Herzogtum Lauenburg (pm). „Was Du heute kannst verschieben, kann auch noch bis morgen liegen“ – wer hat nicht schon mal die ungeliebte Steuererklärung oder das Lernen für eine Prüfung von Tag zu Tag geschoben? Geschieht dies häufig, kann dies zu einer Prokrastination führen – eine ernstzunehmende Störung der Selbststeuerung mit erheblichen negativen Folgen in wichtigen Lebensbereichen. Doch auch das Gegenteil, die Präkrastination, ist kein Idealzustand. Wer präkrastiniert, meint, Aufgaben immer sofort erledigen zu müssen. Das bedeutet oft Stress. „Präkrastination klingt zunächst einmal sehr motiviert. Die Betreffenden möchten Aufgaben direkt abarbeiten, um sie aus dem Kopf zu haben – oder auch, um sich Anerkennung zu verschaffen. Das kann aber auch schnell in einem Burnout enden“, so Annegret Finnern, Spezialistin für psychosoziale Gesundheit der AOK NordWest.
Das permanente Erledigen von Aufgaben ohne Pausen bringt nicht die erhoffte Entlastung. Denn kaum ist eine Aufgabe erledigt, kommt auch schon die nächste. Finnern: „Durch die moderne Technik sind wir überall und ständig erreichbar und die Erwartungshaltung steigt“, was zum Beispiel an dem oft gebrauchten Begriff ‚asap‘ – ‚as soon as possible‘, auf Deutsch: ,sobald als möglich‘ deutlich wird. Eine Übermotivation baut sich auf, die durchaus negative Folgen haben kann: „Wir sind nur noch daran interessiert, die To-do-Liste schnell abzuhaken. Dabei kann es leicht zu Ungenauigkeiten und Fehlern kommen oder auch zu falschen Entscheidungen“, meint Finnern.
Präkrastination ist vor allem im Joballtag häufig – und manchmal auch der Grund, private Termine und Verpflichtungen zu verschieben. Durch die vielen Aufgaben im Job, die als wichtig und dringend empfunden werden, werden Freizeit, Partner oder Kinder dann oft vernachlässigt. „Die Last unerledigter Aufgaben löst bei Betroffenen so starken Stress aus, dass sie die Aufgaben schnell erledigen möchten, um den Stress zu reduzieren. Diese Last lässt sich mit einem überlegten Arbeitsmanagement und gezielten Pausen jedoch ebenso leicht verringern“, sagt Finnernund hat als Tipps für den Job zum Beispiel:
Sie empfiehlt als ersten Schritt, Aufgaben zu priorisieren: Vor der Arbeit zunächst einen Überblick verschaffen und die Aufgaben nach Wichtigkeit ordnen und abarbeiten. E-Mails nicht immer direkt nach Eingang, sondern nur zu bestimmten Zeitpunkten lesen und nach Dringlichkeit zu bearbeiten. Das hilft, im Arbeitsfluss zu bleiben. Handys sollten nicht mit in Meetings genommen oder dort ausgeschaltet werden. Das vermeidet Stress durch Multitasking. Damit können Arbeitsprozesse und Ergebnisse wirklich wahrgenommen werden.
Finnern: „Voraussetzung ist außerdem, dass sich Betroffene selbst bewusstmachen, was wirklich wichtig und dringlich ist. Und diesen Schritt überspringen Präkrastinierer eher, arbeiten Aufgaben zwanghaft schnell ab und legen so den Grundstein zur Entwicklung eines Burnouts.“ „Hier kann das kostenfreie AOK-Online-Programm ‚Stress im Griff‘ helfen. Im Gegensatz zu vielen anderen Anti-Stress-Angeboten geht es bei diesem Programm nicht nur darum, bereits entstandenen Stress durch Entspannungstechniken zu lindern, sondern den Stress gar nicht erst aufkommen zu lassen“, so Finnern. Weitere Infos im Internet unter www.stress-im-griff.de