Kiel/Berlin (pm). Das Robert-Koch-Institut (RKI) erinnert daran, den Polio-Impfstatus zu überprüfen und mögliche Impflücken zu schließen (RKI – Startseite). Darauf weist das Gesundheitsministerium Schleswig-Holstein hin. Hintergrund ist, dass laut RKI in Abwasserproben aus vier Städten (München, Bonn, Köln und Hamburg) genetisches Material von Schluckimpfstoff-abgeleiteten Polioviren Typ 2 nachgewiesen wurden. Abwassertestungen auf Polioviren dienen als Frühwarnsystem. Der Nachweis an verschiedenen Orten weise auf eine Zirkulation dieser Viren hin. Auch in anderen europäischen Ländern wurden in der Vergangenheit so genannte cVDPV2-Viren im Abwasser nachgewiesen, so das RKI.
Auch wenn aufgrund der allgemein hohen Impfquoten und guten Hygienebedingungen in Deutschland eine geringe Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Erkrankungen besteht, so ist es bei anhaltender Zirkulation möglich, dass vereinzelt Fälle unter nicht ausreichend geimpften Menschen auftreten, erläutert das RKI. Möglicherweise bestehende Impflücken sollten daher gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) geschlossen werden.
Die STIKO empfiehlt eine Grundimmunisierung (3+1-Schema) gegen Polio im Alter von 2 Monaten, 4 Monaten und 11 Monaten. Eine Auffrischungsimpfung soll gemäß STIKO zwischen 9 und 16 Jahren erfolgen. Der Polio-Impfstatus kann im gelben Impfausweis nachvollzogen werden. Ausführliche Informationen finden Sie bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, siehe Startseite: www.impfen-info.de. Bei fehlender oder unvollständiger Polio-Impfung wenden Sie sich an Ihre Kinderarztpraxis oder bei Erwachsenen an die Allgemeinarztpraxis.
In Schleswig-Holstein besteht allgemein eine hohe Polio-Impfquote und damit ein guter Schutz gegen Polio. Kinder mit dem Geburtsjahr 2019 sind im Alter von 24 Monaten zu 85% vollständig geimpft. Es zeigt sich, dass die dritte Impfung zur Grundimmunisierung teilweise später als empfohlen erfolgt: Kinder mit dem Geburtsjahr 2015 sind im Alter von 72 Monaten zu 90,6% vollständig geimpft.
Die Schluckimpfung mit dem so genannten oralen Polio-Impfstoff (OPV) hat wesentlich zur erfolgreichen Bekämpfung von Polio in Europa beigetragen und wird zum Teil noch in anderen Ländern verwendet. Mit der Schluckimpfung Geimpfte können Impfviren mehrere Wochen lang noch ausscheiden. Bereits seit 1998 wird in Deutschland ausschließlich ein anderer Impfstoff, nämlich der per Spritze verabreichte inaktivierte Polio-Totimpfstoff (IPV) verwendet.
Weitere Informationen finden Sie in unserem Steckbrief: schleswig-holstein.de – Impfen A-Z – Infektionskrankheiten von A-Z Informationen des RKI: Epidemiologisches Bulletin 48/2024 Informationen der STIKO: RKI – Impfungen A – Z – Schutzimpfung gegen Poliomyelitis (Kinderlähmung)