Sandesneben (pm). Am Donnerstag, 24. November wurde in der Haushaltsberatung im Sozialausschuss des Kreistages über die Beratungsstelle Land-Grazien getagt. Einen Tag vor dem internationalen „Orange Day“ gegen Gewalt an Frauen (Herzogtum direkt berichtete) wurde die Anschlussfinanzierung dieses Projektes abgelehnt.
„Ich bin bestürzt über die Ignoranz der Mehrheitsfraktionen!“, fasst Manfred Börner, Kreisvorsitzender der SPD Herzogtum Lauenburg, seinen Eindruck der Ergebnisse der Haushaltsberatung des Sozialausschusses im Kreistag zusammen. Nachdem sich CDU und Grüne im letzten Jahr nach langem Hängen und Würgen zu einer Finanzierung der Frauenfachberatung „Land-Grazien“ des Vereines „Frauen helfen Frauen Sandesneben & Umgebung“ entschieden hatten, stimmten die Fraktionen in diesem Jahr gegen eine Anschlussfinanzierung für dieses einzigartige Projekt.
„Wenn Grüne auf die Beratungsstelle in Schwarzenbek verweisen, zeigt das, wie wenig Bewusstsein für die Problematik hier vorhanden ist. Frauenhäuser sind landauf, landab an der Kapazitätsgrenze. Immer wieder müssen schutzsuchende Frauen abgewiesen werden. Fachberatungen verzeichnen seit Corona ca. ein Drittel mehr Anfragen von gewaltbetroffenen Frauen. Das ist eine Pandemie in der Pandemie! Die Sicherstellung vorhandener Angebote reicht nicht aus. Wir brauchen einen massiven Ausbau. Dazu haben wir uns nicht zuletzt durch die Istanbul Konvention verpflichtet“, so Kreisvorstandsmitglied und stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen im Kreis Doro Siemers, die auch selbst Vereinsmitglied ist.
Die stellvertretende Kreisvorsitzende Jennifer Fröhlich erklärt abschließend die große Solidarität der Kreis-SPD mit den Land-Grazien: „Angebote für gewaltbetroffene Frauen auf dem Land sind viel zu selten. Frauen helfen Frauen Sandesneben haben mit der Beratungsstelle Land-Grazien hier ein neues Angebot geschaffen, das durch Niedrigschwelligkeit und moderne Social Media-Arbeit auch bundesweit für Aufsehen sorgt. Wir könnten hier im Kreis eine Vorreiterinnenrolle einnehmen. CDU und Grüne vertun diese Chance und schaden gewaltbetroffenen Frauen.“
SPD: Frauen helfen Frauen in Not
Bestürzt reagiert die SPD-Kreistagsfraktion auf die Streichung der Mittel für das Projekt „Frauen helfen Frauen“. Während der Haushaltsberatungen gestern im Sozial-Bildung- und Kulturausschuss wurde ein Antrag auf weitere Förderung des Projekts abgelehnt. Gitta Neemann-Güntner, sozialpolitische Sprecherin der SPD und stellvertretende Fraktionsvorsitzende, bemerkt hierzu: „Ich kann mir nicht erklären, warum dieses innovative Projekt nicht weitergeführt wird. Die Ablehnung am Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen hat natürlich noch einmal eine andere Symbolkraft.“
Das Projekt wird vom Verein Landgrazien betrieben und berät Frauen in Situationen von häuslicher Gewalt, besonders in ländlichen Gegenden. Es stellt damit eine wichtige Ergänzung zu den bisherigen Frauenberatungen im Kreis dar. David Welsch, stellvertretender Vorsitzender im Ausschuss, hierzu: „Wir brauchen niedrigschwellige Beratungsmöglichkeiten. Gerade im ländlichen Raum. Frauen helfen Frauen sind über viele Kanäle leicht zu kontaktieren und mit ihrem anonymen Beratungsbus schnell vor Ort.“
Der Antrag auf Bewilligung der 40.000 Euro wurde mit Stimmen von CDU und FDP, bei Enthaltung der Grünen abgelehnt. Für die SPD-Fraktion ist das Thema aber noch nicht erledigt. „Wir werden die Mittel erneut im Kreistag beantragen. Bis dahin werben wir für die Fortsetzung des Projekts. Hilfesuchende Frauen dürfen nicht allein gelassen werden.“, so Calvin Fromm, SPD-Mitglied im Ausschuss.
„Mit dem Stimmverhalten der CDU-Mehrheit kehrt erneut die soziale Kälte in unseren Kreis zurück. Dieses werden wir als Sozialdemokraten nicht zulassen,“ so SPD-Fraktionsvorsitzender Jens Meyer abschließend.