Ratzeburg (pm). Die Stadt Ratzeburg und das Amt Lauenburgische Seen sind gemeinsam in die Europäische Städtekoalition gegen Rassismus (ECCAR – European Coaltion of Cities Against Racism) aufgenommen worden. Vorangegangen war eine mehrmonatige Bewerbungsphase, in deren Zuge ein 10-Punkte-Aktionsplan gegen Rassismus und Diskriminierung entwickelt und in den kommunalpolitischen Gremien beraten und beschlossen werden musste.
Die Initiative zur Bewerbung war vom Begleitausschuss der Partnerschaft für Demokratie der Stadt Ratzeburg und des Amtes Lauenburgische Seen ausgegangen. Ein konkreter Fall und die Intervention einer Betroffenen hatte dort die Überlegungen reifen lassen, die Arbeit gegen Rassismus nicht mehr nur punktuell mit einzelnen Präventionsprojekten, sondern strukturell im Partnerschaftsnetzwerk anzulegen. Dabei half das Ziel, sich gemeinsam bei der ECCAR bewerben zu wollen.
Die Europäische Städtekoalition gegen Rassismus (ECCAR) ist ein Bündnis europäischer Städte, das gegründet wurde, um sich aktiv gegen Rassismus auf kommunaler Ebene einzusetzen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat das Städtenetzwerk einen 10-Punkte-Aktionsplan erarbeitet und ermöglicht daneben auch den Austausch von Best Practice und Vernetzung zwischen den Städten im Bereich Antirassismus. Die Gründung des Bündnisses geht auf eine Initiative der UNESCO, der Internationalen Städte-Koalition gegen Rassismus (ICCAR), aus dem Jahr 2004 zurück. Derzeit gehören dem Netzwerk etwa 140 Städte und Gemeinden aus 23 verschiedenen europäischen Ländern an. Koordiniert wird die Arbeit der Koalition durch ihre Geschäftsstelle in der Stadt Heidelberg.
„Wir haben uns im vergangenen Jahr zusammen mit rund 30 engagierten Menschen aus Zivilgesellschaft und hauptamtlichen Institutionen der Herausforderung gestellt, einen 10-Punkte-Aktionsplan gegen Rassismus und Diskriminierung für Stadt und Amt zu entwickeln. Mithilfe von Betroffenen und mit Unterstützung der ECCAR-Kommune Lübeck konnten wir einen Leitfaden für unsere zukünftige Arbeit entwickelt, der beim Vorstand der Europäischen Städtekoalition überzeugen konnte“, sagt Gesine Biller, Begleitausschussvorsitzende der Partnerschaft für Demokratie.
„Sowohl Stadtvertretung als auch der Amtsausschuss haben dem 10-Punkte-Aktionsplan zugestimmt und so das Startsignal für die gemeinschaftliche Bewerbung von Stadt und dem Amt Lauenburgische Seen gegeben. Im vergangenen Mai durften wir uns und unseren Plan bei ECCAR online vorstellen, zusammen mit weiteren Bewerbern aus Italien, der Schweiz und der Republik Moldau. Unser Aktionsplan, der dezidiert den ländlichen Raum in den Blick nimmt, fand beim Vorstand von ECCAR sehr großen Zuspruch und wir wurden mit viel Beifall in der Städtekoalition empfangen“, berichtet Mark Sauer von der Stadt Ratzeburg vom erfolgreichen Bewerbungsprozess.
Mit der Mitgliedschaft bei der ECCAR stehen Stadt und Amt jetzt vielfältige Unterstützung für die Umsetzung des eigenen Aktionsplans und die damit verbundene antirassistische Arbeit zur Verfügung. Es sollen nachhaltige Strukturen entstehen und möglichst viele Menschen, Institutionen und Verantwortliche eingebunden und für gemeinsamen Kampf gegen Rassismus und für Vielfalt in unserer Gesellschaft gewonnen werden. Dabei helfen will der Ratzeburger Evans Gumbe, der als interkultureller Trainer viel Erfahrung mitbringt und sich bereitgefunden hat, die Umsetzung des Aktionsplans zu koordinieren. Ein wichtiger Schritt wird dabei die Reaktivierung des Ratzeburger Bündnisses sein, das vor einigen Jahren sehr erfolgreich gegen Rechtsextremismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wirken konnte. Mit der Umsetzung des 10-Punkte-Aktionsplan gegen Rassismus und Diskriminierung wartet jetzt eine neue Herausforderung auf das Bündnis.
Außer Frage steht dabei, dass sich die Partnerschaft für Demokratie im Rahmen des Bundesprogramms ‚Demokratie leben!‘ weiter an dieser Arbeit beteiligt. „Wir haben den Impuls für die Bewerbung gesetzt, wir sehen uns da in der Verantwortung“, betont Gesine Biller.