versorgung des Verunfallten. So wurde die Rettung des Verunglückten mit Hilfe des Spineboards ausgiebig geprobt. Voran gegangen war den praktischen Übungen ein theoretischer Teil.

Am Ende der Übungen, bei warmen Getränken in der Rettungswachstation an der Schloßwiese, waren sich alle einig, dass diese Übungen dringend notwendig sind, denn in der Theorie ist alles sehr leicht und simulieren lassen sich Eisflächen nicht.
„Übungen unter derlei extremen Bedingungen für Mensch und Material müssen sein, denn so sind wir auch im Winter perfekt auf die Notfälle vorbereite. Der Tag hat gezeigt, unsere Einsatzkräfte verstehen ihr Handwerk“, so Einsatzleiter Malte Allrich.
Weitere Informationen finden sich auf der Homepage der DLRG Ratzeburg und auf der Facebook-Seite der DLRG Ratzeburg.
Folgende Sicherheitshinweise sollte jeder, der sich aufs Eis wagt unbedingt beachten:
1. Gehe nicht in den ersten kalten Tagen aufs Eis!
2. Achte auf Warnungen im Radio oder in der Zeitung!
3. Nie aufs Eis gehen, wenn man Alleine oder niemand in der Nähe ist!
4. Wenn das Eis knistert oder knackt, muss es sofort verlassen werden! Hierfür unbedingt flach auf das Eis legen, um das Gewicht zu verteilen und sich in Bauchlage zum Ufer begeben und zwar in die Richtung, aus der man gekommen ist. Ruckartige Bewegungen vermeiden.
5. Ist man eingebrochen, laut um Hilfe rufen und sich am Eisrand festhalten. Anschließend versuchen, mit den Füßen, die gegenüberliegende Eiskante zu erreichen, um sich auf die Eisfläche zu drücken und in Bauchlage zum Ufer rutschen. Ist dies nicht möglich, kann man versuchen, mit Fäusten oder Ellenbogen einen Weg zum Ufer freizuschlagen.
6. Hat man das Ufer erreicht, sucht man sofort einen beheizten Raum auf und begibt sich grundsätzlich in ärztliche Behandlung.
Wie kann ich jedem helfen, der im Eis verunglückt ist?
1. In jedem Fall als erstes den Notruf über die 112 absetzen!
2. Bei der Hilfeleistung unbedingt den Selbstschutz beachten und sich nicht unnötig in Gefahr begeben.
3. Falls die Person nicht weit vom Ufer entfernt ist, versuchen Sie, ihr vom Land aus Hilfsmittel zuzureichen. Dies können Stangen, Äste, oder Leinen sein, aber auch Rettungsball, Rettungsstange bzw. Rettungsring.
4. Muss man zur Rettung die Eisfläche betreten, so verteilen Sie Ihr Gewicht, indem Sie sich auf das Eis legen. Versuchen Sie Hilfsmittel, wie Bretter, Leitern, Äste oder Seile zuzureichen. Zur Not kann hier auch eine Jacke oder ein Schal helfen. Stehen keine Hilfsmittel zur Verfügung, bilden Sie zusammen mit anderen Passanten eine Menschenkette, indem Sie sich jeweils an den Füssen des Vordermannes festhalten.
5. Nach der Rettung muss die verunglückte Person möglichst in einen beheizten Raum verbracht und/oder mit Decken oder trockener Kleidung zugedeckt werden. Da die Person stark unterkühlt ist, müssen unbedingt unnötige Bewegungen oder „trockenrubbeln“ vermieden werden.
Eltern sollten ihre Kinder eindringlich auf die Gefahren des Eises aufmerksam und mit den Rettungsregeln vertraut machen. Im Notfall ist schnelle Hilfe geboten, der Verunglückte droht schnell zu unterkühlen!