Ratzeburg/Sopot (pm). Der Ratzeburger Jugendbeirat hat bereits im September an einer europäischen Jugendkonferenz in der polnische Partnerstadt Sopot teilnehmen können. Diese Konferenz war auf Grundlage und Idee des ‚Europäischen Netzwerkes von lokalen Jugendbeiräten‘ organisiert worden, das 2023 in Ratzeburg im Rahmen eines ‚Europäischen Jugendcamps‘ mit Jugendbeiratsmitglieder aus Sopot, Strägnäs und Ratzeburg in Form einer Charta begründet wurde. Vier Delegierte des Ratzeburger Jugendbeirates reisten zusammen mit einer Begleitung vom Team der Kinder- und Jugendarbeit des Diakonischen Werkes für drei Tage in die polnische Partnerstadt zum Austausch, zum Kennenlernen und zum Vertiefen der Kontakte.
Auf dem umfangreichen Konferenzprogramm ging es um die psychische Gesundheit junger Menschen, um die Zukunft junger Ukrainer in der Europäischen Union, um Herausforderungen der junge Aktivistengeneration und um die Bedeutung von Demokratie und Gleichberechtigung für junge Menschen. Sie wurde vorbereitet von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Danzig in Sopot. Neben den Ratzeburger Delegierten waren Jugendliche aus Strängnäs, aus Kalshamn, aus Lviv, aus Bilhorod und aus Zakopane zum ‚European Youth Congress‘ eingeladen.
Ratzeburgs Jugendbeiratsvorsitzende Vivian Ndubuisi gab zum Verlauf des Jugendkongresses folgenden Bericht:
„Der ‚European Youth Congress‘ begann mit unserer Ankunft in Sopot, wo wir herzlich von Katarzyna Choczaj empfangen wurden. Sie zeigte uns unsere Unterkünfte in Strandnähe und lud uns nach dem Einrichten zu einem gemeinsamen Essen ein. Am nächsten Morgen kamen die Delegationen aus den schwedischen Partnerstädten Strängnäs und Karlshamn an. Beim Frühstück hatten wir die Gelegenheit, uns besser kennenzulernen, bevor wir zur Konferenz aufbrachen. Der Ablauf war so organisiert, dass zu jedem Thema zunächst Experten oder Betroffene einen Vortrag hielten. Danach stellten uns Moderatoren Fragen, die wir aus der Sicht unserer Städte und Länder beantworteten. Anschließend konnte das Publikum Fragen stellen und Kommentare geben, was in lebhafte Diskussionen mündete.
Am ersten Konferenztag ging es um mentale Gesundheit und Jugendarbeit. Sopot stellte beeindruckende Jugendzentren vor, die nicht nur Freizeitangebote, sondern auch medizinische und psychologische Unterstützung durch Fachkräfte bieten. Dieses System ist in Deutschland so nicht vorhanden, während es in Schweden ähnliche Strukturen gibt. Bei der Jugendarbeit gab es interessante Unterschiede: In Deutschland und Sopot werden Jugendbeiräte gewählt, während die Teilnahme in Strängnäs und Karlshamn offener gestaltet ist. Interessierte können dort einfach beitreten, ohne gewählt werden zu müssen. Sopot wies jedoch darauf hin, dass es an Schulen keine Mitbestimmungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche gibt. Am Nachmittag erkundeten wir Sopot, besuchten eine Kunstgalerie, den längsten Steg Europas und probierten typische polnische Spezialitäten wie Waffeln und Eis. Der Tag endete mit einem gemeinsamen Grillen.
Am zweiten Konferenztag standen Demokratie und Gleichberechtigung im Fokus. Ein Universitätsprofessor hielt einen Vortrag über Demokratie und vertrat die provokante Meinung, dass nur höher gebildete Menschen wählen sollten. In Schweden wird Demokratie schon in der Schule gefördert, zum Beispiel durch politische Bildung und die Möglichkeit, Vertreter von Parteien direkt zu befragen. In Deutschland steht die Demokratie aktuell unter Druck, bleibt aber durch ihre Grundrechte erhalten. Zum Thema Gleichberechtigung gab es eine offene Diskussion über verschiedene Bereiche wie Geschlechtergleichheit, Inklusion und kulturelle Vielfalt. Alle waren sich einig, dass eine gerechtere Gesellschaft durch Offenheit und das Engagement jedes Einzelnen erreicht werden kann.
Während der zwei Tage lernten wir uns gegenseitig sehr gut kennen und konnten viele Eindrücke und Erfahrungen austauschen. Wir haben dabei beschlossen, in Zukunft enger zusammenzuarbeiten und gemeinsame Projekte zu planen. Der ‚European Youth Congress‘ war nicht nur informativ, sondern hat uns auch als Gruppe gestärkt und neue Perspektiven eröffnet.“