Gerade gestern hatte ich ein Gespräch mit einem Freund über all die Gefahren, die in unserer unwegsamen Welt lauern. Betrüger, die an unser Geld wollen, falsche Polizisten, die uns die Autos klauen. Cyberkriminalität. Diebstahl und Raub und was es sonst noch alles gibt.
Lange überlegte ich, wie ich mit diesen Unsicherheiten umgehen soll. Wir alle sind als Mitglieder der Gesellschaft davon betroffen. Und plötzlich fielen mir nach und nach noch viele andere Dinge ein, die unser Leben beeinträchtigen: Kriege, die Corona-Krise, die uns schon lange beeinträchtigt, vielfältige Erkrankungen, Armutsrisiko, Mord und Totschlag…
In meinem Leben hat sich gegen all das Schlechte, Gefährliche und Unsichere ein Schutzschild aufgebaut. Vertrauen kann man es nennen. Aus meinem christlichen Glauben kann ich unbedingt vertrauen, dass ich geborgen bin. Immer wieder fragte ich mich, ob ich nun all die Gefahr ignorieren kann. Völlig arglos leben, ohne Angst vor der Gefahr?
Mein Vater und auch meine Mutter waren meine Vertrauenspersonen und auch heute hoffe ich, dass ich es meinem Sohn weitergebe.
Als ich ein Kind war verlor ich die Angst vor der Dunkelheit. Mein Vater sagte und wir taten es auch: Du kannst nachts in einen dunklen Wald oder auf einen dunklen Friedhof gehen, denn Verbrecher haben Angst vor der Dunkelheit. Als ich 17 Jahre alt war, schrieb mir mein Vater einen Zettel, dass jeder mir helfen soll, und ich trampte vier Wochen durch
Skandinavien. Meine Eltern nahmen mir einige Ängste.
Vertraut den neuen Wegen, klingt das christliche Lied in meinen Ohren. Vertrauen ist gleich Glaube, lernte ich in meinem Leben. Wir sind getragen von unserem Gott.
Wenn ich meinen neunjährigen Sohn sehe, denke ich auch an das Urvertrauen. In einem Lexikon lese ich: „Der Begriff des Urvertrauens oder auch Grundvertrauens stammt aus der Psychologie, beziehungsweise der Soziologie. Es bezeichnet ein grundsätzliches Vertrauen des Menschen in Andere und bewirkt eine positive Lebenseinstellung. Das Urvertrauen bildet sich in den ersten Lebensmonaten und prägt den Charakter des Kindes und späteren Erwachsenen maßgeblich. Ein starkes Urvertrauen ist die Grundlage dafür, dass ein Mensch
vertrauen kann: in sich selbst und in die eigenen Fähigkeiten, die Entwicklung von Selbstwertgefühl und Liebesfähigkeit in Bindungen zu anderen Menschen, in Liebesbeziehungen, in Freundschaften in das Leben an sich, darin, dass das Leben grundsätzlich „gut“ ist.“
So einfach es klingt in all der Schwere der Welt: Vertrauen entsteht durch gute Erfahrungen, durch Übung in diesem Leben. Jeder kann etwas zu einer vertrauensvollen Umgebung dazu tun. Es gibt so viele positive Signale, die Vertrauen erzeugen.
Auch in einer psychischen Erkrankung, das Thema meiner schreibenden Tätigkeit, geht es um vielfältiges Vertrauen. Mir war immer das Vertrauen in die Medizin wichtig. Viele Erkrankte haben da Ängste. Vor der Psychiatrie und den Medikamenten. Es ist für jeden Erkrankten ein langer Weg dies und die Lebenswirklichkeit zu akzeptieren.
Uns allen wünsche ich auch jetzt in unserer realen Welt mit all den Krisen Vertrauen aufzubauen!
Hartmut Haker, Ratzeburg
Der Ratzeburger Autor Hartmut Haker ist seit über 20 Jahren an einer schizo-affektiven Erkrankung erkrankt. Auch durch das Schreiben und Lesungen halten lebt er heute ein lebenswertes Leben mit Familie und Beruf. Seine schreibende Tätigkeit soll anderen Betroffenen nicht nur Mut machen, sondern auch aufklären und entstigmatisieren.