Lauenburg (pm). „Wenig bekannt war der sogenannte „Verlorene Transport“ in Lauenburg, als das Angebot für die Ausstellung „WER EIN LEBEN RETTET … Lebensgeschichten von Kindern des Verlorenen Transports“ aus der Lausitz kam“, berichtet Rike Nagel Koordinatorin der Partnerschaft für Demokratie Stadt Lauenburg mit den Ämtern Büchen und Lütau beim Kreisjugendring. Doch schnell bildete sich eine Kooperation zwischen der Stadt Lauenburg, der Partnerschaft für Demokratie und dem Elbschifffahrtsmuseum.
Alle waren sich einig, dass diese Geschichte auch in Lauenburg erzählt werden muss: Ein Zug mit 2.500 jüdischen Gefangenen durchfuhr am 15. April 1945 die Schifferstadt. Es war einer von drei Transporten, die Jüdinnen und Juden aus dem KZ Bergen-Belsen in das Lager Theresienstadt bringen sollten. In Bergen-Belsen waren viele jüdische Familien mit hunderten Kindern aller Altersstufen inhaftiert. Die SS betrachtete sie als Geiseln, die gegen im Ausland internierte Deutsche oder gegen Geld ausgetauscht werden sollten. 14 Tage irrte der Transport in Richtung Osten, bis er bei dem Lausitzer Bergarbeiterdorf Tröbitz stoppte und von sowjetischen Soldaten entdeckt wurde.
Die Ausstellung findet den Zugang über acht exemplarisch ausgewählte Child-Survivors, Menschen, die die Verfolgung, die Inhaftierung und die unmenschlichen Bedingungen auf dem Transport überlebt haben und im hohen Alter interviewt wurden.
Am 10. März, zu Beginn der Internationalen Wochen gegen Rassismus, konnte die Wanderausstellung im Elbschifffahrtsmuseum eröffnet werden. Umrahmt von der stimmungsvollen Musik durch Juri Juretzki richteten die Kooperationspartner das Wort an die etwa 50 Gäste. Thorben Brackmann, Bürgermeister der Stadt Lauenburg, betonte, wie wichtig es sei, dass diese Ausstellung in Lauenburg gezeigt werde, denn sie habe einen direkten Bezug zur Stadt. Als Leiter des Elbschifffahrtsmuseums berichtete Dr. Jörn Bohlmann von der guten Zusammenarbeit mit Andreas Claus vom Leuchtturm Luise in Domsdorf, nahe Tröbitz. Gemeinsam hatten sie die dreiseitigen Aufsteller und die Medienstationen aus dem letzten Ausstellungsort, Finsterwalde, nach Lauenburg überführt und im Sonderausstellungsraum des Elbschifffahrtsmuseums aufgebaut. Rike Nagel verwies in ihren Worten darauf, dass die Nazis in der NS-Zeit Begriffe besetzt haben: Was heißt es Jüdin zu sein? Wer gehört zum Deutschen Volk? „Meine Erkenntnis aus der Ausstellung ist, dass wir dafür kämpfen müssen, dass marginalisierte Gruppen sich in Deutschland sicher fühlen können,“ so Nagel.
Während der Eröffnungsveranstaltung kamen die Gäste in regen Austausch über ihre eigenen Gedanken zu den Verbrechen der NS-Zeit und über die Erinnerungskultur, wie sie sie erleben. „Es ist so wichtig, dass Schulklassen in diese Ausstellung kommen“, sagte eine Besucherin. Die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten des Elbschifffahrtsmuseum Lauenburg/Elbe besucht werden. Sie eignet sich auch für Schulklassen ab Klasse sieben. Nach individueller Absprache mit der Tourist-Information per Mail touristik@lauenburg.de oder unter der Telefonnummer 04153-5909220 können Gruppen durch eine ehrenamtliche Museumsführerin oder einen Museumsführer oder eine Engagierte der Lauenburger „Omas gegen Rechts“ begleitet werden. Einen Überblick über die Ausstellung finden sich unter: https://verlorenertransport.de/Ausstellung-Verlorener-Transport.html
Die Ausstellung wird über die Partnerschaft für Demokratie im Rahmen des Bundesprogrammes „Demokratie leben!“ durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.