Herzogtum Lauenburg (pm). Aktuell erarbeitet das Bundesgesundheitsministerium unter Federführung von Professor Karl Lauterbach (SPD) eine Gesundheitsreform, die auch die Krankenhäuser betreffen wird. Neben positiven Ansätzen beinhaltet die Reform leider auch Punkte, die aus Sicht der FREIEN WÄHLER die Zukunft der wohnortnahen Krankenhausversorgung im Kreis erheblich gefährden.
Um sich ein Bild der Lage zu machen, trafen sich Christian Runge und Torsten Egge, Kreistagsabgeordnete der FREIEN WÄHLER Herzogtum Lauenburg, am Mittwoch, 25. Oktober mit Dr. Andreas Schmid, Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor des DRK-Krankenhauses Mölln-Ratzeburg. Das DRK-Krankenhaus, mit zirka 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber in der Region, versorgt als Grund- und Regelversorger jährlich etwa 9.000 Patienten stationär und 18.000 Patienten ambulant.
Dr. Schmid gab einen Überblick über die katastrophale finanzielle Lage der Krankenhäuser in Deutschland. „Über 80 Prozent der Kliniken machen derzeit Verluste, weil sie die inflationsbedingt erheblich gestiegenen Kosten nicht mehr ausgleichen können,“ teilte Schmid mit, „und weil die zur Verfügung gestellten Mittel nicht ausreichen.“ Setze sich diese Entwicklung fort, so Dr. Schmid, sei von einer Insolvenzwelle bis 2030 auszugehen – bis zu 35 Prozent der Kliniken bundesweit seien gefährdet. „Das DRK-Krankenhaus ist aktuell noch gut aufgestellt,“ beruhigte Dr. Schmid, aber auf Dauer könne es so nicht weitergehen. Die geplante Krankenhausreform soll zwar die Finanzierung der Kliniken sicherstellen. Aber, so Dr. Schmid, es werde kein höheres Gesamtbudget geben, nur eine Umverteilung der vorhandenen Mittel.
Das Angebot der Kliniken solle daher laut Reformentwurf nach „Leistungsgruppen“ eingestuft werden. Nur bei Erfüllung aller vorgegebenen Anforderungen einer Leistungsgruppe werde eine Leistung dann auch bezahlt werden. So erfordere etwa eine Kardiologie Abteilung fünf kardiologische Fachärzte, egal, ob es sich um ein Universitätsklinikum oder einen Grund- und Regelversorger handele. Kleinere Krankenhäuser werden aufgrund des Fachkräftemangels diese personellen Voraussetzungen nur mit erheblichen Schwierigkeiten oder gar nicht erfüllen können. Sinken also in Folge die Einnahmen der Krankenhäuser, wird es zur Schließung von Abteilungen oder ganzen Kliniken kommen.
„Kommt die Klinikreform so, wie Minister Lauterbach plant, leitet sie durch die Hintertür das Sterben der kleineren Krankenhäuser vor Ort ein,“ hält Christian Runge fest, dessen Frau gerade die Ausbildung zur Pflegefachfrau absolviert. Dies mag beabsichtigt sein, um Geld zu sparen. Für die Menschen vor Ort wäre das aber eine Katastrophe. Torsten Egge wird konkreter: „Wenn wir nicht aufpassen, könnte der Kreis Herzogtum Lauenburg dank Herrn Lauterbach am Ende ohne ein Akutkrankenhaus dastehen!“ Am Beispiel Ratzeburg gezeigt: „Wie sollten denn die beiden großen Lübecker Kliniken, die jetzt schon überlastet sind, noch zusätzliche 10.000 stationäre Patienten pro Jahr aus dem Herzogtum Lauenburg auffangen? Jede Bürgerin, jeder Bürger des Kreises sollte einmal darüber nachdenken, was wird, wenn die beiden Akutkrankenhäuser eines Tages nicht mehr existieren sollten.“
Die FREIEN WÄHLER setzen sich dafür ein, die Grund- und Regelkrankenhäuser des Kreises in Geesthacht und Ratzeburg zu erhalten: „Wir werden uns im Kreistag entsprechend positionieren. Wir fordern das Land Schleswig-Holstein auf, die Standorte Geesthacht und Ratzeburg im kommenden Krankenhausplan als Grund- und Regelversorger mit Teilnahme an der Notfallversorgung zu sichern! Einen kalten Strukturwandel der Krankenhauslandschaft durch die Hintertür, wie ihn Professor Lauterbach in seiner Reform augenscheinlich einplant, lehnen wir strikt ab. Die Konzentration der Krankenhausversorgung auf schon jetzt überlastete Großkliniken kann nicht funktionieren“, sagt Christian Runge der Fraktionsvorsitzende der Kreistagsfraktion FREIE WÄHLER Herzogtum Lauenburg.