Ratzeburg (tbi). Ehrgeizig ist die Planung des Ratzeburger Ruderclubs (RRC) für einen großen Neubau am Küchensee in vielerlei Hinsicht. Kein Fremdwort für die Leistungs- und Freizeitsportler, denn eine Portion Ehrgeiz gehört beim Rudern immer dazu. Besonders in der auch historisch dem Rudersport so verbundenen Stadt Ratzeburg. Für die jetzt gewählte Entwurfsplanung des neuen Clubgebäudes haben sich die Mitglieder des RRC entschieden. Und dabei nicht nur an die aktiven Ruderinnen und Ruderer gedacht, sondern an alle Menschen aus Stadt und Region.
Größer, zeitgemäß und auch für die Allgemeinheit zugänglich soll das neue Clubgebäude werden. Die Baumaßnahme soll zwischen zwei Regatten (Internationale Ratzeburger Ruderregatta), also innerhalb eines Jahres, abgeschlossen sein. In welchem Jahr begonnen werden kann, steht allerdings noch nicht fest, denn jetzt geht es erst einmal darum, Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen.
Es geht um 3,5 Millionen Euro reine Baukosten, die – nach Stand jetzt – der Neubau des Clubgebäudes kosten soll. Das Bestandsgebäude an der Ratzeburger Dr.-Alfred-Block-Alle 5 ist nicht nur zu klein für die heutigen Ansprüche an zeitgemäße Sportstätten, es weist nach knapp 70 Jahren zahlreiche Mängel auf und entspricht energetisch nicht den heutigen Mindest-Erfordernissen.
„Das Dach erfüllt seine Funktion nicht mehr zu 100 Prozent“, sagte RRC-Vorsitzender Dr. Thomas Lange und drückte damit aus, dass es hereinregnet. Dr. Lange hatte gemeinsam mit den Clubmitgliedern Dr. Frank König, Mitglied der Baukommission, und Rainer Voß, Vorsitzender der Finanzkommission für den Neubau, zur Pressekonferenz eingeladen. Mit dabei: die Architekten Sonja Salomon und Matthias Wulf vom Lübecker Architekturbüro Park 48 Wulf und Salomon. Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung im September hatten sich die RRC-Mitglieder für die Entwurfsplanung von Park 48 entschieden.
Dr. Lange machte deutlich, warum es für den Ruderclub wichtig sei, über die Neubaupläne zu informieren, denn viele Menschen in Ratzeburg könnten doch denken, dass „die Ruderer“ auf der Domhalbinsel doch gerade groß umbauen. „Wir haben organisatorisch nichts mit der Ruderakademie zu tun“, sagte der Clubchef. Der Neubau am Sitz des RRC, unmittelbar am Ufer des Küchensees, soll ein neues Zentrum nicht nur für aktive Ruderer werden. „Unser heutiges Clubhaus wird bereits oft für private Feierlichkeiten nachgefragt, das soll natürlich auch im Neubau ein Angebot sein“, so Dr. Lange. Mehr Platz für die Boote, eine Bootswerkstatt, ein Kraftraum, Umkleiden und ein großzügiger Saunabereich sind im Erdgeschoss vorgesehen. Weitere Trainingsflächen, Clubräume, Gästezimmer und ein Jugendraum sowie eine großzügige Dachterrasse sind für das Obergeschoss geplant. Von dort soll eine Tribünenanlage die Geschosse mit dem Küchensee verbinden. Der kubische Neubau besteht aus einer Stahlbetonkonstruktion mit Holzbauwänden und soll mit effizienter, nachhaltiger Technik (Wärmepumpen, Fotovoltaik) betrieben werden.
„Künftig kann hier Fitness gemacht werden, Kinder und Jugendliche können hier ihre Hausaufgaben machen, man muss nicht aktiver Ruderer oder Ruderin sein“, erklärte Dr. Thomas Lange.
Ziel des Ruderclubs ist es, zum 75-jährigen Bestehens des RRC mit der Baumaßnahme begonnen zu haben – oder sie vielleicht sogar schon abgeschlossen zu haben. Das wäre im Jahr 2028. Rainer Voß, bis 2019 Bürgermeister der Stadt Ratzeburg, langjähriges Mitglied des RRC und seit gut zwei Jahren auch begeisterter aktiver Ruderer, kümmert sich gemeinsam mit weiteren Mitgliedern um die Finanzierung des Vorhabens. „Wir haben bereits mit dem Bürgermeister, der Verwaltung und dem Landrat Vorgespräche über finanzielle Beteiligungen geführt, aber jetzt haben wir etwas Konkretes zum Vorzeigen“, freut sich der Vorsitzende der Neubau-Finanzkommission. Nach der Entscheidung der Mitglieder für die Planung von Park 48 gehe es nun zum Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein (zuständig für Sport), den Landessportverband, den Landtag und die Abgeordneten des Bundestages aus der Region. „Wir suchen Sponsoren in Ratzeburg und im Umland“, sagte Voß und so sind auch Privatpersonen als Geldgeber willkommen. „Es ist ein langer Weg, aber ich bin zuversichtlich“, so Voß.
Wenn es denn mit dem Bau losgehen kann, sollen die aktiven Ruderinnen und Ruderer dennoch ihrem Sport nachgehen können. Clubchef Dr. Lange: „Wir überlegen, Zelte hier auf dem Gelände aufzustellen und die Boote können wir bei befreundeten, Nachbarvereinen unterstellen. Die Belastungen sollen so gering wie möglich sein“. Daher auch die Planung einer Bauzeit von maximal einem Jahr. Dass dieses möglich sei, bestätigte Architekt Matthias Wulf: „Wir haben ein Technologiezentrum in Geesthacht geplant, das innerhalb von acht Monaten fertiggestellt wurde“.
Architektin Sonja Salomon hat schon häufig die Sportveranstaltungen des RRC besucht, kennt das Gelände gut und hatte bei der Entwurfsplanung den Anspruch, „einen Ort zu schaffen, an dem sich möglichst alle wiederfinden“. Vor sechs Jahren haben die Planungen für die Änderung des Bebauungsplanes am Standort begonnen, die Stadtvertretung Ratzeburg hat dem zugestimmt. Nun liegt es also – wie so oft – an der Finanzierung, ob Ratzeburg im gewünschten Zeitrahmen eine neue Attraktion bekommen kann. – Ausnahmsweise schauen die Ruderer einmal ehrgeizig nach vorn.