Mölln (aa). E-Sport ist eine aufstrebende Branche, die sich um Wettkämpfe in Videospielen dreht und in den letzten Jahren exponentiell gewachsen ist. Mit Millionen von Zuschauern auf der ganzen Welt und einem wachsenden Markt ist E-Sport zu einem ernstzunehmenden Wirtschaftszweig geworden. In Mölln eröffnete gestern (1. April) unter dem Dach der Möllner Sportvereinigung (MSV) das erste von insgesamt fünf in Schleswig Holstein geplanten Regionalzentren zur Förderung E-Sport und Digitalisierung im ländlichen Raum. Hier sollen künftig die besten E-Sportler der Region zu einer Kreisauswahl geschmiedet werden. Doch hat die MSV in dem frisch renovierten und eingerichteten Raum am Markt 7 sehr viel mehr vor.
„Wir haben bis zuletzt gewerkelt“, erklärte der Vorstandsvorsitzender der MSV, Dennis Bluhm gestern den rund 40 Gästen, die das Regionalzentrum anlässlich der Eröffnung bevölkerten. Der Raum selbst ist ausgestattet mit mehreren modernen Gaming-PCs, moderne Tastaturen leuchten bunt im gedimmten Licht, Controler hängen in ihren Halterungen, bereit zur ersten Partie Rocket League, Fifa oder was künftig von den E-Sportlern gewollt ist. „Ballerspiele wird es hier allerdings nicht geben“, betont Dennis Bluhm. Bereit seit einigen Jahren gibt es bei der MSV eine E-Sport Gruppe. Im Vereinsheim am Waldsportplatz gibt es ebenfalls einen Raum, wo diese E-Sportler regelmäßig trainieren. Laut Bluhm haben auch weitere Vereine im Kreis Herzogtum Lauenburg ebenfalls bereits E-Sport-Gruppen. Im Regionalzentrum in Mölln sollen die größten Talente nun gefödert werden. Für die besten von ihnen geht es dann nach Kiel in die Landesauswahl und perspektivisch sogar bis in die Nationalmannschaft.
Möglich wird dies durch eine gezielte Förderung des E-Sports durch das Land Schleswig-Holstein. Das Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport hat erste letzte Woche seine vierte Richtlinie zur Förderung des E-Sports veröffentlicht. Mit Beschluss des Landtages zum Haushalt 2023 stehen für Projekte von gemeinnützigen Vereinen und Verbänden sowie den Kommunen insgesamt 120.000 Euro zur Verfügung. Zusätzlich wird der Landesfachverband EVSH (E-Sport-Verband Schleswig-Holstein e.V.) mit 189.000 Euro unterstützt.
„Es freut uns sehr, dass wir das erste Regionalzentrum hier in Mölln eröffnen dürfen“, so Phillip Ebben, 1. Vorsitzender des schleswig-holsteinischen E-Sportsverbands EVSH, „Das Konzept hier ist einzigartig und wird als Vorbild dienen.“ Für jüngere Generationen werden hiermit neue Strukturen geschaffen. Dies betonte auch Michael Schröder, Aufsichtsratsvorsitzender der MSV und sieht hier Notwendigkeit als auch Chancen für Vereine: „Wir müssen unsere Vereine in die Moderne führen und auch junge Leute ans Ehrenamts heranführen, so dass diese in Zukunft auch Lust haben, den Verein weiterleben zu lassen. Daher müssen wir für neues offen sein.“
„Doch nur E-Sport ist uns für Mölln zu wenig“, fährt Dennis Bluhm fort. So wurde in den letzten Jahren auch der Bedarf in Mölln nach Co-Work-Space evaluiert. Tagsüber steht daher Selbstständigen das Regionalzentrum zur Verfügung, um von hier aus zu arbeiten. Ihren Arbeitsplatz können sie, wenn Platz ist, spontan per Tagesticket oder auch gleich längerfristig buchen. Auch für den örtlichen Tourismus sei das von Interesse und steigert den Wert Mölln als Urlaubsziel für Geschäftsleute, die während des Urlaubs mal einen Arbeitstag einlegen müssen.
Und weitere Funktionen wird das Regionalzentrum haben: „Wir laden alle Ehrenamtler und Vereine in Mölln ein. Sie können künftig bei Bedarf diesen Raum kostenfrei nutzen. Zudem soll hier in Kürze eine Vollzeitstelle für einen Ehrenamtskoordinator ausgeschrieben werden, der sich um die, unter anderem auch digitale, Sichtbarkeit des Ehrenamts in Mölln kümmern soll. „Wir wollen von hier aus künftig auch Antreiber des Ehrenamts in Mölln sein“, sagt Bluhm weiter. Zudem soll hier eine City-Community aufgebaut werden, die sich kreativ mit der Innenstadtförderung auseinandersetzen soll.
In der Anfangphase wird das Regionalzentrum immer Dienstag bis Donnerstag zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet sein. An den anderen Tagen und Uhrzeiten sind die Räumlichkeiten zum Beispiel für Vereine buchbar. An den Wochenenden sind hier primär zudem Workshops und Seminare geplant. „Wir freuen uns über die neuen Möglichkeiten, die sich hier bieten“, erklärte der ebenfalls anwesende Bürgermeister Ingo Schäper.