Lübeck (pm). Seit vielen Jahren unterstützt Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) als Schirmherr die Kampagne „Sieben Türme will ich sehen“. Gemeinsam mit Stadtpräsident Henning Schumann (CDU) erarbeitet der Verwaltungschef für 2024 eine Vorlage für die Bürgerschaft, die geplante Stiftung 7Türme+ auch von städtischer Seite bei der Erhaltung von Türmen und Kirchenschiffen zu unterstützen. Vom Land Schleswig-Holstein wünscht er sich unterdessen mehr Einsatz für Lübecks weltberühmte Altstadtkirchen.
Der dauerhafte Erhalt der sieben Türme haben für den Bürgermeister Priorität: „Diese stadtprägende Silhouette meiner Heimatstadt ist identitätsstiftend und echte Stadtgeschichte. Lübeck ohne sieben Türme wäre wie Lübeck ohne Holstentor – undenkbar!“ Lindenau weiter: „Unsere Vorfahren waren in der Lage diese imposanten Bauwerke zu errichten. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Menschen in der Stadt in der Lage die Türme wieder aufzubauen und wir sollen im 21. Jahrhundert nicht mehr dazu in der Lage sein, die Türme zu erhalten? Das wäre ein Zeichen des Niederganges unserer altehrwürdigen Hansestadt.“
Lübecks Bürgermeister kündigt an, auch 2024 das persönliche Gespräch mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu suchen, um finanzielle Mittel zu akquirieren. „Gemeinsam mit dem Stadtpräsidenten beabsichtige ich im neuen Jahr eine Vorlage der Bürgerschaft entgegenzubringen, um im Rahmen der Stiftungsgründung die Sanierung der Türme und Kirchräume auch aus dem städtischen Haushalt zu unterstützen“, kündigt Lindenau an.
Er lobt das Vorhaben von 7Türme+ ausdrücklich: „Die geplante Stiftung zur Unterstützung der Sanierung der Türme und Kirchenschiffe ist erstmalig der Ansatz, die Finanzierung der Denkmale dauerhaft und nachhaltig zu sichern.“ Überdies passe der Stiftungsgedanke hervorragend zu Lübeck, wo seit der Hansezeit das Stiftungswesen Tradition habe. Jan Lindenau appelliert: „Es braucht alle, die in der Lage sind etwas zu geben, um die Stiftung groß zu machen. Kleinere wie größere Beträge.“
23 Millionen Euro werden in den kommenden Jahren für die Sanierung der Türme des Doms benötigt. Weitere 30 Millionen Euro müssen in längst überfällige Baumaßnahmen in St. Marien investiert werden. 2024 soll die neue Stiftung 7Türme+ gegründet werden, um die fünf Altstadtkirchen als weltbekannte Silhouette der Hansestadt dauerhaft zu erhalten. Die Possehl-Stiftung hat bereits beschlossen, diese Initiative unter dem Titel „7 Türme – 7 Jahre – 7 Millionen Euro“ langfristig zu fördern. 7Türme+ wird eine gemeinnützige bürgerlich-rechtliche Verbrauchsstiftung mit Grundstockvermögen werden, Hauptaufgabe die Akquise von Finanzmitteln („Fundraising“) sein.
Interview mit Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau
Sie engagieren sich seit vielen Jahren als Schirmherr der Sieben-Türme-Kampagne. Warum eigentlich? Weil es von Ihnen als Bürgermeister der Hansestadt Lübeck verlangt wird?
Jan Lindenau: Nein, weil es mir ein Anliegen ist, diese stadtprägende Silhouette meiner Heimatstadt zu erhalten. Sie ist identitätsstiftend und echte Stadtgeschichte. Lübeck ohne sieben Türme wäre wie Lübeck ohne Holstentor – undenkbar!
Im Kern gibt es zwei Botschaften: Die Türme sind sanierungsbedürftig und es wird Geld, viel Geld benötigt. Diese Botschaft begleitet die Menschen in dieser Stadt seit vielen Jahren. Setzt da nicht eine Art der Gewöhnung ein?
