Mölln (pm/aa). Am Montagabend (5. September 2022) haben Unbekannte in einem Vorraum einer türkischen Moschee, in der Hauptstraße in Mölln, an einer Magnetwand befestigte Papiere/Flyer in Brand gesetzt und dadurch einen Schaden verursacht.
Gegen 18 Uhr löste in dem Vorraum der Moschee ein Brandmelder aus, so dass Besucher der Einrichtung darauf aufmerksam wurden und einen stark verqualmten Raum wahrnahmen. Nach bisherigen Erkenntnissen haben Unbekannte dort befestige Papiere/Flyer entzündet, so dass diese gelb-bräunliche Verfärbungen auswiesen. Spuren von Ascheresten waren ebenfalls ersichtlich. Über die angebrannten Papiere/Flyer hinaus ist kein weiterer Schaden entstanden. Die Kriminalpolizei in Ratzeburg führt die Ermittlungen und sucht nach Zeugen, die Hinweise zur Tat geben können. Sie werden gebeten sich unter der Telefonnummer 04541/809-0 bei den Beamten zu melden.
In einem am heutigen Nachmittag (7. September) veröffentlichten offenen Brief verurteilen Möllns Bürgermeister Ingo Schäper und Bürgervorsteher Ulrich Woßlick den Vorfall:
„Liebe Möllnerinnen und Möllner, liebe Freunde der Stadt, liebe Gäste,
am Abend des 05.09.2022 kam es durch einen oder mehrere bislang unbekannte Täter zu einer Sachbeschädigung durch Feuer im Eingangsflur der Möllner Moschee. Wir sind erleichtert, dass niemand der zu diesem Zeitpunkt im Gebäude befindlichen Menschen geschädigt wurde.
Die Stadtverwaltung hat sofort nach Kenntnisnahme am Dienstagmorgen Kontakt mit der türkischen Gemeinschaft und der Moschee aufgenommen und die tiefe Bestürzung über das Geschehene ausgedrückt. Gemeinsam wurden weitere Sicherheitsmaßnahmen besprochen, die kurzfristig umgesetzt werden. Es findet seit Jahren ein sehr freundschaftlicher Austausch zwischen der türkischen Gemeinschaft und der Stadt Mölln statt.
Die Kommunalpolitik wurde am Abend über den Vorfall im Rahmen einer Hauptausschusssitzung informiert.
Vor fast 30 Jahren, in der Nacht des 23.11.1992, verloren Bahide Arslan, Yeliz Arslan und Ayşe Yilmaz ihr Leben bei den menschenverachtenden und rassistischen Brandanschlägen in unserer Stadt. Viele der Menschen, die damals Opfer der feigen Taten wurden, leiden bis heute nicht nur an den Erinnerungen und ihr Schmerz ist nie vergangen. Und uns allen sind die schrecklichen Bilder der beiden Brandhäuser noch immer im tiefen Gedächtnis.
Wir sind zutiefst erschüttert und schockiert, dass es nun wieder zu einem ähnlichen Vorfall in einer türkischen Einrichtung in Mölln gekommen ist.
Die Möllner Moschee liegt mitten im Zentrum unserer Stadt und ist nicht nur für türkische Mitbewohnerinnen und Mitbewohner eine Stätte der Ruhe und des Gebetes, sondern auch für die vielen Menschen muslimischen Glaubens, die in den vergangenen Monaten und Jahren hier bei uns Schutz gesucht und Sicherheit gefunden haben: darunter Menschen aus Afghanistan, Syrien und Eritrea.
Betroffen sind damit wieder Menschen, die bei uns ein neues Zuhause gefunden haben, eben Menschen aus unserer Mitte.
Wir verurteilen diese Tat aufs Schärfste und stellen uns uneingeschränkt und solidarisch an die Seite unserer Freunde. In der Stadt Mölln gibt es keinen Platz für Gewalt und Rassismus, Mölln ist ein Ort der Vielfalt, ein Ort des Miteinanders und der Freundschaft. Wir werden nach besten Kräften dazu beitragen, dass alle Menschen in unserer Stadt ein sicheres Zuhause haben.“
Zum Brand in einer türkischen Moschee in Mölln erklärt Konstantin von Notz, Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen aus Mölln:
„Es ist beschämend und abstoßend, dass fast 30 Jahre nach den grauenvollen und verheerenden Brandanschlägen von Mölln Menschen so etwas tun. Wir hoffen, dass es der Polizei gelingt, die Tat und ihre Hintergründe schnellstmöglich aufzuklären.“
Zum Brand in einer türkischen Moschee in Mölln nehmen die Landtagsabgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg Stellung:
Bina Braun:
„Ich bin schockiert und bestürzt. Es zeigt, wie wichtig es ist, die Erinnerung an die Brandanschläge wachzuhalten und sich mit den Ursachen auseinander zu setzen.“
Uta Röpcke:
„Der feige Anschlag auf die Möllner Moschee, ein Ort der Begegnung und des Gebets, macht deutlich, dass wir bei dem Kampf gegen rassistische und antimuslimische Gewalt noch immer viel zu tun haben. Es braucht nicht nur Solidarität und ein gutes Miteinander, sondern die aktive Auseinandersetzung mit Hasskriminalität und Extremismus.“
Oliver Brandt:
„Dieser Anschlag so kurz vor dem 30. Jahrestag des Brandanschlags in Mölln, bei dem drei Menschen ihr Leben verloren haben, ist zutiefst menschenverachtend.“