Ratzeburg (pm). Die ukrainischen Waisenkinder samt Betreuungspersonal aus Sumy, die im März 2022 ein ehemaliges Seniorenwohnheim in Ratzeburg bezogen haben, werden voraussichtlich in der 46. KW 2022 in die Westukraine zurückkehren, so die Entscheidung der ukrainischen Heimleitung und der zuständigen ukrainischen Behörden. Entsprechende Betreuungskapazitäten hat die Ukraine zugesichert, es handelt sich um zwei Spitäler. Einige Kinder, die aufgrund schwerer, mehrfacher Behinderungen nicht reisefähig sind, werden zunächst nicht mit zurückkehren, sondern im Don-Bosco-Heim in Mölln verbleiben, bis die Ursprungseinrichtung in Sumy ihren Betrieb wieder aufnimmt.
Die Kreisverwaltung nimmt zu der beabsichtigten Rückkehr der geflohenen Kinder und des zugehörigen Heimpersonals wie folgt Stellung:
Kinder und Heimpersonal sind ukrainische Staatsangehörige. Das Sorgerecht für die Kinder liegt bei deren ukrainischen Vormünderinnen. Kreis und Stadt haben damit keinen unmittelbaren Einfluss auf die Entscheidung des Rücktransports. Einige Kinder waren nur vorübergehend stationär in der ukrainischen Einrichtung untergebracht und sollen zu deren Eltern in der Ukraine zurückkehren, andere Kinder sollen durch wartende Pflegeeltern adoptiert werden. Eltern und ihre Kinder haben sich inzwischen rund zehn Monate nicht mehr gesehen. Auch beim mitgereisten Betreuungspersonal macht sich nach dieser langen Zeit die Sehnsucht nach der Familie, Freunden und der Heimat immer deutlicher bemerkbar.
Im Gegensatz zu der hier in Ratzeburg improvisierten Heimumgebung ist der Betreuungsschlüssel, also die Zahl der Erziehenden je Gruppe, in der Ukraine wesentlich höher. Die Einrichtungsleitung erhofft sich daraus selbst mehr Stabilität und eine geringere Belastung des Personals. Stadt und Kreis werden die Kinder und die Begleitpersonen auch für die Rückreise so gut es geht unterstützen, indem zum Beispiel Materialien und Reiseverpflegung mitgegeben werden. Der Kontakt zwischen Stadt, Kreis und Heim soll aktiv aufrechterhalten werden.
Landrat Dr. Christoph Mager: „Die Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürgern mit Sachspenden, Geldspenden aber auch durch persönlichen, ehrenamtlichen Einsatz für die 60 Kinder war beeindruckend und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Stadt und Kreis, die an diesem Projekt beteiligt waren, haben sich über die zunehmende Unbeschwertheit der Kinder und ihre Entwicklung gefreut. Sie jetzt in die Heimat zurückkehren zu sehen, ist natürlich mit Sorge gerade um diese positive Entwicklung verbunden. Umso wichtiger ist uns, auch aus der Ferne zu unterstützen, sofern dies notwendig ist. Auf ein Wiedersehen nach Beendigung des Krieges freuen sich schon heute alle sehr.“
Bürgermeister Eckhard Graf: „Die Stadt Ratzeburg hat in den vergangenen Monaten dem ukrainischen Waisenhaus aus Sumy eine Heimat im Haus am See geben zu können. Viele Ratzeburgerinnen und Ratzeburger haben geholfen, dass die Aufnahme herzlich und mitmenschlich gestaltet wurde. Wir sind froh, dass wir in dieser Weise ein sicherer Hafen sein konnten und sehen die Rückkehr der Einrichtung mit dem Wissen um die Situation in der Ukraine nicht mit leichtem Herzen. Eine Anteilnahme am Schicksal dieser Kinder und ihres Betreuerstabes wird bleiben.“