Jan Lindenau: Ich erlebe viel Engagement von Menschen innerhalb unserer Stadt und Unterstützung von außerhalb. Ich finde, es hat die Gewöhnung eingesetzt, dass man sich dauerhaft für den Erhalt dieses Denkmalerbes einbringen muss. Immer wieder gibt es neue, kreative Ideen, wie wir Geld zum Erhalt der Türme einsammeln können.
Es gibt vielfältige Aktionen. Von privaten Initiatoren, von Stiftungen, von Politik, vom stationären Einzelhandel, von der Kirche. Nur reicht das offenkundig nicht aus. Welches Potenzial sehen Sie in der geplanten Stiftung?
Jan Lindenau: Die geplante Stiftung zur Unterstützung der Sanierung der Türme und Kirchenschiffe ist erstmalig der Ansatz, die Finanzierung der Denkmale dauerhaft und nachhaltig zu sichern. Und der Stiftungsgedanke passt hervorragend zu Lübeck, wo seit der Hansezeit das Stiftungswesen Tradition hat. Es braucht alle, die in der Lage sind etwas zu geben, um die Stiftung groß zu machen. Kleinere wie größere Beträge.
Auf Bundes- und europäischer Ebene ist das politische Engagement für die sieben Türme groß. Wie bewerten Sie dies aus Landesebene? Wünschen Sie sich da mehr Einsatz?
Jan Lindenau: Einsatz sehe ich auch hier. Nur die Ergebnisse sind im Vergleich zu allen anderen Akteuren etwas zurückhaltend. Bei einem Landeshaushalt von fast 17 Milliarden Euro pro Jahr ist es schwer zu verstehen, weshalb Unterstützung im Vergleich zu anderen öffentlichen Geldgebern eher gering ausfällt. In anderen Bundesländern ist es nicht unüblich, wenn der Bund eine Förderung von zum Beispiel 50 Prozent zusagt, dass mindestens weitere 25 Prozent vom Land getragen werden. In Schleswig-Holstein leider nicht.
In den kommenden zehn, 20 Jahren werden nicht wenig finanzielle Anstrengungen von Nöten sein, die sieben Türme zu bewahren. Welche Rolle kann dabei der Bürgermeister und welche Rolle sollte die Bürgerschaft dabei einnehmen?
Jan Lindenau: Ein Bürgermeister kann natürlich auch um weitere Fördermittel und Sponsoren werben, wie ich es als Schirmherr der Aktion „Sieben Türme will ich sehen“ gern tue. Auch stehe ich im Gespräch mit den politischen Mandatsträgern in Lübeck und darüber hinaus. Gemeinsam mit dem Stadtpräsidenten beabsichtige ich im neuen Jahr 2024 eine Vorlage der Bürgerschaft entgegenzubringen, um im Rahmen der Stiftungsgründung die Sanierung der Türme und Kirchräume auch aus dem städtischen Haushalt zu unterstützen. Und ich erinnere mich gern an Aktionen gemeinsam mit den Mitgliedern der Bürgerschaft, als wir im Rahmen des Weihnachtsmarktes zusammen für die Sanierung der Türme gesammelt haben. Ein wichtiges Signal, dass der Erhalt der Stadtsilhouette eine gemeinsame Aufgabe ist.
Sie sagen, dass für Sie eine Lübecker Altstadt ohne die sieben Türme unvorstellbar wäre. Aber warum?
Jan Lindenau: Ganz einfach: Weil dies ein Zeichen des Niederganges unserer altehrwürdigen Hansestadt wäre. Unsere Vorfahren waren in der Lage diese imposanten Bauwerke zu errichten. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Menschen in der Stadt in der Lage die Türme wieder aufzubauen und wir sollen im 21. Jahrhundert nicht mehr dazu in der Lage sein, die Türme zu erhalten?
Text: Bastian Modrow