Ratzeburg (bw). Eigentlich stand ein Erfolg der Internationalen 63. Ratzeburger Ruderregatta bereits vor den ersten Rennen fest: denn nach der Absage im Jahre 2020 und der reduzierten Auflage 2021 ging die Regatta 2022 nun endlich wieder am Start. Im alten Format? Nein, im besten Format aller Regattazeiten!
In technischer Hinsicht war es ein Quantensprung. Eine dreimal fünf Meter große Bildwand zeigte allen Zuschauern endlich in brillanter Schärfe, was bei 62. Regatten zuvor leider im Verborgenen geblieben war: der Start in Farchau und die spannenden Positionskämpfe bis zum Zieleinlauf Höhe Ratzeburger Ruderclub. Drohnen beziehungsweise Kameras zeigten nun vom Start bis zum Zieleinlauf alles live und in Farbe und so dicht dran, dass einige Zuschauer selbst den Zieleinlauf vor ihren Augen noch weiter auf dem Bildschirm verfolgten: so dicht waren die Aufnahmen an den Bewegungen der Ruderinnen und Ruderer, an deren Gesichtern und an dem Kampf um den Vorsprung.
„Ein Segen diese aktuelle Präsentationstechnik ist ein Gewinn, ein Segen für die emotionale Verfolgbarkeit der Rennen! Und wer nicht selbst vor Ort war, hatte erstmals die Möglichkeit, die Rennen ebenfalls live und in Farbe auf Sportdeutschland.tv zu verfolgen: auch dies ein Quantensprung“, sagten die Veranstaltenden. Reinhard Grahn, Vorsitzender des Schleswig-Holsteinischen Landesruderverbandes schwärmte deshalb zu Recht: „Eine wundervolle Regatta im familiären Umfeld und dies bei Kaiserwetter“, so sein Resümee.
Zum Sport: alle gaben sich ein Stelldichein. Neu-Bundestrainerin Brigitte Bielig führte den DRV-Tross an und Neu-U 23-Bundestrainer Marcus Schwarzrock kam seiner Aufgabe nach, im Ergebnis dieser Qualifikationsregatta, den U 23-Nachwuchs Richtung Varese (Italien) zu formen, wo dieses Jahr die Weltmeisterschaften stattfinden werden. Von den gastgebenden Ratzeburgern waren zwei Nachwuchstalente am Start, die aber erst einmal auf guten Wegen sind, im U 23-Bereich Fuß zu fassen. Steuerfrau Janne-Marit Börger Ratzeburger Ruderclub (RRC) kam am Sonntag in zwei Rennen zum Einsatz (im Vierer und Achter der Frauen). Leichtgewicht Malte Machwitz (RRC) hingegen nutzte in seinen Rennen am Samstag und Sonntag geschickt, mit guten Ergebnissen im Doppelzweier und – vierer auf sich aufmerksam zu machen.
Ein Highlight der Regatta waren auch diesmal die Einer-Rennen bei den Frauen und Männern. Das von der „Kulinarischen Werkstatt Block/Urbrock“ dem Frauen-Einer gestiftete Stipendium ging – wie nicht anders zu erwarten – an Deutschlands zurzeit schnellste Einerfahrerin: Alexandra Föster (Meschede). So einen unglaublichen großen Vorsprung hatte man schon lange nicht mehr in einer Ausscheidung auf dem Küchensee um das Stipendium gesehen. Alexandra Föster ist zwar noch U 23, aber auch die älteren Ruderinnen hatten einfach keine Chance gegen dieses Ausnahmetalent. Bei den Männern war das etwas anders. Hier ging Routinier Tim-Ole Naske (Hamburg) trotz seiner schöpferischen Pause an den Start und erreichte auch die beste Männerzeit. Das U-23 Stipendium ging allerdings an den besten U-23-Teilnehmer und dies war Wietse Morreau aus den Niederlanden (ASR Nereus).
Ein voller Erfolg war der Firmen-Sprintcup. Nach der „Internationalen“ stieg das Breitensport-Event zum 13. Male und 22 Mannschaften maßen die Kräfte in der von Dirk Thomsen und Heike Lange hervorragend organisierten Regatta, die schon fast an ihre Grenzen stößt: mehr Mannschaften lassen sich kaum auf die Boote verteilen. Bei denen die teilnahmen, war die Freude riesig: wie viele Steuerleute „gingen baden“! Es war eben auch: Kaiserwetter und alle hatten Lust und Laune wieder draußen zu feiern und sich zu freuen.
Regattaleiterin Ulrike Hein hatte sich auch für das traditionelle Regattafrühstück etwas Neues einfallen lassen. Vor dem Frühstück ging es zu einem kleinen, aber feinen Sektempfang auf die wunderschöne Tribüne. An frischer Luft und in lockerer Atmosphäre gelang der Auftakt viel leichter als im Clubraum. Apropos Regattaleiterin Ulrike Hein: Ulrike hat ihren Abschied angekündigt. Das ist sehr schade, aber die Regatta hat auch gezeigt, wieviel Potenzial noch in ihr steckt.