Mölln (pm). Mit ihrer mittlerweile fünften Langen Nacht des Friedhofs lud die Kirchengemeinde Mölln dazu ein, den Alten Friedhof neu zu erleben. So wurde aus dem traditionellen Begräbnisort für einige Stunden ein sehr lebendiger Erlebnisraum mit Kultur, Musik und auch Lachen.
Die Programme waren schon kurz nach Beginn vergriffen und mussten spontan nachgedruckt werden, so groß war der Andrang. Etwa 600 Menschen waren gekommen, um bis Mitternacht auf dem Alten Friedhof in Mölln von Angebot zu Angebot zu spazieren. Nach dem offiziellen Start mit dem Posaunenchor der Kirchengemeinde Mölln schwärmten die Besucherinnen und Besucher zu besonderen Begräbnisorten auf dem Friedhof aus.
Texte und Musik rund um Leben und Tod
Unter einer großen Eiche spielte Lorenz Stellmacher Dudelsack und Akkordeon. Vor der „Dahmschen Kapelle“, einem alten Mausoleum, las der Radiojournalist Daniel Kaiser – begleitet von Konzertgitarrist Timo Jessen – Gedichte und Texte über Trauer, Trost und Liebe von Else Lasker-Schüler, Matthias Claudius und Franz Werfel. Die Lokalmatadoren Michael Jessen und Klaus Irmscher begeisterten und berührten mit Gitarre und Mandola. Clemens von Ramin bewegte mit Texten über Tod und Leben und Meike Siebert brachte Menschen zum gemeinsamen Singen. Die „Eulenspiegelaien“ mahnten in einem heiteren Theaterstück, jede Stunde im Leben zu genießen.
Segen und Tauferinnerung im Apfelhain
In der Friedhofskapelle wechselten sich Gospelmusik und Kurzfilme ab. Im Apfelhain, einer neuen Begräbnisstätte, bei der man sich unter frischgepflanzten Obstbäumen bestatten lassen kann, warteten Pastor Matthias Lage, Petra Wilhelmsen und Andrea Brügmann mit einer berührenden Tauferinnerung und einem persönlichen Segen.
In den Abendstunden wiesen Kerzenpfade den Weg von Ort zu Ort und sorgten für eine ganz besonders intime Stimmung. „Es ist so schön, wie die Flöten- oder Gitarrenklänge über den Gräbern schweben – eine ganz besondere Atmosphäre“, freute sich Pastorin Hilke Lage. „Das war wie ein Fest.“ Die besondere Stimmung habe dazu geführt, dass Menschen lachen und miteinander reden, und das an einem Ort, an dem sonst viel geschwiegen wird. Manche haben mit einem Glas Wein die Gräber von Freunden oder Familienangehörigen besucht.
Neuer Blick auf traditionelle Begräbnisstätte
„So habe ich den Friedhof noch nie gesehen,“ schwärmt eine Besucherin. „Für mich war Friedhof bislang vor allem ein angstbesetzter Ort. Jetzt habe ich erfahren: Ich muss hier keine Angst haben. Der Friedhof ist Leben“, lächelt ein junger Mann. „Den Segen fand ich mega“, freut sich eine Konfirmandin. Der 139. Psalm („Von allen Seiten umgibst Du mich.“) war ein Leitmotiv dieser Langen Nacht, in der es auch darum ging, auf Gottes Gegenwart im Leben und auch im Tod hinzuweisen.
Gestaltet von Haupt- und Ehrenamtlichen
Ein Team aus vielen ehren- und hauptamtlichen Mitwirkenden hat diesen Abend vorbereitet und mitgestaltet. „Es hat sich wieder gelohnt“, bilanziert Pastorin Lage nach dem Gebet zur Nacht um 24 Uhr. Nach dem Segen blieben die Menschen noch lange im Kerzenlicht stehen, als wollten sie den Friedhof gar nicht mehr verlassen. „Das war ein wunderbarer emotionsreicher, berührender, schöner und erinnerungswürdiger Abend“, so ein Besucher aus Büchen. In drei Jahren soll die nächste Lange Nacht des Friedhofs stattfinden.