Lauenburg (pm). Hans-Christian Baden-Rühlmann ist ein etwas anderer Pastor. Mit gefärbten Haaren und einer Vorliebe für Kampfsport und „nerdige“ Dinge, entspricht der Lauenburger Theologe nämlich so gar nicht dem vermeintlich klassischen Bild eines Seelsorgers.
„Kirche ist gefüllt mit den Persönlichkeiten, die wir sind“, sagt Pastor Hans-Christian Baden-Rühlmann aus Lauenburg an der Elbe. Dass seine Persönlichkeit möglicherweise nicht in das klassische Bild des Pastors passt, ist dem 32-Jährigen durchaus bewusst. Baden-Rühlmann hat ein Faible für Kampfkunst, war sogar mal Wrestler, ist Science-Fiction-Fan und Digital Native, fühlt sich also in den sozialen Medien zu Hause und bespielt Facebook und Instagram so ganz nebenbei mit kirchlichen und gemeindlichen Themen.
All diese Vorlieben spiegeln sich auch in Baden-Rühlmanns Pastorats Büro in Lauenburg wider. Über der Besprechungsecke hängt ein riesiges Bild der U.S.S. Enterprise aus der Science-Fiction-Serie „Star Trek“. Im Regal daneben sitzen niedliche Pokémon-Plüschtiere. Der PC ist eher eine bunt-beleuchtete Gaming-Station, wie man sie aus manchen Streaming Zimmern kennt. „Gelegentlich spiele ich auch selbst noch Videospiele. In letzter Zeit häufiger, Seven Days to die'“, verrät der Pastor. Ein Computerspiel über die Zombie-Apokalypse. Mit den Computerspielen hätte er wieder angefangen, weil ihm sein neuer Job als Pastor im Probedienst in Lauenburg gerade wenig Zeit ließe für ältere Hobbies, so Baden-Rühlmann.
Zum Beispiel der Kampfsport beziehungsweise die Kampfkunst. Schon seit seiner Kindheit ist Baden-Rühlmann aktiver Kampfsportler, hat Taekwondo gemacht und Jiu-Jitsu. Der 32-Jährige hat sogar einen schwarzen Gürtel im Ninjutsu. Und er war mal Wrestler. „Während des Theologiestudiums in Kiel habe ich mit einem Freund ein sogenanntes Tag-Team gebildet“, erzählt der Pastor. „Wir waren manchmal die Dojo-Dragons und zu anderer Gelegenheit ein reicher Schnösel mit seinem Butler.“ In Spandex-Wrestling-Kostümen hat Baden-Rühlmann sogar Schaukämpfe bestritten. „Es war ein cooles Gefühl, im Ring zu stehen und von allen Seiten entweder bejubelt oder ausgebuht zu werden“, sagt Hans-Christian Baden-Rühlmann und zeigt stolz seine Dojo-Dragons-Kampfmaske und ein zerbeultes Tablett.
„Sport hat mich aus meiner Bubble geholt“
Für das Kämpfen an sich, gar Gewalt, habe er dabei aber keine Faszination empfunden, so der Lauenburger Pastor. „Mich hat immer die Kampfkunst fasziniert, die Ästhetik, die Bewegungen. Das ist einfach schön.“ Außerdem habe ihn Kampfkunst aus seiner Bubble geholt, erklärt Baden-Rühlmann. „Der Sport hilft, den Blick auf Menschen zu weiten“, sagt er. „Ich habe dadurch Menschen getroffen, die ich ohne Sport möglicherweise nie kennengelernt hätte.“ Eine gute Schule für seine heutige Arbeit in der Gemeinde.
Derzeit lebt und arbeitet sich Baden-Rühlmann gerade noch ein als Pastor im Probedienst der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Lauenburg/Elbe. Dass er dabei vielleicht nicht ganz dem klassischen Bild des Pastors entspricht, ist an der Elbe offenbar kein Problem. „Die Rückmeldungen aus der Gemeinde sind positiv“, weiß Baden-Rühlmann. Zwar seien BesucherInnen seines Pastorats Büros über die Einrichtung manchmal etwas verwundert. Aber letzten Endes, so Baden-Rühlmann, geht es bei Kirche ja nicht um Oberflächlichkeiten, sondern um tiefe Gespräche und Beziehungen. „Außerdem“, so der 32-Jährige, „bin ich ja eben auch mehr als nur Pastor.