Geesthacht (pm). Wasserstoff ist ein Energieträger mit großer Zukunft. Der Hansebelt ist schon jetzt Vorreiter bei der Entwicklung und Nutzung von Wasserstofftechnologie – und die Chancen steigen weiter, weil der Norden über regenerative Energien zur Herstellung von grünem Wasserstoff verfügt. Auch die Technologie ist bereit für die Verwendung in den Bereichen Industrie, Mobilität und Haushalten – aber Vorschriften und Gesetze stehen der Dynamik derzeit im Weg. Das wurde im Talk „FOKUS Wirtschaft“ der IHK zu Lübeck auf Initiative des IHK-Wirtschaftsbeirats „Herzogtum-Lauenburg“ zum Thema „Wasserstoff – Wirtschaftlichkeit im Visier“ im Geesthachter Innovations- und Technologie-Zentrum (GITZ) GmbH deutlich. Das Moderatorenduo IHK-Vicepräses Thomas Buhck und Dr. Arno Probst, Vorsitzender des Fehmarnbelt Business Council (FBBC), gingen mit ihren Gesprächspartnern der Frage nach, wie weit Norddeutschland bei der Anwendung von Wasserstofftechnologie als Beitrag zum Klimawandel bereits ist.
Dr. Julian Jepsen vom Helmholtz-Zentrum Hereon in Geesthacht betonte, dass die technischen Voraussetzungen stimmen würden. „Elektrolyseur und Brennstoffzelle sind bereit“, sagte er vor 60 Teilnehmern, die auf Einladung der IHK und der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) ins GITZ gekommen waren. „Das ist alles nicht kompliziert, aber unsere selbst gesetzten Rahmenbedingungen sind zu streng. Dadurch hinken wir bei vielen großen Projekten hinterher.“ Jetzt sei vor allem ein Markthochlauf erforderlich, keine bremsende Regulatorik, ergänzte Jepsen.
Auch Annika Fischer, Leiterin der Landeskoordinierungsstelle Wasserstoff bei der WTSH – Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH, betonte, dass die Technologie bereit sei für die Anwendung. Leider trügen Lieferengpässe dazu bei, dass die Industrie die Nachfrage nach Produkten nicht im vollen Umfang befriedigen können. Der Mittelstand arbeite allerdings an der Ausweitung der Produktion zum Beispiel von Speichern, sagte Holger Stühff von der Stühff Maschinen- und Anlagenbau GmbH in Geesthacht. „Speichertechnik muss universell einsetzbar und vor allem auch bezahlbar sein. Wir haben einen Wissensstand und die Technik entwickelt, die wir kostengünstig im Markt anbieten wollen“, sagte er. Auf Nachfrage von Moderator Probst, was die Technologie so teuer mache, ergänzte Stühff: „Die Fertigung in Deutschland ist noch sehr aufwendig. Noch fertigen wir jeden Behälter individuell an. Wir müssen daher versuchen, die Produktion zu automatisieren.“ Dafür benötige das Unternehmen allerdings auch kostengünstige Metallhydride.
Die Stadt Geesthacht wolle ebenfalls bei der Anwendung von Wasserstoff vorangehen, sagte Bürgermeister Olaf Schulze. „Geesthacht ist seit jeher ein Energiestandort. Daher haben wir jetzt beim Land dafür geworben, unsere Unternehmen bei Forschung und Entwicklung stärker als bisher zu fördern.“ Am Standort müsse es nun darum gehen, Wasserstoff mit Photovoltaik zu erzeugen. Zudem regte er an, Geld in den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur zu investieren und nicht in Ausgleichszahlungen für abgeschaltete Windkraftanlagen bei Überlastung des Netzes. „Das sind wichtige Themen, die wir im IHK-Wirtschaftsbeirat mit den Unternehmen vor Ort weiterverfolgen werden“, sagte Thomas Buhck, der Vorsitzender dieses Gremiums ist.