Herzogtum Lauenburg (pm). In der Diskussion um Fachkräftemangel appelliert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) an das Gastgewerbe im Kreis Herzogtum Lauenburg, mehr und vor allem bessere Ausbildungs-Perspektiven zu bieten. „Das beste Mittel gegen Personalmangel ist, selbst auszubilden und dabei gleichzeitig auch für gute sowie attraktive Ausbildungsbedingungen zu sorgen“, so die Gewerkschaftssekretärin Anne Widder von der NGG Hamburg-Elmshorn. „Es passt nicht zusammen, wenn die Gastronomie einerseits das Klagelied vom Fachkräftemangel anstimmt, andererseits viele Betriebe aber nicht bereit sind, Fachkräfte selbst auszubilden und das zu attraktiven Rahmenbedingungen.“
Widder verweist in diesem Zusammenhang auf die Ergebnisse des aktuellen Betriebspanels des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB). Danach bilden bundesweit nur 16 Prozent aller Betriebe im Gastgewerbe aus. „Das Gastgewerbe hat damit den niedrigsten Anteil an Ausbildungsbetrieben unter allen untersuchten Branchen. Zum Vergleich: In der Nahrungs- und Genussmittelwirtschaft liegt der Anteil der ausbildenden Betriebe bundesweit bei 48 Prozent“, so Widder. „Natürlich haben wir gerade in der Gastronomie viele Kleinbetriebe. Sie haben es sicherlich schwerer, die notwendigen Voraussetzungen für eine qualifizierte Ausbildung zu schaffen als größere Unternehmen. Dennoch lohnt es sich gerade auch für diese Betriebe, qualifizierten Nachwuchs im eigenen Haus aufzubauen.“
Die NGG Hamburg-Elmshorn warnt eindringlich vor einer „Ausbildungs-Lethargie“ in der Gastronomie: „Auch wenn die Azubi-Suche nicht einfach ist und große Anstrengungen erfordert, ist es fatal, sich von der Ausbildung zu verabschieden und von vornherein keine Ausbildung anzubieten. Wer überhaupt nicht ausbilden will und hier kein Engagement zeigt, darf sich über Fachkräftemangel im eigenen Betrieb nicht wundern. Da sind die Nachwuchssorgen ein Stück hausgemacht“, so NGG-Gewerkschaftssekretärin Anne Widder.
Gleichzeitig müssten allerdings auch die Ausbildungsbedingungen für Jugendliche in der Gastro-Branche verbessert werden, so die NGG. Hier gebe es erheblichen Nachholbedarf. Widder: „Mehr Ausbildungsplätze – aber mit guten und attraktiven Bedingungen. Das geht nur zusammen im Doppelpack“. Anne Widder verweist in diesem Zusammenhang auf den aktuellen Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Danach bewerten angehende Hotelfachleute sowie Köchinnen und Köche die Qualität ihrer Ausbildung als besonders schlecht. Beide Ausbildungen bilden, so der Report, unter den Ausbildungsberufen mit das Schlusslicht.
„Grundsätzlich gilt, wer sich die Mühe macht, inhaltlich gut auszubilden und Auszubildende nicht als billige Arbeitskräfte sieht, hat am Ende zufriedene Fachkräfte“, so Anne Widder. Und genau hier bestehe dringender Handlungsbedarf: Vor allem seit der Neuordnung der betrieblichen Ausbildungsrahmenpläne, die seit dem Ausbildungsstart im August 2022 greifen, sei für die Betriebe einiges an Neuerungen in den Ausbildungsinhalten dazugekommen.
Widder: „Das oft gehörte Argument der Branche, dass schon jetzt die angebotenen Ausbildungsplätze nicht besetzt werden könnten und man deshalb keine zusätzlichen Plätze brauche, zieht damit nicht. Hier gibt es ein gewaltiges Imageproblem. Die Frage, warum man keine Bewerber findet, muss sich die Branche selbst stellen. Wenn die Ausbildungsbedingungen stimmen und der Job für Jugendliche attraktiv ist – insbesondere in puncto Arbeitszeit, Ausbildungsqualität und Bezahlung – lassen sich junge Menschen viel leichter gewinnen.“