Ratzeburg (tbi). Auf den Tag genau ein Jahr nach Gründung der Initiative und des Vereins „Ratzeburg hilft“ zogen die Vorsitzende Ekaterina Turowski mit Ehemann Martin und Ludmilla Feller mit Ehemann Pastor Kai Feller im Burgtheater eine Zwischenbilanz. Die Frauen, die beide aus der Ukraine stammen, fanden erst vor einem Jahr nach Beginn des Angriffskrieges zusammen, um hier Hilfe für die Menschen dort schnell und unkompliziert zu organisieren.
Innerhalb weniger Tage entstanden Ideen und eine große Welle der Hilfsbereitschaft. „Ihr habt doch im Kino Platz für Hilfsgüter“, hieß es und so wurde das Burgtheater schnell zum Anlaufpunkt für die unzähligen Sachspenden. Innerhalb eines Jahres machten sich von hier aus 36 Hilfsgütertransporte auf den Weg.
„Wir hatten in den ersten Stunden und Tagen nach Ausbruch des Krieges eine Art Schocklähmung“, erinnert sich Ekatarina Turowski. Gleich etwas Sinnvolles tun können, habe allen geholfen. Rund 50 Menschen gehören seitdem zu der Gruppe, die sich bei „Ratzeburg hilft“ um die Unterstützung für die Ukraine engagiert. Und es wurde viel Sinnvolles getan. Dank der digitalen Kommunikation mit ihren Familien, Freunden und Bekannten in der Ukraine, konnten die Frauen in Ratzeburg schnell ermitteln, was dort dringend gebraucht wurde. Gezielt wurde über die Seite des Vereines (www.ratzeburg-hilft.de) und über die Medien publik gemacht, was benötigt wird, um die größte Not der Menschen in den betroffenen Gebieten zu lindern.
„Es gab sofort einen großen Andrang von Menschen, die hier ihre Sachspenden abgegeben haben. Wir haben immer den Kontakt mit Menschen in der Ukraine gehalten und nach den erfolgreichen Transporten von dort Bilder und Videos mit den gespendeten Dingen erhalten. So können wir bis heute sicher sein, dass die Hilfe auch immer tatsächlich vor Ort ankommt“, sagt Ludmilla Feller.
Heute habe sich das teilweise geändert; die Netzwerke mit der Ukraine in den aktuell nicht unmittelbar betroffenen Gebieten haben sich so entwickelt, dass manche Dinge dort vor Ort gekauft werden können, die dann durch Privatleute in die Versorgungsgebiete gefahren würden und der Ratzeburger Verein die Rechnungen von hier aus bezahlt.
Waren im Wert von über einer Million Euro hat der Verein bislang in die Ukraine transportieren können und insgesamt über 150 000 Euro an Geldspenden für konkrete Bedarfe der Menschen in der Ukraine erhalten. Zu Hilfsgüter-Spenden würde heute jeweils nach Bedarf aufgerufen, aber „Geldspenden sind weiter willkommen“, sagt Martin Turowski. Von einem konkreten Beispiel, wie damit geholfen werden kann, berichtete Pastor Kai Feller, der auch selbst einen Transport begleitet hat. Der Entwicklungsdienst der Nordkirche habe bislang den globalen Süden bei Hilfsleistungen bevorzugt. Nun habe man sich dort darauf eingelassen, die Ukraine zu priorisieren. 20 000 Euro für Medikamente und medizinisches Gerät hat „Ratzeburg hilft“ von dort erhalten, mit weiteren 20 000 Euro hat der Verein den Betrag verdoppelt. Oft würden aus Ratzeburg heimreisende Menschen aus der Ukraine mit ihren Privatfahrzeugen die Dinge mitnehmen und ordnungsgemäß vor Ort abgeben. Drei Krankenhäuser konnten so bislang unterstützt werden und Fotos einer Ärztin dort konnten belegen, dass die Hilfe auch wieder vor Ort ankommt.
„Einige größere Hilfsorganisationen haben es organisatorisch nicht immer so einfach wie wir“, sagt Martin Turowski, „wir machen es einfach!“. Auch die Montessori Nord – Kitas wandten sich Ende vergangenen Jahres an „Ratzeburg hilft“, um zu erfragen, wie sie unterstützen könnten. Daraus haben sich Kooperationen mit Kindergärten in der Ukraine entwickelt und 60 Schuhkartons, die von den Montessori-Kitas gepackt wurden, haben ihren Weg in die Ukraine gefunden.
„Ratzeburg hilft“ ist weiterhin auf Geldspenden angewiesen, um die Menschen in der Ukraine zu unterstützen:
- Verein Ratzeburg hilft IBAN: DE79 2019 0109 0010 1995 30.
„Bei einigen Institutionen und Menschen, die sich besonders im ersten Jahr der Hilfe und Unterstützung von „Ratzeburg hilft“ engagiert haben, möchte sich der Verein namentlich – ohne Rangreihenfolge und Anspruch auf Vollständigkeit – bedanken. Dazu gehört die Nordkirche, Montessori Nord, Coca Cola Mölln, Provinzial Sönke Brüdersdorf, Gödecke Logistik, Safety Car hier Andreas Koop, Stadt Ratzeburg hier Mark Sauer, der Kinderschutz Herzogtum Lauenburg, Möbeltischlerei Gold, Lauenburgische Gelehrtenschule, FFW Buchholz – Groß Disnack – Pogeez, Harley Davidson Breitenfelde hier Björn Andersson, Praxis Alexander Ruthke, Gymnasium Schwarzenbek Europaschule, Christine Kröber, Futterhaus Lübeck und Katharina von Reden“, sagt Ekatarina Turowski.
Bei der Freude über die Hilfsbereitschaft der Menschen hier, die Unterstützung durch die Stadt Ratzeburg und den Kommunen, bleibt der Gruppe um Ekatarina Turowski aber auch anzumerken, dass es ihnen natürlich viel lieber wäre, wenn es den Verein „Ratzeburg hilft“ nicht geben müsste und der Krieg niemals ausgebrochen wäre.