Salem (pm/gb). Zum Thema ‚Zukunft Dorf!‘ wurden am Sonntag, 18. Juni 2023 beim 30. ‚Salemer Dialog‘ Wege vorgestellt, auf denen man in der Zukunft im ländlichen Raum gut und vor allem gemeinsam leben könnte. Unter der Moderation von Gabriele Heise stellten Professor Dr. Peter Adolphi, Geschäftsführer der Akademie ‚Nachhaltige Entwicklung‘, Maria Nielsen von Green Care, Otmar Lohmeier, Bürgermeister der Gemeinde Kastorf sowie Regina Thomsen aus Hollenbek ihre Lösungen dazu den mehr als 100 Gästen vor.
Die Themenspanne ging von Senioren-Wohngemeinschaften auf großen Bauernhöfen bis hin zu gemeinschaftlichem Gärtnern. Zum Abschluss der Veranstaltung stellte Gabriele Heise ein neues Leitungsteam vor: „Annette Andresen und ich haben den Salemer Dialog 10 Jahre mit viel Freude und Engagement gemacht. Wir übergeben jetzt an die vier Powerfrauen Barbara Kliesch, Lara-Johanna Kroeg, Margaret Schlubach-Rüping und Silvia Tessmer. Wir sind uns sicher, dass es weiterhin spannende Salemer Dialoge geben wird.“
Prof. Dr. Peter Adolphi, Geschäftsführer der Akademie Nachhaltige Entwicklung aus Mecklenburg-Vorpommern arbeitet seit mehr als 20 Jahren mit unterschiedlichsten Akteuren in Kommunen, Netzwerken und Bildungsträgern. „Wir suchen Lösungen, moderieren Prozesse, vermitteln Know-how, um das Leben in Mecklenburg-Vorpommern zukunftsfähig zu gestalten“. Als ein Beispiel wies er auf die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele – die Sustainable Development Goals der Agenda 2030 hin. „Die kennt keiner so richtig – doch sie gehen uns alle an. Jeder kann dazu einen kleinen Beitrag leisten, oft reicht ein Umdenken oder ein Bewusstwerden des üblichen Handelns.“ In der Broschüre ‚17 Ziele in der Praxis‘ zeigt das Land Mecklenburg-Vorpommern viele Beispiele, nach denen einige der Ziele erfolgreich umgesetzt werden.
Green Care ist ein soziales Angebot für landwirtschaftliche Betriebe, die ihren Bauernhof für ältere Menschen, für Menschen mit Behinderung oder psychischen Erkrankungen öffnen wollen und diesen Menschen ein wertvolles Umfeld mit verschiedensten Möglichkeiten bieten wollen. Dabei werden sie beraten und unterstützt von Maria Nielsen von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Die Projektleiterin stellte Green Care dem Publikum vor. Die Themen umfassen die Beschäftigung von Menschen mit Beeinträchtigungen in der Landwirtschaft, Wohnangebote auf landwirtschaftlichen Betrieben, Tagespflegeeinrichtungen sowie stundenweise Betreuung von Menschen mit Pflege- und Betreuungsbedarf. Auch Urlaub auf dem Bauernhof für Menschen mit Beeinträchtigungen kann ein Modell sein. „Ich komme auf den Hof, entwickele Ideen, unterstütze bei der Konzepterstellung und helfe vor Ort Netzwerke aufzubauen,“ beschreibt Nielsen ihr Aufgabenspektrum. Diese Leistungen sollen sowohl den Betroffenen zugutekommen als auch zum Familieneinkommen der Betriebe beitragen. Sie präsentierte dazu ein Beispiel aus der unmittelbaren Nachbarschaft: in Sterley wurde auf dem Milchviehbetrieb Albers die Tagespflege ELAN eingerichtet.
Wo kann man vor Ort einkaufen, sich treffen oder gemeinsam Mittagessen? „MarktTreffs“ sind die Lösung. MarktTreffs sind Mittelpunkte in ländlichen Gemeinden. Sie verbinden Einkaufen, Genießen und Klönen, Dienstleistungen und Internet, Bürgerengagement und Ehrenamt. Bereits 46 MarktTreffs gibt es derzeit in Schleswig-Holstein, sieben sind in Planung. Davon wusste Otmar Lohmeier, Bürgermeister von der Gemeinde Kastorf zu berichten: „Wir arbeiten sehr intensiv daran, unseren Bürgern bald einen MarktTreff bei uns im Ort anzubieten.“ Jürgen Schäfer, lange Jahre Bürgermeister der Gemeinde Koberg, informierte das Publikum über den mittlerweile seit vielen Jahren bestehenden MarktTreff in seiner Gemeinde: „Wir sind sehr froh, dass wir dieses Angebot bei uns in Koberg haben. Zurzeit liegt bei uns der Schwerpunkt in einem gemeinsamen Mittagessen, bei dem wir bis zu 50 Mahlzeiten in der Woche ausgeben.“
Einen anderen Ansatz für Gemeinsamkeit in Dörfern stellt Regina Thomsen aus Hollenbek bei Sterley vor. Sie züchtet Bienen, Schafe und Gemüse. Sie betreibt unter anderem eine solidarische Imkerei, eine neue Form der regionalen, ökologischen Bienenhaltung, bei der Mitglieder die Honigproduktion finanziell unterstützen und so in den Genuss von regional erzeugtem biologischem Honig kommen. Sie möchte gern gemeinsames Gärtnern initiieren und ihre ganz persönliche Vision ist ein Gemeinschaftsbackofen aus Lehm, der mitten im Dorf steht, dort könnten neben der Produktion von leckeren Backwaren auch Begegnungen stattfinden.
Das Publikum beteiligte sich lebhaft und zollte den Podiumsgästen und besonders Gabriele Heise und der verhinderten Annette Andresen einen langanhaltenden Applaus. Herbert Schmidt, Bürgermeister der Gemeinde Salem, dankte beiden bisherigen Organisatorinnen für ihr jahrelanges Engagement. „Annette und Du, Ihr habt mit Euren 30 Veranstaltungen des Salemer Dialoges das Leben in der Gemeinde und der Umgebung sehr bereichert und wir alle haben immer etwas für unseren Alltag aus den Veranstaltungen mitgenommen.“ Neben einem Blumenstrauß übergab er eine Urkunde. Als Vertreter der zahlreichen Podiumsgäste der letzten Jahre bedankte sich Dr. Manuel Cadmus aus Bresahn sehr persönlich für die vielen Gesprächsformate und inspirierenden Inhalte.
Das neue Organisationsteam des Salemer Dialoges, Barbara Kliesch, Lara-Johanna Kroeg, Margaret Schlubach-Rüping und Silvia Tessmer stellten sich dem Publikum kurz vor. In einem Gedicht von Lara Kroeg wurde die Leistung von Gabriele Heise und Annette Andresen gewürdigt: „Begonnen habt Ihr mit den Bienen und Wiesen, es folgten Themen wie Energie und Krisen … Ihr Lieben, Ihr habt ein tolles Angebot kreiert, was die Gemeinde Euch mit großem Dank quittiert. „Wir wissen in welch‘ große Fußstapfen wir treten und freuen uns über Euer Vertrauen, uns den Staffelstab dieser großartigen Veranstaltungsreihe zu übergeben“, so Barbara Kliesch. Der 31. Salemer Dialog findet am Sonntag, 12. November im Dorfgemeinschaftshaus Salem statt.