Herzogtum Lauenburg (gs). Hilde und Gerhard Schulz haben über das Älterwerden geschrieben und teilen ihre Gedanken auf Plattdeutsch mit den Leserinnen und Lesern von Herzogtum direkt: Moin tosomen, een plattdüütsche Geschicht to Gerhard sinen Geburtsdach. Wü beiden hebbt dat mit veel Mööch trechkregen und freit uns nu , wenn de Geschicht to’n Lesen steiht. Mit beste Gröten.
„Dat Öllerwarrn is een groten bunten Regenbogen för mi und mine Welt. – Mit fief Johr, lütter und wat grötter wer‘n de Noberskinner, mine Speelkollegen. De “Groten“ , an de man hochkieken müss, de wer‘n doch olt und Opa und Oma wer‘n ganz, ganz olt.
Föftein Johr loter, so mit twintich Johr, in‘n besten Saft und Kraft, do geev dat üm uns rüm blot‘s jung und olt. Olt wer alln‘s wat obends nich mehr up den Dörpplatz wer, an’t Öllerwarrn dach do keen een von uns up den Platz.-Föftein Johr wieder up den Regenbogen, een herrliche Tiet, büst 35, do sütt de Welt all wedder ganz anners ut, bang vör’t olt warrn gift dat nich. Hest Beruf, Huus baut, Familie, alln‘s gesund, beten Geld hest ok, wer denkt do schon an’t Öllerwarrn? Kummt do doch een gauden Dach de Inladung von een Deern ut de Kinnertiet tu’n 35. Geburtsdach in’t Huus. Wer’n jo gaude Bekannte, heff ok mit de Inladung rekent. Stell di vör, ik weet nich wat mi reeden hett, up düssen 35. Geburtsdach heff ik ut de Bibel resimert: „De Minsch leevt 60 Johr, wenn’t hochkümmt 70 Johr, wenn’t kostbar weesen is, wer’ t Mööch und Arbeit” . – Wedder heff ik min schönen Regenbogen herkreegen, wü all hier mit 35 hebbt de Höchte von min Regenbogen tofaten und mööt nu an dat Barchdalgohn denken. Dat hett bi dat Geburtsdachskind inschlon as een Blitz, öber dat Thema hett se 35 Johr lang nich mit mi schnackt, erst an ehrn 70. Geburtsdach kunn se mit mi öber den 35. und ehr Gedanken und Geföhl schnacken. Ehrlich mit’n anner ümgohn is mennigmol schwor, aber bannig schön ok no 35 Johr. –
Wedder mol 15 Johr wieder und schon sind wü bi den 50. Geburtsdach. Do kenn ik Minschen, nee nich Fruugen, Mannslüd, de reinsten Jammerlappen. Een dreeviertel Johr in Vörrut, do jammert de Kerl all, ik ward 50 und nu bün ik olt, meist so as güng de Welt ünner. – Wenn ik do an min 50. up den Regenbogen denk, do kann ik hüt noch lachen. Tatsächlich hett mi de een Fru fragt, ob se mi no min Öller fragen dörft, lachend und mit Freid von ganzen Harten heff ik ehr gern vertellt wie jung ik bün.
20 Johr wieder, de 70. steiht up min wunnerschönen Regenbogen. Mit Freid, Geduld und Toversicht heff ik Familie, Noberschaft und noch poor anner Gäst inlaad. All wulln’s mi wat schenken, aber ik bruk doch nix. Se hebbt dat henkreegen, hebbt tosamenschmeten und een feine Eikenholt-Imkerbank för Hilde und mi in de Hahnheid hinstellt, natürlich mit Genehmigung vun de Forst. Nich wiet von’t Huus wech, do kann ik mit Stock in de Hand jümmer noch hen spazeern – wenn dat Weeder und mine Knoken mitspeelt.
De 70 is west, de 80 ok, nu sünd dat blots noch een poor Daag und min 90. Geburtsdach wart to Huus mit een poor Verwandten und Frünn beeten fieert. Wenn ik bedenk, ob ik 100 Johr old warden will, dat weet ik hüt noch nich. Dat Enn vun minen Regenbogen heff ik doch nu all tofaten. So denk ik hüt und morgen und sech för jeeden Dach „danke“ no den‘n dor boben.- Amen.“
Text: Gerhard Schulz, Hamfelln