Mölln (pm). Die Stadt Mölln arbeitet an dem bundesweiten Förderprojekt „Kleinstadt Akademie“ mit. Bundesweit wurden 25 von mehr als 2.000 Kleinstädten für das Pilotprojekt ausgewählt. Für Mölln haben Bürgermeister Ingo Schäper und Citymanagerin Monika Siegel an diesem Projekt mitgewirkt. Jede teilnehmende Stadt widmete sich einem zukunftsrelevanten Thema. Mölln hat sich für die Thematik „Neue (Arbeits-) Welten“ entschieden und dazu im Oktober letzten Jahres eine Themenwoche durchgeführt.
Im Rahmen der vom BBSR (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung) geförderten Pilotphase zur Errichtung einer Kleinstadtakademie haben sich die Städte Wittenberge, Dießen, Dippoldiswalde, Mölln und Oestrich-Winkel zu einem Verbund zusammen geschlossen und gemeinsam das Projekt: „StadtLabor Kleinstadt. Kooperative Entwicklung kleinstädtischer Transformationspfade im Themenfeld Digitale Arbeitswelten“ durchgeführt. Am Ende der knapp zweijährigen Laufzeit lassen sich Ergebnisse auf vielen Ebenen unterscheiden.
Konkrete Impulse
In den einzelnen Städten wurden Erfahrungen gesammelt, wie auf eine zunehmend digitalisierte Arbeitswelt reagiert werden kann. Ein temporärer Co-Working-Space, eine thematisch breit getragene Aktionswoche zum Themenfeld, Schnuppertage in bestehenden Co-Working Spaces, eine dauerhafte Task Force von BürgerInnen sowie mehrere BürgerInnen Befragungen in den beteiligten Städten stehen für diese Art von lernenden und auch experimentellen Ansätzen. Im Kleinstadtverbund wurden diese in den Transferwerkstätten vorgestellt, Meinungen und Erfahrungen dazu ausgetauscht.
Themenbezogene Unterstützung
Für das Anschieben eines neuen Themenfeldes ist es von elementarer Bedeutung, Prozesse der Netzwerkbildung, der Sensibilisierung und des Austauschs voranzubringen. In allen Gemeinden wurden spezifische Aktivitäten entfaltet, die das Themenfeld digitaler Arbeitswelten für die Kleinstadt übersetzt haben und es damit auf die kommunalpolitische Agenda bringen. Dies geschah etwa durch die Unterstützung der Aktivitäten eines Sportvereins, die Gründung einer „Task Force“, öffentliche Veranstaltungen, Erprobungsangebote und auch Stimulierung für kommunalpolitische Befassungen. Wesentlich waren hierbei auch die fünf „Transferwerkstätten“, zu der jede beteiligte Kleinstadt einmal einlud. Neben dem wertvollen Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe, haben sie im lokalen Kontext die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt und damit einen wichtigen Mehrwert erzeugt.
Erkenntnisse zu den Transformationspotentialen von Kleinstädten
Das Projekt setzte auf die Entwicklung und Erprobung der transformativen Potentiale von Kleinstädten. Im Fokus stand die Frage, welche Aspekte digitaler Arbeitswelten vor Ort genutzt und übertragbar sein könnten und welche Barrieren existieren. Es ging um einen lernenden Wissenstransfer mit den städtischen Akteuren, um frühzeitig neue Themen zu adressieren, sie sich lokal anzueignen und erprobend Einsichten zu gewinnen. Es wurden eine Reihe wertvoller und übertragbarer Erfahrungen gesammelt und ausgewertet, wie (1) die nicht immer einfache Aktivierung zivilgesellschaftlicher Akteure, (2) die Bedeutung des Aufbaus eines breiten Unterstützungsnetzwerks (für das Vorhaben), bestehend aus lokalen Akteuren aus den Bereichen Staat, Markt und Zivilgesellschaft, (3) die Schlüsselrolle des/der Bürgermeisters/in in den Prozessen und (4) die Notwendigkeit zur Entwicklung bzw. Einnahme einer längerfristigen Perspektive als Grundlage für die Entfaltung von Transformationspfaden für mobiles, dezentrales und ortsunabhängiges Arbeiten.
Beantwortung unserer Fragestellung zu den Chancen stärker digitalisierter Arbeitswelten
Die digitalen Arbeitswelten sind ein neues Thema für die beteiligten Kleinstädte. Das Thema konnte (1) die hohe Aufmerksamkeit für die fortschreitende Digitalisierung von Arbeit und Geschäftsprozessen nutzen, (2) an dem mit der Corona-Pandemie verstärkten Home-Office-Trend anknüpfen und (3) auf bestehende lokale Vorerfahrungen (Summer of Pioneers und Co-Working-Spaces) Bezug nehmen. Für die Kleinstädte war es neu, die sich aus der digitalisierten Arbeitswelt ergebenden Chancen und sich daraus für die Stadt selbst ergebenden Gestaltungsmöglichkeiten zu erkennen und zu ergreifen. Für eine aktive Mit-Gestaltung digitaler Arbeitswelten fehlt den Kleinstädten das Wissen und die Ressourcen. Andererseits hat sich gezeigt, dass das Thema das Potential dazu besitzt, mittel- bis langfristig zu einem selbstverständlichen Teil einer zukunftsrobusten Daseinsvorsorge werden zu können. Die Möglichkeit mobiler ortunabhängiger Arbeit erhöht die Attraktivität für die vorhandenen und auch die potentiellen Bürger:innen, und es verbessert damit auch die Standortbedingungen der regionalen Unternehmen und auch der Verwaltung. Für die mittelfristige Zukunft gelte es, die Kleinstädte im Sinne regionaler Innovationsökosysteme weiterzudenken, um stärker in Kooperation von Handwerk, Handel, Unternehmen, Verwaltung, Schulen, Vereinen und Bürger:innen neue und angemessene Formen digitaler Arbeit und auch Qualifizierung zu erproben. Aus unserer Sicht kündigt sich mit dem Thema der Digitalisierung der Arbeitswelten ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt für die zu gründende Kleinstadtakademie an.