Integrationsministerin Aminata Touré zum Gedenken der Brandanschläge:
Mölln/Kiel (pm). Integrationsministerin Aminata Touré hat angesichts der Brandanschläge in Mölln vor 30 Jahren mit drei Todesopfern und neun schwer verletzten Menschen zu offener Erinnerungsarbeit und mehr Entschlossenheit im Kampf gegen Rassismus aufgerufen. „Mölln sitzt tief im kollektiven Bewusstsein unseres Landes. Auch 30 Jahre danach gilt: Wir dürfen in unserem Bemühen für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft keine Sekunde nachlassen. Die rassistischen Brandanschläge von Mölln sind eine Mahnung und zugleich Verpflichtung für alle Menschen in Schleswig-Holstein, sich gegen Rassismus einzusetzen. Durch die Anschläge haben die Betroffenen das Vertrauen in staatliche Institutionen verloren. Nun ist es unsere Aufgabe als politische Verantwortliche, dieses Vertrauen zurückzugewinnen“, sagte Touré heute (23. November) in Mölln auf einer Gedenkveranstaltung zu Ehren der Opfer, Angehörigen und Hinterbliebenen der Anschläge.
Die Ministerin nahm gemeinsam mit Ibrahim und Faruk Arslan, Überlebende der Anschläge, sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Gesellschaft an einem interreligiösen Gedenkgottesdienst in der St. Nicolai-Kirche teil. Anschließend legte sie im Namen der schleswig-holsteinischen Landesregierung zum Gedenken Kranz und Blumengebinde an den Orten der Anschläge in der Mühlenstraße und Ratzeburger Straße ab.
„Mölln war und ist eine offene Wunde in der Geschichte dieses Landes. Sie muss auch nicht geschlossen werden, denn Erinnerung und Aufarbeitung solch grausamer Taten werden immer schmerzhaft bleiben“, sagte Touré. Sie dankte der Stadt Mölln und den zivilgesellschaftlichen Initiativen für die bisherige Gedenk- und Erinnerungsarbeit. Gleichzeitig verwies Touré darauf, dass Erinnerung in erster Linie aus der Perspektive der Opfer und ihrer Angehörigen erfolgen müsse: „Hier sollten wir alle miteinander verabreden, noch mehr aufeinander zuzugehen und den Hinterbliebenen eine zentrale Rolle zukommen lassen. Wir brauchen eine gemeinsam gelebte Erinnerungskultur und eine echte Aufarbeitung vor Ort.“ Touré schlug unter anderem vor, die von den Opfern und Hinterbliebenen organisierte „Möllner Rede im Exil“ künftig in Mölln selbst stattfinden zu lassen.
Die Ministerin betonte, dass das Land seine Anstrengungen im Kampf gegen Extremismus und Rassismus deutlich verstärkt habe, etwa durch den Landesaktionsplan gegen Rassismus in Schleswig-Holstein. Die Landesregierung werde diesen Weg konsequent weitergehen und geeignete Projekte, Aktionen, Selbstorganisationen sowie Verbände fördern, die sich für diese Ziele einsetzen. „Ich möchte, dass wir uns gemeinsam unterhaken und eng zusammenstehen, damit Hass und Rassismus in Schleswig-Holstein keinen Platz haben“, so Touré: „Das gilt grundsätzlich und erst recht in Zeiten, in denen viele Menschen vor Krieg und Terror nach Deutschland flüchten.“
Anlässlich des 30. Jahrestags des Möllner Brandanschlags erklärt die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Nina Scheer:
„Der Brandanschlag in Mölln jährt sich zum 30. Mal. Ich gedenke den damals ermordeten Bahide Arslan, Yeliz Arslan und Ayşe Yilmaz. Die Taten waren Mord und sind unverzeihlich. Sie verlangen Wehrhaftigkeit und Schutz. Dafür brauchen wir einen starken Rechtsstaat und Wachsamkeit der gesamten Gesellschaft. Rechtsextremismus muss entschieden entgegengetreten werden. Der Anschlag war kein Einzelfall und steht in einer Reihe antisemitischer und rassistischer Angriffe, wie in Solingen, Halle oder Hanau.
Gemeinsam müssen wir uns entschieden für unsere freiheitliche, demokratische Grundordnung einsetzen und auch dem demokratisch verkleideten Rechtsextremismus entlarvend entgegentreten.“