Geesthacht (pm). Frankreich, Lettland – und demnächst auch Polen? Die Stadt Geesthacht möchte ihre Verbindungen ins Ausland intensivieren. Zu den Städten Plaisir und Kuldiga unterhält die Elbestadt bereits Verschwisterungen. Mit der polnischen Stadt Będzin läuft gerade die Kennenlernphase.
„Ich denke, gerade angesichts der politischen Entwicklungen ist es gut einander in Europa immer besser kennenzulernen. Wenn wir in direkten Gesprächen einen Eindruck von den Einstellungen, den Werten und dem Alltag der Menschen in anderen Ländern erhalten können, können wir von deren Erfahrungen profitieren und mehr Verständnis für ihr Handeln entwickeln“, sagt Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze. Nach einem ersten Besuch einer polnischen Delegation im Juni 2023 in Geesthacht, erfolgte Ende Oktober nun der Gegenbesuch.
Bürgermeister Olaf Schulze und Bürgervorsteher Arne Ertelt reisten mit einer insgesamt 14-köpfigen Gruppe nach Będzin. Mit von der Partie waren Personen aus der Stadtpolitik, aus der Stadtverwaltung, von Vereinen und dem städtischen Komitee für internationale Begegnungen. „Wir hatten sehr gute Gespräche und können uns gut vorstellen, weitere Schritte in Richtung Partnerschaft zu gehen. Ein erstes sehr konkretes gemeinsames Projekt gibt es sogar schon“, sagt Olaf Schulze mit Hinweis auf eine Kooperation auf sportlicher Ebene. So haben der VFL Geesthacht und ein Sportverein aus Będzin bereits gemeinsam mit einem Sportverein einer Litauischen Partnerstadt Będzins im Oktober einen Antrag auf das EU-Projekt „Erasmus-Plus“ gestellt. „Dabei geht es um innovative Jugendarbeit in Vereinen, die sich über mehrere Länder vernetzen und jungen Menschen neue Perspektiven im gemeinsamen sportlichen Umfeld ermöglichen“, erklärt Jörg Kunert, erster Vorsitzender des VFL, was sich hinter dem Projekt verbirgt.
Aufmerksam geworden war die Geesthachter Stadtverwaltung auf Będzin über einen Kanal, der heutzutage viele Partner zusammenführt – das Internet. „Es gibt so eine Art Dating-Plattform für Städte, die Partnerstädte suchen“, erklärt Kamila Golisz, die im Rathaus für das Thema Partnerstädte zuständig ist mit einem Augenzwinkern. Über dieses Portal habe Geesthacht in den vergangenen Jahren bereits einige Anfragen erhalten. Mit Będzin wird das Kennenlernen nun intensiver – weil es in vielerlei Hinsicht passt. „Wir suchen eine Stadt, die ähnlich groß ist wie Geesthacht und möglichst ebenfalls in der Nähe einer Großstadt und an einem Fluss liegt“, erklärt Kamila Golisz. Und das würde passen: Denn Będzin hat rund 50.000 Einwohnende, liegt etwa zehn Kilometer von Katowice und etwa 65 Kilometer von Krakau entfernt. „Besonders interessant sind Städtepartnerschaften natürlich, wenn man Gemeinsamkeiten hat, über die man sich austauschen kann“, betont auch Bürgervorsteher Arne Ertelt. Beim Besuch in Będzin seien unter anderem die Geschichte der Stadt sowie deren Schul-, Kultur- und Sportlandschaft Thema gewesen. Zudem wurden Umweltthemen angesprochen. „In Będzin wird beispielsweise gerade die Bibliothek zum so genannten dritten Ort umgebaut, was auch bei uns gewünscht ist. Und wir haben uns über den dortigen Bau einer neuen Sporthalle sowie die Renaturierung des Flusses Przemsza in direkter Nähe der Stadt unterhalten“, berichtet Arne Ertelt.
Damit Będzin die dritte Partnerstadt Geesthachts werden kann, bedarf es eines Beschlusses der Ratsversammlung. Mit dem französischen Plaisir unterhält Geesthacht die längste der beiden bestehenden Städtepartnerschaften. Die Verbindung besteht seit 1975. Die Städtepartnerschaft mit Kuldiga in Lettland seit 2003. Ziel der Partnerschaften ist es, nicht nur die politischen und wirtschaftlichen Verbindungen zu stärken. Vielmehr dienen die Städtepartnerschaften dazu, quer durch Europa Bande von Mensch zu Mensch zu knüpfen und gerade jungen Leuten Europa zu öffnen. Dazu gehört auch, eventuell bestehende Vorurteile abzubauen „und zu zeigen, dass wir uns trotz unserer unterschiedlichen Kulturen ähnlich sind“, erklärt Kamila Golisz von der Geesthachter Stadtverwaltung, die im Rathaus die Besuche aus den Partnerstädten und in die Partnerstädte plant.
Es gehe um Annäherung, das gegenseitige Verständnis, das Erleben verschiedener Seiten Europas – kennenlernen und voneinander lernen. „Uns ist es wichtig, dass die Partnerschaften weitergeführt werden und dass die jungen Leute zu Europäern aufwachsen“, appelliert Cornelia Panz, die Vorsitzende des Komitees für Internationale Begegnungen der Stadt Geesthacht.
Wer mehr über die Städtepartnerschaften Geesthachts wissen oder sich engagieren möchte, kann unter staedtepartnerschaft@geesthacht.de Kontakt zu Kamila Golisz und dem Komitee für Internationale Begegnungen der Stadt aufnehmen. Vor allem Gastfamilien, die Personen aus den Partnerstädten während der Besuche aufnehmen, werden immer gesucht.